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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Miraa, und der verletzte Krieger stöhnt und schreit manchmal.
    Während Lketinga bei seinem Gefährten bleibt, gehe ich am nächsten Morgen zum Laden. Das Geschäft läuft wie verrückt, da sich die Nachricht vom Zucker- und Maismehlnachschub wie ein Lauffeuer verbreitet hat. An diesem Tag macht Anna einen schlappen Eindruck. Immer wieder setzt sie sich. Zwischendurch rennt sie nach draußen und übergibt sich. Beunruhigt frage ich, was los ist. Doch Anna meint, es geht schon, vielleicht habe sie leichte Malaria. Ich schicke sie nach Hause, und der Mann, der unseren Lori begleitet hat, bietet sich an, mir zu helfen. Ich bin froh über diese Unterstützung, da er wirklich zupacken kann. Nach mehreren Stunden schmerzt mein Kreuz wieder fürchterlich. Ob es an der Schwangerschaft oder am ewigen Bücken liegt, weiß ich nicht. Nun bin ich Ende des dritten Monats, vermute ich. Außer einer kleinen Wölbung sieht man noch nichts. Mein Mann zweifelt inzwischen meine Mutterschaft an und meint statt dessen, ich hätte vielleicht ein Geschwür im Bauch.
    Nach geraumer Zeit betritt Lketinga den Laden. Im ersten Moment stutzt er und herrscht den Mann an, was er hinter der Theke mache. Ich bediene weiter. Der Mann erzählt von Annas schlechtem Befinden und daß sie deswegen nach Hause ging. Wir arbeiten weiter, und mein Mann sitzt da und kaut immer noch Miraa, was mich ungehalten werden läßt. Ich schicke ihn zum Veterinär, um nachzuschauen, ob heute eine Ziege getötet worden ist, denn ich will ein gutes Essen mit Fleisch und Kartoffeln machen. Mittags will ich schließen, damit ich im hinteren Teil kochen und mich waschen kann. Doch Lketinga und der Helfer wollen durcharbeiten. Auf meinem neuen Holzkohleofen koche ich ein schmackhaftes Eintopfgericht. Endlich kann ich wieder einmal in Ruhe essen. Die Hälfte hebe ich für Lketinga auf. Mit vollem Magen kann ich besser arbeiten.
    Nach 19 Uhr sind wir zu Hause. Der Verwundete hockt in unserer Hütte. Es scheint ihm besser zu gehen. Doch welch ein Chaos herrscht hier! Überall liegen abgefressene Miraa-Stengel und zerkaute Kaugummi-Klumpen herum. Der Kochtopf steht mit angeklebtem Maisessen neben der Feuerstelle, und rundherum liegen Essensbrocken, auf denen sich Ameisen tummeln. Dazu kommt der üble Geruch in der Hütte. Mir verschlägt es fast den Atem. Ich komme müde von der Arbeit und muß nun erst die Hütte säubern, ganz zu schweigen vom Topf für den Chai, den ich mit den Fingernägeln sauber kratzen muß.
    Als ich meinen Unmut meinem Mann gegenüber äußere, stoße ich auf Unverständnis. In seinem Miraarausch fühlt er sich angegriffen und meint, ich wolle seinem Freund, der gerade mit dem Leben davongekommen ist, nicht helfen. Dabei verlange ich nur etwas Ordnung. Humpelnd verläßt der Krieger mit meinem Mann die Hütte, und sie gehen zu Mama. Ich höre eine heftige Diskussion und fühle mich ausgestoßen und einsam. Um meine Fassung nicht zu verlieren, krame ich meinen Kassettenrecorder hervor und höre deutsche Musik. Nach einiger Zeit streckt Lketinga seinen Kopf in die Hütte und schaut mich mißmutig an. »Corinne, what’s the problem? Why you hear this music? What’s the meaning?« Oh Gott, wie soll ich ihm erklären, daß ich mich mißverstanden und ausgenützt fühle und Trost in der Musik suche? Er kann das nicht verstehen.
    Ich nehme seine Hand und bitte ihn, sich neben mich zu setzen. Wir hören gemeinsam Musik und starren ins Feuer. Dabei spüre ich, wie langsam eine erotische Spannung entsteht, und kann sie genießen. Im Feuerschein sieht Lketinga phantastisch aus. Ich lege meine Hand auf seinen dunklen nackten Oberschenkel und fühle auch seine Erregung. Er schaut mich wild an, und plötzlich liegen wir uns in den Armen. Wir küssen uns. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, daß auch er Gefallen daran findet. Obwohl ich es immer wieder probiert habe, hatte Lketinga bis jetzt nie richtig Spaß daran, und deshalb scheiterten meine Versuche meistens sehr rasch. Doch nun küßt er mich und wird immer ungestümer. Endlich schlafen wir wieder miteinander. Es ist wunderschön. Als sich seine Anspannung löst, streicht er mir liebevoll über meinen kleinen Bauch und fragt: »Corinne, you are sure, you have now a baby?« Glücklich lache ich: »Yes!« »Corinne, if you have a baby, why you want love? Now it’s okay, I have given you a baby, now I wait for it.« Natürlich bin ich etwas ernüchtert über diese Einstellung, doch nehme ich sie nicht mehr

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