Die Weiße Ordnung
dass Cerryl besser zuhören sollte.
»… was ein hartes Stück Arbeit bedeutet. Du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das ist. Jeder, der hier lebt, sieht einen Teil dessen, was für die Sauberhaltung der Stadt notwendig ist: Kanalöffnungen und Straßenreinigung, Latrinen hier in den Hallen und in den größeren Wohnhäusern, die großen Abfallwagen; aber der größte Teil der Arbeit spielt sich nicht vor aller Augen ab.«
Plötzlich schwenkte der runde Magier herum und zog ein Buch aus dem Regal, dann noch eines und noch eines. Er ging zum Tisch und legte fünf Bücher ab.
»Jeslek sagte, dass du schnell liest. Kannst du diese Bücher hier im nächsten Achttag lesen?«
Cerryl sah auf den Bücherstapel und dann zum Magier. »Ich glaube schon. Wenn es keine außergewöhnlich schwierigen Bücher sind.«
»Nein, nur der Inhalt … Ich habe sogar eines davon selbst geschrieben.« Myral grinste. »Wenn es nicht geht, kommst du zu mir. Wenn doch, lies sie und komm in einem Achttag wieder, gleich nach dem Frühstück.« Myral sah Cerryl eindringlich an. »Studier die Bücher so, als wäre ich Jeslek.«
»Ja, Ser.« Cerryl verbeugte sich.
»Noch eine Sache.« Myral eilte geschäftig durchs Zimmer in die Ecke hinter der Tür aus Weißeiche, wo er in einer Kommode mit vielen Schubläden wühlte, die er eine nach der anderen herauszog. »Hier … das wird dir helfen.«
Der Weiße Magier rollte ein Stück Papier zu einer Röhre, als er wieder auf Cerryl zukam. Er warf sie Cerryl zu. Dieser trat einen Schritt zurück, damit er sie auffangen konnte. Was war das?
»Das? Oh, das ist die beste Karte, in der alle Kanäle eingezeichnet sind. Die musst du auch studieren. Sieh dir genau an, wie die Kanäle verlaufen. Das sollte dir keine Schwierigkeiten bereiten. Jeslek meinte, du kennst dich aus mit Karten. Es hilft, wenn du einige Spaziergänge mit der Karte unternimmst und versuchst, die Hauptkanäle zu orten.«
Cerryl fühlte sich plötzlich völlig erschlagen. Zuerst war er auf Leyladin geprallt und dann hatte man ihn mit einem Stapel Bücher versehen und mit einer Kanalkarte beworfen. Eine Kanalkarte, bei der Dunkelheit!
»Einen Achttag, von jetzt an«, meinte Myral fröhlich, als er die Bücher Cerryl in die Arme legte. »Am besten fängst du gleich damit an.«
Voll beladen nickte Cerryl Leyladin zu. »Schön, Euch kennen gelernt zu haben.«
»Ich freue mich, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben.« Sie lächelte geheimnisvoll. »Aus näherer Entfernung.« Die grünen Augen funkelten.
Cerryl unterdrückte ein Schaudern bei dieser Bemerkung und nickte ihr und Myral noch einmal zu. »Einen Achttag von jetzt an, Ser.«
Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem dumpfen Schlag.
Langsam ging er die Treppe hinunter, die Arme fingen bereits an zu schmerzen unter dem Gewicht der Bücher und der zusammengerollten Karte, während seine Gedanken sich im Kreis drehten. Was machte Leyladin da oben mit Myral? Die Situation war nicht eindeutig verdächtig gewesen, der dickliche Magier hatte nur ein Einzelbett in seinem Zimmer stehen und auf dem Tisch hatte ein offenes Buch gelegen.
Du hoffst, dass sie nur bei ihm studiert … aber was kannst du dagegen tun, wenn es mehr ist?
Und warum hatte sie gehen wollen, als Cerryl kam? Warum hatte sie gesagt, das sie sich freute, seine Bekanntschaft gemacht zu haben – aus näherer Entfernung? War das nur eine Stichelei gewesen oder hatte sie es wirklich so gemeint?
Cerryl versuchte, die Bücher anders zu nehmen, und taumelte gegen die Wand, als er verzweifelt die Karte festhalten wollte.
Eine Kanalkarte? Was würde er bei Myral lernen? Was hatten die Bücher mit den Kanälen zu tun? Was hatten die Kanäle überhaupt mit der Ausbildung zum Magier zu tun?
Wieder eine Prüfung?
LIX
A m späten Nachmittag saß Cerryl im grauen Licht, das durch die Fenster in die Bibliothek fiel, und rieb sich die Stirn. Er musste sich zwingen, die Augen auf das Pergament zu richten, das vor ihm lag.
… die schweren Fette, mögen es Kochfette oder Reste vom Abdecker sein oder …, bilden eine schwache Ordnung, setzt man sie der Wärme, hervorgerufen durch Chaos in chaos-reichen Abfällen, oder dem Chaos aus … Solche einzelnen Ordnungs-Bausteine verbinden sich mit Unrat, der weniger fest ist, dadurch wird die Verflüssigung behindert, die notwendig ist zum Abtransport …
Cerryl hatte geglaubt, dass die Geschichtsbücher und die Philosophie in den Farben
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