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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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anderes. Drei verschiedene Strahlen leuchteten auf: gelbe, blaue und rote Flammen loderten über den Schlamm des Fußwegs und ließen lediglich einen schwachen Dampf zurück, die Steine jedoch waren so schmutzig wie zuvor.
    »… war das?«, murmelte Ullan.
    »Sei ruhig … weiß es nicht und will es auch nicht so genau wissen«, zischte Dientyr. »Wird uns noch beide zu Asche verwandeln.«
    »Uuuuhhhfff.«
    Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste Cerryl, dass Ullan einen Ellbogen oder dergleichen in der Magengrube deutlich zu spüren bekommen hatte. Er starrte auf den fast unsichtbaren, aber stinkenden Dampf, der sich langsam auflöste, während Cerryl zusah. Drei Farben?
    Cerryl atmete tief durch und drehte sein Gesicht zur Wand über dem Wassergraben.

 
LXVII
     
    E saaks Hand flog über die Tafel und ließ eine lange Reihe von Zahlen zurück. »Verstehst du? Nimmt man die Fläche des Querschnitts … Ha!« Esaak starrte Cerryl an. »Verstehst du denn nicht?«
    Cerryl hatte große Schwierigkeiten: Er verstand sehr wohl, warum es notwendig war, das zu wissen, aber Esaaks Erklärungen verstand er nicht.
    »Siehst du noch immer nicht ein, warum das Studium der Mathematik notwendig ist … nach all dem, was ich dir gesagt habe … trotz Fairhaven als Beweis dafür?« Der dicke Magier seufzte aus tiefstem Herzen und sein Doppelkinn schwabbelte.
    »Ser …«
    »Du arbeitest doch in den Kanälen, habe ich Recht?«
    »Ja, Ser.«
    »Fließt das Wasser, wenn der Kanal sauber ist, nicht genau innerhalb des Grabens?«
    »Ja, Ser.«
    »Woher wusste wohl der Ingenieur, der diesen Seitentunnel gebaut hat, wie groß er ihn bauen musste? Hat er einfach nur geraten?«
    Cerryl fühlte sich völlig leer. Er wusste natürlich, dass der Ingenieur nicht geraten hatte. Esaak hätte ja sonst die Frage nicht aufgeworfen, aber warum stellte der alte Magier eine so unnütze Frage? »Er bediente sich der Mathematik.«
    »Glänzend. Aber nun … wie und warum?«
    Wie? Das wusste Cerryl nun wirklich nicht. »Er bediente sich der Mathematik, um sicherzustellen, dass der Kanal nicht einstürzte oder zu klein war. Das verstehe ich ja, Ser. Aber es sind die Formeln und der Umgang mit Zahlen, womit ich Schwierigkeiten habe.«
    »Cerryl … du bist so gescheit und gleichzeitig so dumm.« Esaak wischte sich die schweißnasse Stirn trocken. »Niemand … niemand hat dich jemals etwas gelehrt, habe ich Recht?«
    »Nein, Ser.«
    »Wie hast du lesen gelernt? Jeslek und Sterol behaupten, du könntest sehr gut lesen – zumindest was Geschichtsbücher und Karten angeht.«
    »Ich habe die Tochter meines Meisters dazu überredet, mir die Buchstaben beizubringen, und ich habe ihre Bücher gelesen – zumindest die, die sie mir leihen wollte. Später hat mir Tellis, der Schreiber, geholfen.«
    »Zu dumm, dass sie dir nichts über Zahlen beibrachten. Welche Verschwendung. Ich werde mein Bestes versuchen, obwohl es in deinem Alter schon fast unmöglich ist, solch schwierige Dinge noch zu lernen.« Esaak hielt inne. »Diese Formel … sie zeigt …« Wieder hörte Esaak auf zu reden. »Hast du schon einmal einen Bewässerungsgraben gesehen? Nun, im Grunde ist der Abwasserkanal nichts anderes …«
    Cerryl zwang sich, aufmerksam zuzuhören, und hoffte, dass er das Gesagte auch dann noch behalten konnte, wenn er Esaaks Zimmer verlassen hatte und wieder in die Kanäle hinabgestiegen war.

 
LXVIII
     
    C erryl klopfte an die messingbeschlagene weiße Eichentür.
    »Du kannst hereinkommen, Cerryl«, rief Myral.
    Wie an jedem kalten Morgen schlürfte der ältere Magier heißen, gewürzten Apfelwein aus einem irdenen Becher. Die Läden waren geschlossen, doch durch haarfeine Risse im Rahmen fielen helle Sonnenstrahlen herein, die sich im Wind, der am Turm vorbeifegte, zu bewegen schienen. Myral hatte eine weiße Reisedecke über seine Knie gebreitet, obwohl die Tage – so empfand es Cerryl jedenfalls – bereits wesentlich wärmer wurden.
    Myral bemerkte Cerryls fragenden Blick auf die Decke. »Die Tage scheinen wohl wärmer zu werden, aber ich friere immer mehr. Ich bin versucht, Sterol zu bitten, mich nach Ruzor zu schicken, nur …« Er schüttelte den Kopf und lächelte gequält. »Dort ist es das ganze Jahr über warm.«
    »Einige behaupten gar, dass es dort heiß ist.« Was wollte Myral sagen?
    »Diese Knochen könnten etwas Wärme vertragen. Manchmal hätte ich gegen eine Hitze wie in den Steinhügeln nichts einzuwenden.« Myral trank vom heißen

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