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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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stieg wieder ins Bett. Seine Gedanken kreisten wild in seinem Kopf.
    Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, war da ein Licht – eine Spur von Licht – aber er verstand immer noch nicht … nicht richtig jedenfalls. Die Farben der Weiße gaben nur indirekte Hinweise … mehr nicht. Myral deutete nur an … mehr nicht.
    Mit einem Seufzer wickelte sich Cerryl in die dünne Decke.

 
LXVI
     
    C erryl starrte durch die Dunkelheit des Seitentunnels auf die Ziegelreihe, wo der Schleim anfing; dann konzentrierte er sich auf den Ordnungs-Schild und die Lenkung des Chaos. Seine Nase zuckte bei dem widerlichen Gestank, der aus der Brühe in dem Grabenabschnitt zu seiner Rechten aufstieg.
    Genau wie in seinem Traum brachte er nur ein Chaos-Feuerchen zu Stande, das lediglich einen kleinen Flecken der Wand – keine zwei Ellen – reinigte und nur eine Spur weißen Staubes zurückließ. Wenn du dich nicht anstrengst, hast du einen langen Tag vor dir – und noch eine lange Zeit in den Kanälen.
    Cerryl nahm sich zusammen, richtete sich auf und atmete tief durch. Beim zweiten Versuch stellte er seinen Schild schräg auf.
    Zischend spritzte das Chaos-Feuer fast wie eine Flüssigkeit über die Ziegelsteine und schrubbte dabei eine mehr als doppelt so große Fläche als beim ersten Versuch sauber.
    Hinter ihm klapperte Ullan nervös mit seiner Lanze auf den Steinen des Fußweges. Die dumpfen Schläge hallten durch den Kanal und in Cerryls Ohren. Der Magierschüler blieb stehen, scheute jedoch davor zurück, den Lanzenkämpfer zu ermahnen … aber das Geräusch lenkte ihn ab.
    »Hör auf«, flüsterte Dientyr.
    Cerryl wartete, bis das Echo verstummt war, und widmete dann seine volle Aufmerksamkeit wieder dem Chaos-Feuer an der Tunnelwand über dem Abwassergraben.
    Diesmal vermochte er das Feuer jedoch nicht hoch genug zu werfen und erreichte kaum die Ziegel, die sich eine Elle über dem Wasserspiegel befanden.
    Cerryl runzelte die Stirn. Bevor er angefangen hatte, darüber nachzudenken, wie man Chaos-Feuer handhabte und steuerte, war es ihm viel leichter gefallen. Warum? Er beabsichtigte doch nicht, wild mit dem Feuer um sich zu werfen – oder sonst irgendwie unachtsam damit umzugehen. Er hatte genau gesehen, wie wenig es dem flüchtenden Weißen Magier bei Dylerts Mühle eingebracht hatte.
    »Weniger Ordnung … mehr Chaos …«, murmelte Cerryl und versuchte es ein drittes Mal. Das Ergebnis schien zwar etwas besser zu sein, doch nicht sehr – nur ein kleiner sauberer Fleck auf dem Fußweg, vielleicht drei Ellen lang und eine breit.
    Verbissen arbeitete er weiter und so gelang es ihm, Elle für Elle reinzuwaschen. Nachdem er eine Strecke von fast zehn Ellen gesäubert hatte, bearbeitete er den Schaum auf dem Abwassergraben mit Feuer. Eine Stichflamme brannte über die Oberfläche hinweg und hinterließ eine schaumfreie Brühe und einen Geruch, in dem sich Asche, Dung und Schlimmeres mischten.
    Allmählich arbeitete sich Cerryl Stein für Stein vor, er musste jedoch feststellen, dass er immer längere Pausen zwischen den Feuerstößen einlegen musste … und dass Ullan wieder angefangen hatte, die Lanze gegen die Steine zu klopfen. Cerryl blickte Ullan einen Augenblick lang eindringlich an.
    »Entschuldigung, Ser.« Ullan warf den Kopf zurück und die Enden seines dünnen Schnurrbartes zitterten.
    Wortlos wandte sich Cerryl wieder der Dunkelheit vor ihm zu.
    Als ein Feuerstoß einen dicken Ast verkohlte, flüsterte Dientyr Ullan erneut etwas zu: »Hör auf, mit der Lanze gegen die Wand zu klopfen. Er ist zwar kein Jeslek, aber er besitzt genug Energie, um uns zu rösten.«
    Kein Jeslek? Noch nicht. Cerryl presste die Lippen fest aufeinander und ließ dann dem Feuer freien Lauf.
    Fauchend loderte der ungedrosselte Feuersturm in den Tunnel, über Wand und Graben in alle Richtungen, eine Fläche von fast zehn Ellen Länge und fast der gleichen Höhe blieb gesäubert zurück.
    »Ghhhp!« Ullan schluckte, danach folgte Stille.
    Cerryl lächelte in sich hinein, doch das Lächeln erstarb schnell. Irgendwie … irgendwie musste es doch möglich sein, gezielte Kontrolle mit entspanntem Chaos-Fluss zu vereinen … irgendeine Möglichkeit musste es geben. Doch das stellte Cerryl vor die größten Schwierigkeiten, denn er verstand noch gar nicht richtig, was er eigentlich tat.
    Er rief sich Myrals Worte in Erinnerung und konzentrierte sich dann auf die Spaltung des Chaos in einen roten Lichtstrahl, einen grünen … doch heraus kam etwas ganz

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