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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Apfelwein.
    Cerryl warf einen Blick auf den kleinen Ofen, in dem noch eine Hand voll Kohlen glühte.
    »Die Kohlen geben länger Wärme ab als ein loderndes Feuer.« Myral räusperte sich. »Deine Fortschritte?«
    »Weitere dreißig Ellen gestern, Ser, in etwa.« Nach einer kurzen Pause fügte Cerryl hinzu: »Ich hatte da ein Problem neulich.«
    »Mit den Lanzenkämpfern oder mit dir selbst? Drück dich genauer aus, Cerryl.« Myral runzelte die Stirn. »Welches Problem?«
    »Mit mir. Ich wollte genauer arbeiten und versuchte, das Chaos-Feuer zu steuern. Doch je angestrengter ich es versuchte, desto weniger Kraft hatte ich.« Cerryl schluckte. »Äh … dann dachte ich über das Licht nach … so wie Ihr es empfohlen habt, und ich erhielt gleichzeitig drei Lichtblitze: rot, gelb und blau. Sie vermochten jedoch den Schlamm nicht zu verbrennen. Was immer es gewesen war, das ich da getan habe, es gelang mir kein zweites Mal.«
    »Mmmmh.« Myral nippte an seinem Apfelwein, warf einen Blick zur Tür hinter Cerryl und hustete. »Was geschah mit deinem Chaos-Feuer?«
    »Ich hielt den Schild niedriger und dachte nicht weiter darüber nach, da loderte ein ungeheures Chaos-Feuer auf. Die Farben machten mir jedoch Sorgen. Chaos-Feuer folgt gewöhnlich einem Bogen und fällt am Ende zu Boden, aber diese Strahlen verhielten sich anders, und …« Cerryl hielt inne. Hatte er nicht gerade Fußtritte auf der Treppe gehört? Leyladin?
    Trotz Lyasas Warnung interessierte sich Cerryl immer noch für die Heilerin. Warum konnten sich Schwarze und Weiße nicht lieben – ohne Gefahr? War Leyladin denn wirklich eine Schwarze? War sie gar Myrals Geliebte?
    Ein kaum wahrnehmbares Scharren drang durch die Tür und Cerryl fühlte, dass jemand draußen auf dem Treppenabsatz wartete.
    »Ah …« Myral warf einen Blick auf die schwere Weißeichentür. »Das ist etwas, das du selbst herausfinden musst, junger Cerryl. Jeder Magier muss das, weißt du. Der Umgang mit Chaos lässt sich nicht wie Mathematik erklären, wo jede Zahl immer den gleichen Wert besitzt.«
    Der jüngere Magier unterdrückte ein Stirnrunzeln. Kraft war aber doch schließlich Kraft … Irgendwie fühlten sich Myrals Worte falsch an, Cerryl konnte jedoch nicht genau sagen, warum.
    »Denk über das Licht nach. Vielleicht musst du die Farben der Weiße noch einmal lesen – vielleicht noch gründlicher.«
    Cerryl nickte und musste sich zurückhalten, um nicht gleich zu protestieren, dass er das schon so oft getan hatte – öfter, als alle vermuten würden.
    »Du kannst gehen«, meinte Myral mit einem weiteren Blick zur Tür.
    »Ja, Ser.« Cerryl stand auf.
    »Bis morgen.«
    Nach einem Nicken drehte sich Cerryl um und ging zur Tür, er öffnete sie und trat hinaus auf den Treppenabsatz, wo in der Tat jemand stand.
    »Guten Tag, Leyladin.« Cerryl lächelte strahlender als eigentlich beabsichtigt, als seine Augen das ovale Gesicht erblickten, das blonde Haar, das einen leichten Rotton besaß und nicht ganz bis zur Schulter reichte, die grünen Augen, die sogar in der Düsternis des Treppenhauses noch leuchteten, und die vollen Lippen, die jedoch nicht zu voll waren.
    »Guten Tag, Cerryl.« Sie erwiderte sein Lächeln freundlich, aber nicht auffordernd. »Sei vorsichtig in der Tiefe.«
    »Danke.« Und jetzt?, fragte er sich. Noch bevor Cerryl weitere Schritte unternehmen konnte, öffnete Leyladin bereits die Tür zu Myrals Gemach und schlüpfte hinein; ohne ein weiteres Wort hatte sie ihn auf der Treppe stehen lassen.
    Mit einem Schulterzucken, das keineswegs seine tiefsten Gefühle widerspiegelte, stieg Cerryl die Steintreppe bis zur Eingangshalle hinunter, den Wächtern am Fuße der Treppe schenkte er keine Beachtung. Diesmal hatte er schon ein paar Worte mehr herausgebracht, ein paar wenigstens, doch noch immer schien seine Kehle wie zugeschnürt in ihrer Gegenwart. Sie war wirklich wunderschön.
    Er durchquerte die Eingangshalle und blieb im hinteren Teil der Halle stehen, als sich ihm eine rothaarige Gestalt näherte. Er verbeugte sich. »Seid gegrüßt, verehrte Anya.«
    »Um so vieles älter als du bin ich nicht, Cerryl.« Ein warmes Lächeln blitzte in Anyas Gesicht auf, ein Lächeln, dem Cerryl misstraute, obwohl er dessen Wirksamkeit bewunderte. »Wenn du weiter so gut arbeitest, wirst du schon in wenigen Jahren vor dem Rat stehen … und dann werden wir für eine lange Zeit zusammenarbeiten.«
    Der Duft von Sandelholz, vermischt mit Rosenduft und anderen schweren

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