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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Blütenessenzen, hüllte ihn ein, so stark, dass ihm fast übel wurde.
    »Ich habe den Dienst in den Kanälen kaum angefangen«, entgegnete er, »aber Ihr seid sehr freundlich.«
    »Du bist sehr vorsichtig, eine bewundernswerte Eigenschaft.« Ihr Lächeln wurde noch oberflächlicher. »Tu dein Bestes in den Kanälen.«
    Während Anya sich mit einem Nicken verabschiedete und durch die hohe Eingangshalle in Richtung Turm schritt, wandte sich Cerryl dem Hof und den Kasernen zu, wo er Jyantyl und die anderen Lanzenkämpfer treffen würde, die ihm zugeteilt worden waren. Bei Jyantyl konnte sich Cerryl jedoch sicher sein, dass er nicht nur die disziplinarischen Maßnahmen überwachte, sondern auch an höchster Stelle über ihn berichtete.
    Als Cerryl den Hof betrat, fühlte er die warmen Sonnenstrahlen auf dem Gesicht. Fand der Winter wohl doch noch ein Ende? Hatte er nun wirklich fast ein Jahr in den Gildehallen der Magier verbracht? Im Frühling wurde es ein Jahr.
    So vieles war geschehen … und doch auch so wenig. So viele versteckte Prüfungen – und Fallen. Nach fast einem Jahr wusste er immer noch nicht, ob es sich bei dem vergifteten Apfelwein nur um eine Prüfung gehandelt hatte; Cerryl vermutete in der Zwischenzeit jedoch immer mehr, dass es ein roher Mordversuch von Kesrik oder Bealtur gewesen war. Doch das konnte er nicht beweisen, er wagte ja nicht einmal darüber zu sprechen … denn … sollte es eine Prüfung gewesen sein … Er schüttelte den Kopf. In der Mathematik brachte er es zwar nur zu schwachen Leistungen, doch seine Wahrnehmungen waren stark. Den Apfelwein zu erwähnen würde keinem etwas bringen, zumal Myral der Einzige war, der stets Apfelwein trank; und Cerryl bezweifelte stark, dass sich Myral dazu hergeben würde, jemanden zu vergiften. Kesrik dagegen erschien ihm nicht schlau genug, um sich so etwas allein auszudenken und auch auszuführen.
    Hatte gar jemand versucht, sich zweier Menschen zu entledigen? Noch mehr Vermutungen, die du nicht beweisen kannst.
    Es verhielt sich wie mit der Mathematik und dem Chaos-Feuer … er wusste einfach nicht genug darüber.
    Die eiskalten Wasserspritzer aus dem Springbrunnen taten der Wärme der Sonne keinen Abbruch, doch Cerryl lief schnell weiter durch die hintere Halle in den nächsten Hof zu den Kasernen.
    »Wir sind bereit, Ser.« Jyantyl nahm Haltung an, als Cerryl auf ihn zulief.
    »Gut.« Cerryl schlug die Richtung zur Hauptstraße ein, Jyantyl ging neben ihm, die anderen vier Lanzenkämpfer jeweils zu zweit nebeneinander hinter ihnen.
    Die Zubringer zum Seitenkanal, die Cerryl zugeteilt worden waren, befanden sich mehr als zwei Meilen vom Platz der Magier entfernt und der Weg dorthin führte leicht bergauf die Hauptstraße entlang.
    Cerryl musste seine Gedanken ordnen, während er die Straße entlang marschierte. Warum folgte das Chaos-Feuer einem Bogen und fiel dann zu Boden? Das Licht hingegen strahlte einfach geradeaus. Chaos-Feuer brannte und Licht nicht. Cerryls Lippen spannten, er befeuchtete sie mit der Zunge. Die farbigen Lichtstrahlen hatten gebrannt – jedoch nicht so stark wie chaotisches Weißes Licht. Sonnenlicht brannte auch nicht, es sei denn, man bündelte es mit einem Glas oder hielt sich einen ganzen Hochsommertag lang im Freien auf. Dann war es also nicht die Farbe des Lichts, sondern das Chaos im Licht, das brannte.
    Wie konnte man aber die Farbe vom Chaos trennen? Cerryl legte die Stirn in tiefe Falten, während er auf der Hauptstraße rasch nach Norden schritt.
    »Er hat es eilig heute Morgen«, brummte Ullan.
    »So geht’s doch allen Magiern«, antwortete Dientyr.
    »Ruhe«, schnauzte Jyantyl die beiden an.
    Sie setzten ihren Weg auf der Hauptstraße fort, überquerten den Marktplatz, die Straße der Juweliere und den Platz der Handwerker, bis sie in Sichtweite der Nordtore kamen; dort bogen sie nach links ab.
    Vor dem Lagerhaus angekommen, schloss Cerryl das Bronzegitter auf, lehnte es an die Wand und befestigte es an dem dortigen Eisenring. Dann stieg er die Ziegeltreppe hinunter in den Kanal. Auch nach all den Achttagen, die er damit zugebracht hatte, die Seitenkanäle mit Chaos zu schrubben, hatte sich der Schleim nicht wieder auf die Wände gelegt.
    Hinter ihm steckte Dientyr die Kanallampe an und er und Ullan folgten Cerryl in die Tiefe.
    Cerryl stand eine Weile vor den bereits chaos-gebürsteten Ziegeln und starrte in die schlammige Dunkelheit, die sich bis zum Haupttunnel, westlich der Hauptstraße, hinzog; seine

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