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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Fairhaven reichen würden.
    Auf der Straße nach Tellura waren ihm wenigstens noch einige Reisende begegnet, doch hier auf der Großen Straße ritt er mutterseelenallein. Was war der Grund dafür? Konnten die Händler, die Fairhaven noch treu waren, ihre Waren in Gallos nicht zu einem wettbewerbsfähigen Preis verkaufen, wenn sie die Zölle draufschlagen mussten? Trauten sich die Untreuen nicht länger, die Straße zu nehmen, nachdem sie erfahren hatten, dass Jeslek die gallischen Lanzenreiter vernichtet hatte? Oder fürchteten sie den Zorn des Präfekten?
    Cerryl hielt die Zügel locker – sehr locker. Seine Hände schmerzten noch immer empfindlich, besonders an den Handflächen, mit denen er sich an die Torstangen geklammert hatte.
    Durch das bloße Berühren von Eisen verbrannte er sich für gewöhnlich nicht. War es deswegen geschehen, weil er Chaos-Energie verwendet hatte? Würde ihn das von Leyladin trennen? Er zuckte zusammen bei diesem Gedanken. Wieder etwas, das er nicht wusste … Er seufzte. Es gab so vieles, was er noch nicht wusste, und er fragte sich, ob er jemals alles lernen konnte, was er zum Leben brauchte.
    Seine Augen blickten auf die leere Straße, die sich wie ein weißes Band durch die hässlichen dunklen Berge wand, die Jeslek erschaffen hatte.
    Einiges schien nahezu unbegreiflich. Wie war es ihm nur gelungen, Lyam so einfach zu töten? Warum hatte niemand richtig nach ihm gesucht? Das Flimmern des Lichtschildes hätte ihn eigentlich verraten müssen. Wenn man wusste, wie man es zu deuten hatte …
    Er nickte. Suchte die Gilde deshalb so fieberhaft nach denen, die dieses Chaos- oder Ordnungs-Talent besaßen? Damit der Rest der candarischen Bevölkerung nicht erfuhr, was genau in der Macht der Weißen Magier stand? Oder war die Geheimniskrämerei nur Zufall gewesen und man hatte erst später ihren Nutzen erkannt?
    Das Einzige, was die meisten Menschen wussten, war die Tatsache, dass Magier im Spähglas Dinge sehen und Chaos-Feuer werfen konnten und dass Schwarze Magier manchmal die Fähigkeit zum Heilen besaßen.
    Cerryl lachte. Nun wussten sie auch, dass Magier Berge erschaffen konnten. Doch das war so selten und unglaublich, dass sich sicher bald niemand mehr daran erinnern würde. Cerryl konnte sich nicht vorstellen, dass die Welt noch mehr Jesleks hervorbringen würde.
    Die Regeln der Gilde hingegen wurden langsam begreiflich für Cerryl; nur musste man die Art und Weise, wie einige – Jeslek zum Beispiel – sie zu ihren Gunsten ausnutzten, nicht nachahmen.
    Könntest du es denn besser?
    Cerryl lachte bei diesem Gedanken. Er würde es gern versuchen, aber die Chancen für einen verwaisten Schreiberlehrling, Obermagier oder gar Erzmagier zu werden, standen nicht gerade überwältigend gut.
    Der Braune wieherte und Cerryl tätschelte erneut seinen Hals. »Wir werden bald eine Wasserstelle für dich finden. Dann bekommst du auch den letzten Hafer.«
    Der Wallach wirkte noch nicht abgemagert, doch Cerryl machte sich Sorgen. Er hatte zwar bei jedem einigermaßen grünen Grasbüschel angehalten, aber er bezweifelte, dass dem Ross das Grasen genügte, und so viel Getreide, wie er gern hätte, hatte er sich nicht leisten können. Er versuchte, den Wallach nicht zu hetzen, ließ ihn sein eigenes Tempo gehen; Cerryl wusste, dass er auch von Pferden noch zu wenig Ahnung hatte.
    Er seufzte und holte tief Luft.
    Jeslek hatte damit gerechnet, dass Cerryl versagen würde. Warum? Hatte Myral Recht damit gehabt, dass Cerryl eine Bedrohung für Jeslek darstellte? Aber Cerryl wollte bestimmt nicht Erzmagier werden. Er wollte nur, dass diese ständigen Angriffe auf ihn aufhörten und dass niemand mehr versuchte, ihn herumzustoßen. War denn das zu viel verlangt?
    Für einige offenbar schon.
    Cerryl runzelte die Stirn. Seine Rettung waren seine Talente gewesen, von denen Jeslek noch nichts wusste: die Fähigkeit, einen Lichtschild zu errichten, und die Beherrschung von zielgerichteten Feuerlanzen. Jeslek besaß zwar die größte Macht … doch er war nicht allwissend. Wissen war eine Form von Macht. Nicht die einzige Art von Macht – so wie die Berge, die der Obermagier geschaffen hatte, es bezeugten – aber doch die einzige, die Cerryl bislang beherrschte. Ja sogar beherrschen musste – aus vielerlei Gründen, und ein Grund trug meist grüne Kleidung und hatte strahlend grüne Augen, die ständig in Cerryls Gedanken und Erinnerungen herumgeisterten.

 
CII
     
    » G uten Tag.« Cerryl winkte dem

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