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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Zeit lang da. Hinter ihnen in der Küche hörten sie Stimmen und Geschirrgeklapper.
    Im Nordwesten schien die bereits untergegangene Sonne von hinten auf eine niedrige Wolke, sodass diese in einem kräftigen Rosa leuchtete.
    »Ich mag diese Tageszeit«, sagte Rinfur. »Ruhig … nicht zu heiß, nicht zu kalt, die Arbeit ist getan und der Magen gefüllt.«
    Cerryl nickte.
    »Ich glaube, ich geh noch hinüber zum Stall und sehe nach, wie es dem Grauen geht. Mache mir Sorgen um seine Hufe.« Mit einem Nicken drehte sich Rinfur um und überquerte die Veranda, ließ Cerryl allein am Geländer zurück.
    Der Junge fuhr sich mit der Hand durch das noch immer feuchte Haar, das er vor dem Abendessen schnell gewaschen hatte. Er beobachtete die nun grauen Wolken am Himmel.
    Die Tür zur Küche ging auf und Cerryl drehte sich um.
    »Oh … ich wusste nicht, dass du hier bist, Cerryl«, rief Erhana etwas zu laut; sie hielt ein Buch in der Hand.
    »Ich warte auf meine Unterrichtsstunde«, antwortete er mit einem vorsichtigen Lächeln.
    »Das ist aber Grammatik für Fortgeschrittene.«
    »Ich kann es ja versuchen.«
    Erhana zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Bank. Cerryl setzte sich neben sie, vorsichtig, damit sein Bein nicht ihres berührte. Sie öffnete das Buch und Cerryl hörte ihr aufmerksam zu, als sie laut vorlas.
    »… der Küfer stellt Fässer aus Dauben her. In den Fässern werden Mehl und Getreide gelagert. Manche Fässer können aber auch Wasser und Wein …«
    Cerryl fragte sich, ob wohl alle Grammatikbücher Dinge beschrieben, die ohnehin jeder wusste. Aber er sagte nichts und versuchte das, was Erhana vorlas, mit den Buchstaben auf der Seite zu vergleichen.
    »Es wird dunkel«, sagte Erhana nach einer Weile. »Kannst du das Buch noch sehen?«
    »Ich sehe es«, antwortete Cerryl. »Was sind Akolythen?«
    »Das steht nicht in den Schulbüchern.«
    »Das stimmt, aber ich möchte es trotzdem wissen.«
    »Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich Dinge fragst, die nicht in den Büchern stehen.«
    »Es tut mir Leid.«
    »Warum willst du unbedingt lesen lernen?«, fragte Erhana unvermittelt. Sie schlug das Grammatikbuch zu und ließ es auf ihren Beinen ruhen.
    »Ich muss mich schließlich weiterbilden«, antwortete Cerryl und rutschte unruhig auf der harten Bank hin und her.
    »Sie schreiben in den Büchern nichts über Sägemühlen, du dummer Junge.« Erhana lachte. »Nichts darüber, wie eine Mühle funktioniert.«
    »Sollten sie aber«, bemerkte Cerryl. »Jeder weiß über Küfer, Tuchwalker und Schmiede Bescheid.«
    »Natürlich. Man lernt lesen, indem man beigebracht bekommt, wie man die Worte, die man schon kennt, schreibt.«
    Cerryl bemühte sich, bei Erhanas selbstzufriedenem Gehabe nicht zusammenzuzucken.
    »Gibt es denn kein Buch, das alle Worte enthält, auch die, die man noch nicht kennt?«
    »Ein Wörterbuch. Siglinda hat eines. Es stehen unglaublich viele Wörter darin und wie man sie schreibt und was sie bedeuten.«
    Cerryl zog an seinem Kinn. Wo konnte er ein solches Buch auftreiben? »Ein Wörterbuch?«
    »Genau.« Erhana seufzte.
    In einer kurzen Schweigeminute hörte Cerryl Stimmen in der Küche. Er strengte sich an, um die Worte zu verstehen.
    »… sollten es ihm nicht sagen … glücklicherweise war er oben in den Wäldern, als Wreasohn hier war …«
    »… musst es ihm aber früher oder später beibringen, Dylert …«
    »… kann nicht ewig hier bleiben.«
    »Psst … er ist auf der Veranda. Wir sprechen später darüber.«
    »Lass Erhana ihn nur die Buchstaben lehren. Armer Junge.«
    Es wurde immer dunkler und Cerryl schluckte. Etwas Schreckliches musste Syodor und Nall zugestoßen sein … aber was? Und warum? Wer konnte einem halb verkrüppelten alten Bergarbeiter und seiner Frau, die einem Vetter beim Schafezüchten halfen, etwas zu Leide tun?
    »Du bist so still, Cerryl«, wagte Erhana zu fragen.
    »Oh, ich habe nur über Wörterbücher nachgedacht«, log er schnell. »Sie sind bestimmt schwer zu bekommen.«
    »Ich glaube schon. Siglinda sagt immer, ihres sei sein Gewicht in Gold wert.« Erhana zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt.«
    »Bücher sind nicht billig«, behauptete Cerryl. »Sie müssen Seite für Seite kopiert werden.«
    »Siglinda sagt, in Lydiar gibt es viele Schreiber. Wenn ich einmal reich bin, werde ich einen anstellen und ihn alle Bücher, die ich will, kopieren lassen.«
    Die Tür zur Veranda öffnete sich und Dyella spähte heraus. »Du

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