Die Weiße Ordnung
liebsten laut geseufzt, denn das Quietschen bedeutete, dass er die Räder und Achsen wieder schmieren musste, und er hasste es, in den schmutzigen Eimer zu fassen. Genauso hasste er es, dass er hinterher so viel Zeit damit verschwenden musste, sich die Schmiere wieder von den Händen zu schrubben. Wenn es um mechanische Dinge ging, stellte er sich nicht sehr geschickt an, meist endete alles in einem fürchterlichen Durcheinander. Bei Dylert und Brental dagegen wirkten all die Arbeiten in der Mühle immer so mühelos.
Der Handwagen quietschte weiter und übertönte das leise Rumpeln der Räder auf den Steinen.
Unter den hohen Schleierwolken des Spätsommerhimmels lief Cerryl der Schweiß über Gesicht und Rücken. Das Gras auf den Weiden hing schlaff zu Boden, wurde bereits herbstlich braun. Nicht einmal die leichteste Brise hatte sich im vergangenen Achttag geregt.
Cerryl schob und schwitzte und der Karren quietschte und rumpelte über den Weg zur Mühle. Vor dem großen Südtor stand Dylert bei einem Wagen und sprach mit einem schmächtigen Mann mit einem dünnen, rötlich braunen Ziegenbart, der eine ärmellose Lederweste trug.
Die Augen des Jungen wanderten über das Schild auf der Seite des Wagens. Er blinzelte gegen die Sonne und las leise die glänzende Aufschrift: E NFOSS UND S ÖHNE , B AUUNTERNEHMER ; er fragte sich, was genau Enfoss wohl baute.
Cerryl verlangsamte seine Schritte, als er sich dem Wagen näherte.
»Hier sind sie, Meister Enfoss«, rief Dylert und half Cerryl, den Karren zum Stillstand zu bringen. »Beste Goldeiche.«
»Zu einem stolzen Preis, Meister Dylert.« Enfoss grinste den Sägemeister an, wobei gelbe Rattenzähne aus seinem Gesicht blinkten. »Ich habe aber mehr als nur eine lächerliche Handkarrenladung bezahlt.«
»Ihr habt für drei bezahlt und drei sollt Ihr auch bekommen.« Dylert lächelte Enfoss an; dann half er Cerryl, das Holz auf den großen grünen Wagen zu laden. »Leg einfach alles auf die Ladeklappe und hol gleich die nächste Ladung. Ich staple das Holz selbst auf die Ladefläche.«
»Ja, Ser.« Cerryl nahm immer zwei Bretter.
»Nehmt Ihr auf dem Rückweg noch mehr mit?«
»Bei Euren Preisen, Dylert, ist das kaum möglich.« Enfoss lachte schallend.
»Ihr könnt auch nach Howlett fahren und den doppelten Preis für weniger Ware bezahlen«, schlug der Sägemeister vor. Dabei hob er vier von den schweren Planken hoch, als wären es Federn.
Kurze Zeit später schob Cerryl den leeren Wagen schon wieder zurück zum ersten Holzschuppen, froh darüber, dass der Karren nur in beladenem Zustand quietschte.
Cerryls Hemd war völlig durchnässt, als der grüne Wagen die Straße hinunterfuhr. Enfoss blickte nicht zurück. Dylert und Cerryl sahen ihm nach, bis der Wagen auf die Hauptstraße einbog, die, so hatte man Cerryl gesagt, in die breite steingepflasterte Magierstraße mündete, die von Fairhaven nach Lydiar führte.
Dylert nickte erleichtert, er hatte sich vergewissert, dass Enfoss wirklich auf dem Weg nach Lydiar war, dann drehte er sich um. »Cerryl?«
»Ja, Ser? Ich weiß, dass der Karren geschmiert werden müsste, aber er quietscht nur, wenn er beladen ist.«
Dylert schüttelte den Kopf. »Wären doch nur alle Gehilfen so besorgt um ihr Werkzeug! Ich wollte dir nur sagen, dass du gute Arbeit geleistet hast beim Holzaussuchen. Bin froh, dass ich mir bei dir keine Gedanken machen muss. Den Wagen kannst du auch morgen noch schmieren. Bring den Karren in den ersten Schuppen, dann kannst du dich waschen. Bis zum Abendessen hast du frei.«
»Danke, Ser.« Cerryl grinste.
Beim Ton eines weit entfernten Hornes drehten sich beide zum Weg, der zur Hauptstraße führte. Ein Pferd schleppte sich langsam auf dem letzten Stück der Straße dahin und bog in den Weg ein, der hinauf zur Mühle führte. Jeder Schritt schien von Qualen begleitet zu sein, es kam kaum vorwärts. Ein blonder Mann in dunkler Lederkleidung saß auf dem Ross. Cerryl konnte den Schaum in dessen Maul sehen. Dann hörte er die Hufschläge vieler Pferde und sah eine Staubwolke hinter dem Hügel über der Straße nach Lydiar aufsteigen – gut zwei Meilen östlich von der Mühle.
Wieder erklang eine Trompetenfanfare und eine Kompanie Lanzenreiter tauchte auf dem Hügel auf; sie bewegten sich nach Cerryls Einschätzung in einem flotten Trab fort. Doch er hätte eine Gangart von der anderen nicht unterscheiden können, außer vielleicht Schritt vom gestreckten Galopp.
Sein Blick schweifte zurück zu
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