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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Tornister auf seine Schultern. Nachdem Cerryl von Dylert all die Kleider und Schuhe bekommen hatte, hatte er es noch nicht gewagt, den Sägemeister nach seinem Lohn zu fragen; bis zum Schluss hatte er diese Frage aufgeschoben. Nun wünschte er, er hätte es nicht getan. Was konnte er in Fairhaven anfangen, wenn er nur zwei Kupferlinge sein Eigen nannte – genau die zwei Kupferlinge, die er schon in die Mühle mitgebracht hatte? Hätte er dem Toten das Kurzschwert abnehmen sollen? Seine Lippen verschmälerten sich zu einem dünnen Strich. Nicht mit diesem Chaos-Schein darum herum. So viel wusste er: Diese Klinge allein würde ihm schon Ärger einbringen, so sehr es ihm auch missfiel, dass er sie hatte zurücklassen müssen.
    Seine Augen wanderten den Hügel hinauf zur leeren Veranda des Wohnhauses. Erhana schlief ohne Zweifel noch, die dünne Rauchsäule aus dem Küchenkamin ließ jedoch erkennen, dass Dyella schon auf war und arbeitete.
    Dylert begutachtete ein letztes Mal das Holz, das am vorigen Nachmittag aufgeladen worden war, und Rinfur überprüfte noch einmal das Pferdegeschirr, während Cerryl zum Wagen lief.
    »Stell deinen Tornister unter den Kutschbock«, rief Rinfur, ohne aufzusehen.
    Cerryl tat wie ihm befohlen.
    Als Cerryl sich wieder aufgerichtet hatte, sprang Dylert vom Wagen. »Hier, das schulde ich dir noch, mein Junge, es sind auch noch ein paar zusätzliche Kupferlinge drin.« Dylert zog eine Stoffbörse aus seinem Gürtel und hielt sie Cerryl hin. »Du bist genau wie dein Onkel, du bittest nicht und drängst auch nicht. Irgendwann wirst du das aber einmal müssen.« Der Sägemeister grinste. »Auch deswegen werden wir dich vermissen, Junge. Hast du die Schriftrolle?«
    »Ja, Ser.« Cerryl hätte die Börse gern abgetastet, aber stattdessen schnallte er sie sich an den Gürtel. »Ich danke Euch.«
    »Du schuldest mir keinen Dank. Du hast hart gearbeitet und dir deinen Lohn verdient. Und die Empfehlung für Tellis.« Dylert lachte. »Er ist manchmal ein wenig schroff. Lass dich davon aber nicht einschüchtern. Verstanden?«
    Cerryl nickte. Er räusperte sich.
    »Ja, mein Junge?«
    »Ser? In … in meiner Kammer … ich meine … es war meine Kammer … in dem Wandbrett unter der Nische … dahinter … da liegt das Bronzeschwert … vielleicht will Brental es haben.«
    Dylert nickte ernsthaft. »Vielleicht. Wenn ich es ihm sage … das bleibt unter uns. Ich danke dir, dass du mir das gesagt hast … klug von dir, dass du es nicht mitnehmen willst.«
    »Ich dachte … Ihr solltet es wissen.« Die Worte kamen Cerryl nur schwer über die Lippen.
    Dylert lächelte und klopfte Cerryl auf die Schulter. »Mach nur so weiter Junge, dann wird es dir nicht schlecht ergehen.«
    Rinfur kam zu ihnen.
    »Der Reiseproviant, den Dyella eingepackt hat, steht unter deinem Sitz, Rinfur. Diesmal hat sie nicht gespart.« Dylert nickte zu Cerryl. »Er ist noch im Wachstum, würde ich sagen.«
    »Weiß nicht, schnell wächst er nicht«, antwortete der Fuhrmann, während er auf den Kutschbock kletterte, »aber er isst, als wäre es so. Steig auf, Junge. Wir haben einen langen Weg vor uns.«
    Cerryl folgte Rinfurs Beispiel, da seine Beine kürzer waren, musste er sich jedoch mit den Armen auf den Kutschbock ziehen. Er sah Dylert an, er wusste, er sollte jetzt etwas sagen, doch er wusste nicht, was. Als Rinfur schließlich mit den langen Zügeln schnalzte, rief er: »Danke, Ser. Danke für alles.«
    »Ist schon gut, Junge. Pass auf dich auf und richte Tellis meine besten Grüße aus.«
    »Ja, Ser.«
    Cerryl musste schlucken, als der Wagen den schmalen Weg hinunter schlingerte, der in die Zufahrt zur Straße mündete. Er hätte gern zurückgeblickt, aber er tat es nicht; stattdessen starrte er auf den Bach links neben der Straße. Seine Augen übersprangen den schwarzen Grasfleck, der selbst nach etlichen Achttagen Regen und Sonnenschein noch zu sehen war.
    Rinfur ließ die Pferde nur im Schritt gehen, solange sie die Zufahrt zur Hauptstraße noch nicht erreicht hatten. Am Ende der Zufahrt lenkte Rinfur das Gespann nach rechts … nein, nach links, nicht nach Hrisbarg, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung.
    »Aber nach Hrisbarg geht es da lang«, rief Cerryl und deutete nach rechts den Hügel hinauf.
    »Ja, ja, aber zur Magierstraße geht’s da lang, Junge, diese Straße ist viel besser und es geht viel schneller als durch Hrisbarg und Howlett.« Rinfur lächelte und zeigte dabei seine braunen Zähne. »Vertrau

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