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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eine Laube rankte.
    Das einzige Geräusch, das Cerryl hörte, waren die entzückten Schreie der Kinder, und er fragte sich, wie lange die Kinder in Fairhaven wohl so fröhlich sein durften. Als ihre Stimmen schließlich verebbt waren, erhob sich das Stimmengewirr des Marktplatzes. Die Rufe der Händler und Käufer übertönten sanft das Stampfen der Gardistenstiefel auf dem harten Granit.
    Es drehte sich jedoch kein Kopf nach ihnen um, als der kleine Umzug den Marktplatz überquerte und weiterzog, vorbei an großen Häusern mit gepflegten Gärten.
    Cerryl blinzelte in die helle Morgensonne, als sie sich dem Platz der Magier näherten. Der Magierturm ragte etwa sechzig Ellen über die anderen niedrigeren Gebäude des Platzes hinaus; ein Gebilde aus weißem Stein, das einen langen Schatten auf die Straße warf.
    Der grelle Schein, der den Turm und die weißen Steinhäuser am Platz umgab, schien zu pulsieren. Jeder Stein schien Pfeile aus Helligkeit auf Cerryl zu richten, sodass auch der Schatten des Turmes nur wenig Schutz vor der Sonne bot, die mit jedem Schritt heißer geworden war.
    Cerryl fühlte die unsichtbare Weiße des Chaos, die sich um den Turm legte wie unsichtbarer Rauch. Wegen des grellen Scheins und des Chaos fiel es Cerryl schwer, die Häuser auf dem runden Platz zu erkennen, er sah nur, dass alle aus Granit erbaut waren, der noch weißer leuchtete als der Granit, mit dem man die Straßen gepflastert hatte. Kein Gebäude, außer dem Turm, besaß mehr als zwei Stockwerke.
    Auf dem Platz selbst stand ein Sockel mit einer Statue darauf, umgeben von einem Rasenstück, so dunkelgrün, dass es fast schwarz wirkte in der Morgensonne. Der Magierturm ragte nicht aus der Mitte eines Gebäudes auf oder stand allein, er erhob sich aus der Südseite eines Gebäudes, das über mehr als zwei Stockwerke zu verfügen schien. Von der Straße aus gab es keinen Zugang zum Turm.
    Der Magier deutete auf einen Durchgang, der über drei Stufen zu erreichen und fast zwanzig Ellen breit war. »Dorthin.«
    Obwohl der letzte und kleinste der Steinbögen, die den Eingang zu dem Gebäude bildeten, mehr als achtzig Ellen hoch sein musste, gab es keine Muster oder Rillen in dem glatten Stein und kein einziges Fenster war zu entdecken. Cerryl empfand den kahlen, weißen Stein als beunruhigend. Noch mehr von dem feinen weißen Staub wurde von seinen Stiefeln aufgewirbelt, als er durch den letzten Bogen die hohe Eingangshalle betrat. Zu seiner Rechten gab es noch einen Eingang und vor ihm erstreckte sich ein hoher Flur.
    »Zur Treppe.« Der Magier zeigte nach links auf eine Treppe mit steinernem Geländer.
    Cerryl folgte der Anweisung und stieg die Treppe hinauf, die Weißen Gardisten und die zwei anderen Magier blieben in der Eingangshalle zurück, nur er und der Magier nahmen die Stufen. Oben angekommen standen sie vor einem weiteren Durchgang – ohne Tür – und vor zwei Wachposten.
    Die Wachen nickten dem Magier zu, der Cerryl durch einen Wink anwies weiterzugehen. Cerryl trat durch den Bogen und fand sich am Fuße einer weiteren Treppe wieder.
    »Die Treppe hinauf«, befahl der Magier. »Bis zum dritten Stock.«
    Cerryl fing schon zu keuchen an, da hatten sie noch nicht einmal das Ende der zweiten Treppe erreicht, der Magier hingegen schien nicht im Geringsten angestrengt zu sein. Cerryl fiel auf, dass er nirgends in diesem weitläufigen Gebäude, das ausschließlich aus glattem, sauber zusammengefügtem Granit bestand, auch nur die geringste Verzierung entdecken konnte – nur glatte, nichtssagende Wände, die sich endlos hinzustrecken schienen. Der feine weiße Staub schien sich in seinem Rachen und den Lungen zu sammeln und ihm das Atmen noch schwerer zu machen.
    Als der Magier auf dem Treppenabsatz vor einer einfachen weißen Eichentür stehen blieb, die nur von einem Wächter bewacht wurde, bemühte sich Cerryl, zu Atem zu kommen. Der Magier stand schweigend neben ihm.
    »Kommt herein, Kinowin«, krächzte eine Stimme hinter der Tür, »und bringt den jungen Mann mit.«
    Kinowin, der Magier mit dem steinernen Gesicht, öffnete die Tür und bedeutete Cerryl, vor ihm einzutreten, dann folgte er ihm ins Turmzimmer. Kinowin wandte sich an den einzigen Magier im Raum. »Dies ist der Schreiberlehrling, wie befohlen, edler Sterol.«
    »Gut.« Der weiß gekleidete Magier in dem Turmzimmer war breitschultrig und einen Kopf größer als Cerryl, allerdings nicht so groß wie der Magier, der Cerryl hergebracht hatte. Sein Haar glänzte

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