Die Weiße Rose
„Röhm-Putsch“ war die letzte schwere Krise, die das junge NS-Regime zu überstehen hatte. Ernst Röhm, der Führer der SA, war einer der treuesten Gefolgsleute Hitlers. Intriganten in der SS um Himmler behaupteten für Hitler glaubhaft, dass die sozialrevolutionär gestimmte SA-Führung einen Putsch plane. Hitler glaubte den Verschwörern und setzte SS-Einheiten in Marsch, um den angeblichen Putschversuch der SA gleich im Keim zu ersticken.
In einer „Nacht der langen Messer“ liquidierten SS-Männer am 30. Juni 1934 fast die gesamte SA-Führung. Das sozialrevolutionäre Potenzial der NS-Bewegung wurde durch diesen Handstreich auf einen Schlag vernichtet. In der Folgezeit wurde aus der mächtigen braunen Bürgerkriegsarmee, die einen Staat im Staate gebildet hatte, eine Art Traditionsverein für „alte Kämpfer“, die mit den Sammelbüchsen herumging und Spenden für das Winterhilfswerk sammelte. Erst in der Reichspogromnacht vom 8./9. November 1938 trat die SA wieder stärker in Erscheinung.
Die SS war spät 47 zu einer eigenständigen Organisation innerhalb der Hitlerbewegung gemacht worden. Nun hatte der sich als Elite verstehende Schwarze Orden die ältere und mächtigere Konkurrenz besiegt. Als Lohn nahm sie im Machtgefüge der NS-Regierung eine immer bedeutendere Stellung ein.
Mit neu eingerichteten Sondergerichten wie dem „Volksgerichtshof“, die als „Standgerichte der inneren Front“ dienten, wurde eine neue Form von NS-Justizgeschaffen. Rechtliche Standards, wie sie in allen zivilisierten Staaten galten, bedeuteten im Hitlerdeutschland nichts mehr. Das Gewaltmonopol des Staates wurde von der Partei übernommen, um die alleinige Herrschaft der NSDAP zu sichern.
Die SS baute ein System von Konzentrationslagern auf. Die Namen Dachau, Buchenwald, Sachsenhausen stehen für den immer perfekter organisierten Unterdrückungsapparat der Nationalsozialisten. Juden, Sinti und Roma, politische Gegner, regimekritische Geistliche, aber auch männliche Homosexuelle, als „Berufsverbrecher“ „Arbeitsscheue“ und „Asoziale“ stigmatisierte Personen landeten im KZ. Die deutsche Gesellschaft sollte zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ umgestaltetet werden. Durch die „Ausmerzung“ der störenden Elemente sollte eine von Hitler intendierte völkische Leistungsgesellschaft entstehen, mit der sich seine größenwahnsinnigen Welteroberungspläne in die Tat umsetzen ließen.
Auf Geheiß des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring entstand gleich nach der „Machtergreifung“ eine neue politische Polizei, die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Es gab in den einzelnen Ländern der Weimarer Republik bereits Staatspolizeibehörden, die wie der heutige Verfassungsschutz die Feinde der Demokratie beobachten und bekämpfen sollten. Besonders die politische Polizei Preußens hatte die NSDAP in ihrer „Kampfzeit“ das Fürchten gelehrt. Neuere Forschungen zeigen, dass die Weimarer Demokratie bei weitem nicht so schwach und wehrlos war, wie man lange geglaubt hatte.
Deshalb war die NS-Führung sehr daran interessiert, diese mächtige Waffe möglichst schnell in die eigenen Hände zu bekommen. Die Führungsebene der Gestapowurde mit verlässlichen „alten Kämpfern“ und SS-Männern besetzt, regimekritische Beamte wurden entlassen oder zur Kriminalpolizei versetzt. Die Dimension des polizeilichen Unterdrückungsapparates wird durch die Tatsache deutlich, dass die Gestapo zuletzt dreimal so viele Mitarbeiter wie die Kriminalpolizei beschäftigte.
SS-Chef Himmler wurde 1934 von Hitler zum „Chef der politischen Polizei“ ernannt. Ihm unterstand nun die Sicherheitspolizei, die damit immer mehr zu einer Waffe im „weltanschaulichen Kampf“ der NSDAP wurde.
Am 17. Juni 1936 wurde aus Himmler der „Chef der deutschen Polizei“. Er war damit für die Ordnungspolizei zuständig. Die politische Polizei, oder Sicherheitspolizei (Sipo), wurde von seinem Adlatus, SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, geführt. Sie gliederte sich in Kriminalpolizei, Gestapo und dem Sicherheitsdienst (SD) der SS. Das Schwarze Korps breitete sich immer stärker innerhalb der Polizei aus.
Drei Jahre später, am 27. September 1939, wurde schließlich die Verschmelzung von Ordnungspolizei und Sicherheitspolizei vollendet. Es entstand das „Reichssicherheitshauptamt“ („RSHA“), das von Heydrich geführt wurde. Die Polizeibehörden wurden nun von Hitlers Schergen beherrscht. Der „SS-Staat“ (E.
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