Die Weiße Rose
aggressiven Tendenzen der deutschen Außenpolitik traten immer deutlicher hervor.
Am 13. März 1938 marschierte die Wehrmacht unter dem Jubel des größten Teils der Bevölkerung in Österreich ein. Der „Anschluss“ wurde vollzogen und aus den zwei Ländern Deutschland und Österreich das „Großdeutsche Reich“. In beiden Ländern wurde eine Amnestie verkündet. Eigentlich sollten damit die in Österreich inhaftierten NSDAP-Anhänger aus der Haft befreit werden. Sie kam allerdings auch Hans Scholl zugute.
Im August 1938 stellte Hitler mit der Waffen-SS eine neue Prätorianer-Garde auf. Ursprünglich sollten die auf den „Führer“ persönlich vereidigten „Sturmmänner“Putschversuche von Seiten der Wehrmacht unterbinden. Im Verlauf des Krieges wurde die Waffen-SS, die neben Heer, Marine und Luftwaffe eine eigene Waffengattung bildete, zu einer gefürchteten militärischen Organisation, die für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich war. Die Waffen-SS war berüchtigt dafür, dass sie rücksichtslos kämpfte und weder Gegner noch die eigenen Männer schonte. Entsprechend hoch waren die Verluste. Die Waffen-SS musste sich im Verlauf des Krieges immer mehr für nichtdeutsche Freiwillige öffnen. Zuletzt kämpften neben Hitlerjungen auch rechtsradikale Europäer aus den besetzten Ländern und sogar Weißrussen neben antisowjetischen Kaukasiern in Hitlers Elitetruppe. Hitlers Reichskanzlei wurde bis zuletzt von französischen[!] SS-Männern verteidigt.
Mit einer erstarkenden Wehrmacht im Rücken wurden Hitlers außenpolitische Forderungen immer maßloser. Er forderte von der Tschechoslowakei das von einer starken deutschen Minderheit bewohnte Sudetenland. Um den Frieden in Europa zu bewahren, stimmten die westeuropäischen Regierungschefs bei der Münchener Konferenz im September 1938 der Abtretung des Sudetenlandes zu („Appeasement“-Politik). Einen Monat später marschierten deutsche Truppen dort ein.
Als die Wehrmacht im März des Jahres 1939 die sogenannte „Resttschechei“ besetzte, schauten die Westmächte Großbritannien und Frankreich ein letztes Mal hilflos zu. Das geraubte Gebiet wurde in „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“ umbenannt. In den westeuropäischen Demokratien war bis zu diesem Zeitpunkt die Furcht vor einem erneuten Krieg größer als die Solidarität mit den von Hitlerdeutschland bedrohten Völkern Mittel- und Osteuropas. Das sollte sich aber bald ändern.
Ende März 1939 stellte sich zuerst England den Deutschen Expansionsbestrebungen entgegen. Großbritannien gab seine Appeasement-Politik auf und vereinbarte mit Polen ein Beistandsabkommen für den Fall eines deutschen Angriffs. Hitler versuchte zu kontern. Im April kündigte er den deutsch-englischen Flottenvertrag. Kurz darauf schloss er einen Militärpakt mit Italien.
Im August 1939 gelang Hitler ein letzter außenpolitischer Coup. Er schloss einen Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion. Damit hatte er bei einer Konfrontation mit den Westmächten den Rücken frei. In einem geheimen Zusatzabkommen teilten die ehemaligen ideologischen Todfeinde Polen untereinander auf.
Hitler war es zwar nicht gelungen, mit seinem Wunschpartner Großbritannien eine Allianz zu schmieden, stattdessen hatte das Großdeutsche Reich ausgerechnet in der Sowjetunion einen verlässlichen Verbündeten gefunden. Die Nahrungs- und Rohstofflieferungen aus Stalins Reich machten es der Wehrmacht überhaupt erst möglich, einen Krieg mit England und Frankreich durchzustehen.
Am 1. September 1939 begann der deutsche Angriff auf Polen. Zwei Tage später erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Sie griffen aber nicht in die Kämpfe ein. Am 17. September marschierten sowjetische Truppen in Ostpolen ein.
Während der NS-Staat durch seine vermeintlichen außenpolitischen Erfolge auf einen erneuten Krieg zusteuerte, wurde die Lage für die Juden im Reichsgebiet immer unerträglicher.
Durch die Nürnberger Gesetze wurden die Juden innerhalb der deutschen Gesellschaft immer weiterisoliert. Jüdische Ärzte verloren ihre Approbation und durften keine „Arier“ mehr behandeln, jüdische Rechtsanwälte durften nur noch Juden als Klienten annehmen. Umgekehrt durften Nichtjuden sich nicht mehr von jüdischen Ärzten behandeln lassen oder zu jüdischen Rechtsanwälten gehen.
1935 musste sich der „Kulturbund deutscher Juden“ in „Jüdischer Kulturbund“ umbenennen. Juden sollten nur
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