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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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anderen Fällen benachrichtigen wir die Vertreter des betreffenden Landes, für das der Paß ausgestellt wurde. Wir tun es immer dann, wenn es sich um verbündete Länder handelt, weil es möglich ist, daß man dort vielleicht die Einreise einer solchen Person verhindern möchte. Deshalb bin ich auch hier, Mister Brautmann.«
    »Ich verstehe«, sagte der Konsul. »Um Ihre Frage von vorhin zu beantworten: Ich kenne den Mann - die Frau und das Kind nicht.«
    »Sie gehören zusammen.«
    »Das ist durchaus möglich. In der Tat hat mich dieser Mann erst unlängst aufgesucht.«
    »Eigenartig«, wunderte sich Murray. »Weshalb läßt er sich dann falsche Pässe ausstellen?«
    Als Brautmann erwidern wollte, fiel ihm Murray schnell ins Wort: »Verzeihen Sie, Mister Brautmann, es liegt überhaupt nicht in meinem Interesse, etwas über diesen Mann zu erfahren. Verstehen Sie mich bitte recht: Falls Sie nichts dagegen einwenden, daß der Mann nach Deutschland reist, wird ihn niemand von uns daran hindern. Was Sie aus der Kenntnis der Sachlage machen, liegt bei Ihnen. Wir haben keinen Anlaß, den Mann hier zu behalten. Wir greifen nur ein, wenn Sie es wünschen.« Er lächelte wieder. »Weil Sie das selbst nicht können. Verhaftungen können nur von uns vorgenommen werden; Sie verstehen.«
    »Vollkommen«, sagte Brautmann. »Und in diesem Falle habe ich etwas dagegen, daß der Mann auf diesen Paß reist.«
    »Sie könnten ihn identifizieren?«
    »Ja.«
    »Kriminell?«
    Brautmann zögerte. Dann sagte er: »Nein. Es ist eine andere Sache.«
    »Nun gut«, schlug Murray vor. »Ich stelle gern einen Haftbefehl aus. Der Mann wird dann beim Verlassen der Kolonie gegriffen, wenn er den Paß vorweist. Nur für einen Haftbefehl brauche ich die Unterschrift des Anwalts der Krone. Und der will Gründe wissen.«
    Gründe, dachte Brautmann, Gründe, das ist ihnen das Wichtigste! So geht das nicht. Wer garantiert mir dafür, daß die Engländer diesen Piloten nach Überprüfung der Sachlage wirklich an die Amerikaner ausliefern, von denen er offenbar desertieren will? Den Engländern ist alles zuzutrauen. Man hat da schon bei der Fremdenlegion die eigenartigsten Erfahrungen gemacht, wenn junge Kerle in Gibraltar vom Schiff sprangen. Nein, da muß man geschickter verfahren. »Können Sie den Mann nicht ohne Haftbefehl für eine begrenzte Zeit festnehmen?«
    »Zu welchem Zweck? Wegen eines falschen Passes kann ich ihn nicht festnehmen, da es sich nicht um einen britischen Paß handelt.«
    »Vorausgesetzt, Sie würden mir einen großen Gefallen tun«, begann Brautmann vorsichtig, »wäre es Ihnen vielleicht möglich, den Mann nur an der Ausreise zu hindern und ihn, nun, sagen wir, mir vorzuführen?«
    Murray beobachtete, wie der Konsul die Whiskyflasche erneut entkorkte und die Gläser füllte. Er hatte schon viel zuviel Zeit über diese Sache verbracht. Weshalb sollte er eigentlich wegen einer solchen Kleinigkeit wie dieser den halben Abend vertrödeln?
    »Gut«, sagte er. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich gebe den AusreisekontrollsteIlen Auftrag, den Mann festzuhalten. Er wird Ihnen vorgeführt, eine Gegenüberstellung gewissermaßen.«
    Brautmann überlegte. Ja, das würde genügen. Er nahm sich vor, sofort mit Bedley zu sprechen, dem amerikanischen Konsul. Dessen Sache war es, zu entscheiden, auf welche Weise Kolberg wieder dorthin zurückgebracht wurde, von wo er weggelaufen war.
    »Damit bin ich einverstanden, Mister Murray«, sagte er. »Sie tun mir einen großen Gefallen. Die Sache ist etwas delikat.«
    Der Engländer nickte. »Also gut. Dem Mann werden die falschen Pässe abgenommen, er wird Ihnen vorgeführt, und die Pässe werden Ihnen übergeben. Was dann geschieht, geht uns nichts mehr an. Allerdings weiß ich nicht, wann der Mann beabsichtigt, Hongkong zu verlassen.«
    »Ich bin immer zu erreichen«, versicherte Brautmann. »Bis das Konsulat im Caxton House in der Duddell Street eingerichtet ist, amtiere ich hier in meiner Wohnung.« Er sah, daß der Gast sich erhob. »Würden Sie mich Ihrer Gattin empfehlen ...«
    Murray murmelte ein höfliches Danke und ging. Für ihn war das eine von hundert Routineangelegenheiten, und er war froh, den Arbeitstag endlich hinter sich zu haben.
    Brautmann sah sich die Fotokopien nochmals genau an. Er war wütend, weil dieser Flieger die Frechheit besaß, sich über seine Anweisungen hinwegzusetzen. Ich habe zu freundlich mit ihm gesprochen, sagte er sich, zu vernünftig. Hier erweist sich das

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