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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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»Ich habe ihnen doch nichts getan.«
    »Das würden die Frauen aber nicht so sehen.«
    »Es tut mir leid.«
    Meier schnaubte. »Was hat denn Ihre Ehefrau zu Ihren speziellen Neigungen gesagt? Musste sie Ihnen auch zusehen?«
    »Marga?« Palmersons Kopf schoss hoch. »Nein, niemals. Sie wusste nichts davon. Ich habe es auch fast nie getan in all den Jahren. Ich hätte es nicht ertragen, wenn sie davon erfahren hätte. Sie war so, so feinsinnig. So sanft.«
    »Aha.« Meier trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Und nachdem sie im Mai verstorben war, hatten Sie endlich freie Bahn. Da haben Sie sich so richtig ausgetobt. Alles nachgeholt, was Sie in den Jahren davor verpasst hatten.«
    »Bei Ihnen klingt das so – so hart.«
    »Ach. Wie würden Sie es denn ausdrücken?«
    »Ich habe Marga geliebt. Ihr Tod war schrecklich für mich. Ich bin in ein tiefes schwarzes Loch gefallen. Diese Sachen – ich meine, das, was ich gemacht habe, hat mich abgelenkt.«
    »Abgelenkt?« Schmiedel starrte ihn an. »Was, glauben Sie, würde Ihre Frau sagen, wenn sie wüsste, auf welche Art Sie sich von der Trauer über ihren Tod abgelenkt haben?«
    Palmerson senkte wieder den Blick. »Sie hat es ja nicht mehr mitbekommen. Sie ist ganz friedlich eingeschlafen. Auf dem Wohnzimmersofa. Sie war älter als ich, acht Jahre. Als ich sie da liegen sah, die Sonne auf ihrem Gesicht, da wäre ich ihr am liebsten auf der Stelle gefolgt. Ich habe sogar die Packung Schlaftabletten aus dem Bad geholt. Doch dann hatte ich nicht den Mut.«
    »Was war mit Antonia Bruckmann?« Meier hörte auf, mit den Fingern zu trommeln.
    »Ich kannte das Mädchen nicht.«
    »Sie hat ganz in Ihrer Nähe gewohnt. Freiheitstraße. Zehn Jahre alt, blonde lange Haare.«
    »Vielleicht habe ich sie schon mal gesehen. Ich weiß nicht.«
    »Wo haben Sie sie gesehen?«
    »Ich sagte doch, dass ich es nicht weiß. Es ist möglich. Diese Kinder sehen doch alle gleich aus. Ich schaue da nicht so genau hin.«
    »Aber bei Frauen, da schauen Sie genau hin?«
    Palmerson schwieg.
    Meier und Schmiedel sahen sich an. Schmiedel zuckte mit den Schultern. Meier öffnete den Mund. Da klopfte es, Spunte steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Das solltet ihr euch ansehen.« Er winkte mit einem Blatt Papier.
    Schmiedel erhob sich und nahm es entgegen.
    »Was ist das?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
    »Die Auswertung der Fingerabdrücke«, erwiderte Spunte ebenso leise.
    »Und? Mach’s nicht so spannend.«
    »Walter Palmersons Abdrücke waren am Rahmen der Terrassentür vom Haus der Bruckmanns«, flüsterte Spunte.
    »Ach du Scheiße.«
    »Eben.« Spunte drückte ihm den Zettel in die Hand, nickte zum Abschied und zog die Tür hinter sich zu.
    Schmiedel ging zurück zum Tisch und setzte sich wieder. Wortlos schob er Meier den Zettel hin.
    »So, Herr Palmerson«, sagte er gedehnt. »Und jetzt erzählen Sie uns mal, was Sie im Haus der Familie Bruckmann gemacht haben. Und zwar ganz genau.«
    Palmerson riss die Augen auf. Sein Gesicht wurde schlagartig weiß. Auf seiner Stirn sammelten sich winzige Schweißperlen. Er begann zu röcheln. Dann rutschte er vom Stuhl.
    »Scheiße!«, fluchte Meier und griff nach dem Telefon. »Einen Notarzt ins Vernehmungszimmer. Schnell!«, brüllte er in den Hörer.
    Schmiedel hatte dem Bewusstlosen bereits das Hemd geöffnet und fühlte am Hals nach seinem Puls. Er blickte hoch zu Meier. Einen Moment lang starrten sie sich an.
    »Wenn der uns draufgeht, kriegen wir den Ärger unseres Lebens«, murmelte Meier.
    »Damit konnte doch keiner rechnen.«
    »Ich weiß. Den Ärger haben wir trotzdem an der Backe.«
    Auf dem Weg nach Vennhausen hielten Chris und Lydia an einer Pizzeria auf der Bilker Allee, um etwas zu essen. Während sie auf die Pizzas warteten, klingelte Chris’ Handy. Er zog es hervor und schaute auf das Display. Sonja. Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht schoss. Sie hatten vereinbart, dass sie ihn nie während der Dienstzeiten anrief, allerdings war er bei einem Fall wie diesem nahezu rund um die Uhr im Einsatz. Das konnte Sonja nicht wissen.
    »Deine Ärztin?«
    Er wusste nicht, wie er Lydias Blick deuten sollte, und nickte verlegen.
    »Geh schon ran. Ich kümmere mich um unser Essen.«
    Er ging hinaus auf die Straße, kalter Wind schnitt ihm ins Gesicht. »Sonja? Ich muss noch arbeiten.«
    »Oh, das ist schade. Ich dachte, wir könnten ein bisschen über den Weihnachtsmarkt spazieren.«
    »Tut mir leid, aber da wird wohl nichts

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