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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Bruckmann, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Wahrheit herausfinden. In diesem Augenblick werden Ihre DNA -Proben abgeglichen. Aber es wäre für Sie von Vorteil, wenn Sie die Arbeit der Polizei nicht weiter behindern würden.«
    »Aber – das hat doch nichts mit dem Mann zu tun, der Toni – der Toni das angetan hat.«
    »Der Mann, den wir verhaftet haben, ist nicht für Antonias Tod verantwortlich«, sagte Lydia. »Also, sagen Sie endlich die Wahrheit!«
    »Frau Bruckmann.« Chris hatte seine Fassung wiedergewonnen. »Was auch immer Sie vor uns verbergen, ich glaube, Sie haben Antonia wirklich geliebt, und Sie möchten, dass Ihr Mörder bestraft wird für das, was er getan hat. Ist es nicht so?«
    Sie nickte mit tränennassem Gesicht.
    »Dann müssen Sie uns alles sagen. Jetzt.«
    Nicole Bruckmann blickte zu ihrem Mann auf, der wie versteinert dastand. Der Schock hatte ihn offenbar bewegungsunfähig gemacht.
    »Michael«, flüsterte sie. »Wir müssen …«
    »Nein!«, fuhr er sie an.
    Sie duckte sich wie unter einem Schlag. Rasch setzte er sich neben sie und nahm sie in den Arm. Doch sie schob ihn von sich weg.
    »Wir müssen es sagen, Michael«, wiederholte sie.
    Diesmal reagierte er weniger heftig. »Bitte, sag nichts mehr, Nicole!«
    Doch sie ließ sich nicht beirren. Entschlossenheit zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht ab. »Ich möchte reinen Tisch machen.«
    Bruckmann schwieg.
    Sie wandte sich wieder an Chris. Er tauschte einen schnellen Blick mit Lydia, die kurz nickte.
    »Was möchten Sie uns sagen, Frau Bruckmann?«, fragte er sanft.
    »Vor fünfzehn Jahren, kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, bin ich an Krebs erkrankt«, begann sie. »Ich habe gedacht, es sei das Ende. Doch ich bin noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Michael hat sich rührend um mich gekümmert. Ohne seine Pflege säße ich heute nicht hier. Nachdem ich wieder gesund war, wollten wir eine Familie gründen, unser neues Leben mit einem Kind teilen. Doch es klappte nicht, ich wurde nicht schwanger. Ich ließ mich untersuchen, die Ärzte machten mir wenig Hoffnung. Also bemühten wir uns um ein Adoptivkind. Doch auch das blieb uns verwehrt. Ich wurde wegen meiner Vorerkrankung als ungeeignet eingestuft, Michael war angeblich schon zu alt. Mit Anfang vierzig, wir konnten es nicht fassen! Michael hat nicht aufgegeben, er hat sich umgehört, im Internet nach anderen Möglichkeiten geforscht. Und da sind wir auf diesen Arzt gestoßen. Professor Doktor Vogeler. Er war Chefarzt der Waldklinik, einer Privatklinik im Bergischen Land. Er hat uns die Möglichkeit geboten, ein eigenes Kind zu bekommen.« Sie machte eine Pause. Als niemand sprach, fuhr sie fort. »Ich musste vor Freunden und Bekannten eine Schwangerschaft vortäuschen. Zwei Wochen vor dem vermeintlichen Entbindungstermin ging ich in die Waldklinik. Angeblich, weil ich wegen meiner Vorerkrankung eine besonders intensive Betreuung brauchte. Und dann, nach fünf Tagen, legte mir eine Schwester Antonia in den Arm. Sie war erst wenige Tage alt, ihr Nabel war noch nicht einmal ganz verheilt. Von der Klinik bekamen wir alle nötigen Papiere, um Antonia als unser leibliches Kind auszugeben.«
    Wieder verstummte Nicole Bruckmann.
    »Und was war mit Antonias richtigen Eltern?«, fragte Chris in die Stille.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Dr. Vogeler hat uns versichert, dass die Eltern, mit denen er zusammenarbeitet, ihre Kinder aus unterschiedlichen Gründen zur Adoption freigeben. Es sei im Prinzip das Gleiche wie bei einer offiziellen Adoption, nur dass das Neugeborene als leibliches Kind der Adoptiveltern bei den Behörden gemeldet werde. Er hat uns mehrfach versichert, dass alles mit dem Einverständnis der Eltern geschehe und sie nur Babys aus Mitteleuropa nehmen würden, schon allein wegen der Ähnlichkeit zwischen dem Kind und den zukünftigen Eltern.«
    Chris sah kurz zu Michael Bruckmann, der immer noch finster vor sich hinstarrte. »Und Sie hatten keine Ahnung, dass Antonia eine Zwillingsschwester hatte?«
    »Natürlich nicht.« Wieder sammelten sich Tränen in Nicole Bruckmanns Augen. Sie nahm das Foto und betrachtete es. »Ist das diese Leonie, nach der Sie uns gefragt haben?«
    »Wir nehmen es an.«
    Lydia suchte Michael Bruckmanns Blick. »Wussten Sie auch nichts von einer Zwillingsschwester?«
    Er schüttelte stumm den Kopf. Dann kam plötzlich Bewegung in ihn.

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