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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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mir versichert, dass es nichts Ernstes ist. Sie steht immer noch unter Schock, deshalb sind ihre Widerstandskräfte geschwächt. Aus diesem Grund wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich kurz fassen könnten.«
    »Machen wir.« Salomon trat ans Bett. »Hallo, Nora. Du erinnerst dich sicherlich an Lydia und mich. Wir müssen dich etwas ganz Wichtiges fragen. Wenn du uns sagst, was du weißt, sind wir schnell wieder weg.«
    Lydia trat vor und zog ein Foto aus dem Umschlag. Angesichts der Umstände verzichtete sie auf das Drumherum und wählte direkt das Bild, auf dem die doppelte Antonia zu sehen war, und legte es vor Nora auf die Bettdecke.
    Kerstin Diercke sog hörbar die Luft ein, doch sie schwieg. Nora warf nur einen kurzen Blick auf das Foto.
    »Kannst du mir das erklären, Nora?«, fragte Chris sanft.
    »Woher – woher haben Sie das?«
    »Wir haben Antonias Handy gefunden.«
    Nora riss die Augen auf.
    »Ist das Leonie Schwarzbach?«, fragte Chris.
    Nora nickte.
    »Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?«, fragte Lydia. Rücksicht hin, Rücksicht her. Nora hatte eine Mordermittlung behindert.
    »Niemand sollte es wissen.«
    »Warum nicht?«, fragte Chris.
    »Wir haben es geschworen. Es war unser Geheimnis.«
    »Wenn ein Mensch stirbt, darf es keine Geheimnisse mehr geben«, sagte Chris. »Wir müssen alles wissen, sonst finden wir Tonis – sonst finden wir den Menschen nicht, der Toni das angetan hat.«
    »Aber Sie haben doch den Mörder«, wisperte Nora. »Jan hat es mir gesagt.«
    Lydia sah, wie Chris zögerte.
    »Es ist nicht sicher, dass dieser Mann Toni getötet hat«, sagte sie. »Im Gegenteil, es sieht so aus, als hätte er nichts damit zu tun.«
    Nora schlug die Hand vor den Mund und senkte den Kopf.
    Kerstin Diercke beugte sich vor und griff nach dem Foto. »Darf ich?«
    Chris Salomon nickte.
    Sie betrachtete das Bild.
    »Die Mädchen sehen aus wie Zwillinge«, flüsterte sie. »Wer ist diese Leonie? Ist sie mit Antonia verwandt?«
    »Wir wissen es noch nicht«, sagte Lydia. Sie wandte sich wieder an Nora. »Du hast gesagt, dass du Leonie nicht leiden kannst. Dass sie es war, die euch zu den Diebstählen verführt hat. Was kannst du uns noch über sie sagen?«
    Nora blickte nicht auf, während sie sprach. Ihre Stimme klang monoton. »Bei meiner Oma um die Ecke, da ist ein kleiner Kiosk. Wir haben uns dort Eis gekauft. Ich bin schon rausgegangen, habe draußen auf Toni gewartet. Da kam sie plötzlich aus der anderen Richtung um die Straßenecke. Ich dachte erst, Toni hätte mir einen Streich gespielt. Es gäbe einen Hinterausgang oder so. Aber das Mädchen hatte andere Sachen an und hat mich gar nicht beachtet. Als sie vor mir stand, hat sie mich gefragt, warum ich sie so anglotze. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Da kam Toni raus. Die beiden haben sich angesehen und – wir waren alle drei total geschockt. Wir sind auf den Spielplatz, haben uns auf die Schaukeln gesetzt und überlegt, was wir machen sollen. Toni wollte unbedingt wissen, ob Leonie und sie vielleicht Schwestern sind. Leonie fand das bescheuert, sie war ganz sicher, dass sie nicht adoptiert ist. Wir konnten uns nicht einigen. Aber wir haben geschworen, dass wir es keinem erzählen, dass es unser Geheimnis ist.«
    »Was hast du damals von Leonie gedacht?«, fragte Salomon.
    »Ich fand sie ein bisschen komisch. Sie hat so geredet, als wären alle Erwachsenen doof. Und sie hat erzählt, dass sie von zu Hause abhauen will, sobald sie vierzehn ist. Lauter so Zeug. Ich mochte sie nicht.«
    »Aber Toni mochte sie.«
    Nora sah Salomon an. »Sie dachte, dass sie ihre verlorene Schwester gefunden hat. Sie glaubte, dass Leonie ihre Zwillingsschwester ist. Deshalb hat sie heimlich zu Hause nachgeforscht. Den Schreibtisch von ihrem Vater durchsucht. Aber sie hat nichts über eine Schwester gefunden.«
    »Hast du ihr dabei geholfen?«
    »Nur einmal.«
    »Wie?«
    »Ich war mit Jan …« Nora blickte zu ihrer Mutter.
    »Erzähl alles, Nora«, sagte Kerstin Diercke. »Ich bin dir nicht böse.«
    »Ich war mit Jan in dem Krankenhaus, wo Toni geboren wurde.« Sie wickelte ein Stück Bettdecke um ihren Zeigefinger. »Mit Mamis Auto. Heimlich.«
    »Wirklich?«, fragte Salomon. In seiner Stimme schwang Bewunderung mit, wohl um Nora zum Weitersprechen zu ermutigen. »Das war aber clever von dir. War Toni dabei?«
    »Nein. Sie durfte nicht mit. Natürlich wussten ihre Eltern nicht, was wir vorhatten, wir haben ihnen erzählt, dass wir in den Zoo wollten.

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