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Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gris
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beinhalten? Oder vergleicht man die Leistung mit der eines anderen Kollegen im Projekt, der nicht zum Sprachkurs gegangen
     ist? 84 Und schon wird deutlich, dass es nicht um Controlling, sondern um Kreativität geht. Es kommt darauf an, unter Verschaltung
     aller Synapsen eine konsistente Zahlenkolonne aus den grauen Zellen zu befördern, auf diese Weise ein anstehendes Projekt
     zu legalisieren und hinterher genauso konsistent den Erfolg der Maßnahme mit gut frisierten Zahlen zu rechtfertigen. Worin
     der Nutzen besteht, ist im Grunde völlig nebensächlich. Hauptsache, es sieht danach aus, es sind Zahlen zu lesen und man behält
     seinen Job. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Es geht gar nicht um Personalentwicklung, sondern um das Bluffen mit Zahlen.
     In der operativen Hektik des Alltags hat ein Vorstand oder eine Geschäftsführung ohnehin keine Zeit, tiefer in die Materie
     einzusteigen oder kritische Fragen zu stellen. Ich habe mal selbst erlebt, wie ein HR-Manager seinen Bereichsleiter-Kollegen
     und dem Geschäftsführer im Business Lunch über ein einjähriges Führungskräfteentwicklungsprojekt berichtet hat. Dabei ging
     es um die Umsetzung einer Betriebsvereinbarung zu einem leistungsgerechten Beurteilungs- und Prämiensystem für knapp 100 gewerbliche
     Mitarbeiter. Für die Führungskräfte bedeutete es, professionelle Personenbeurteilung und Leistungsrückmeldung zu lernen.
    |220| Während der drahtige HR-Manager mit einigen inhaltsschweren PowerPoint-Folien das Gesagte illustrierte, untermalten emsige
     Klapper- und Kratzgeräusche der Teller seine Worte. Zwischenzeitlich wurde flüsternd der schwerwiegenden Frage nachgegangen,
     ob das Rote auf dem Teller Karotten seien. Dann eine kurze Aufmerksamkeit für den bebrillten Kollegen, als er davon sprach,
     dass das Projekt etwa 90 000 Euro gekostet habe. Im Vergleich zum letzten Jahr ergebe sich jedoch eine Verbesserung in den
     Kennzahlen, wie zum Beispiel der Fehlerquote, die im Zusammenhang mit dem Projekt zu sehen sei. Nach Abzug der Kosten habe
     das Ganze rund 25 000 Euro als Return on Investment eingespielt. »Außerordentlich. Hervorragend. Gratulation«, lobte der Geschäftsführer
     zwischen zwei Bissen. »Wissen Sie eigentlich, ob unserer Caterer früher in einer Krankenhausküche gedient hat? Also diese
     Karotten. Grässlich.«
    An dieser Stelle wäre eine andere Frage aufschlussreicher gewesen, wenn man Bildungscontrolling ernst nimmt: »Wie können Sie
     so sicher sein, dass diese Verbesserung in den Lagerkennzahlen mit Ihrem Projekt zusammenhängt?« Aber es ist bequemer zu glauben,
     dass die Projektbemühungen nützlich waren. Und weil der Glaube bekanntlich Berge versetzt, wird es schon so sein. Aus der
     Medizin kennt man dieses Phänomen als Placebo-Effekt. Man verabreicht einem Patienten ein »hoch wirksames Medikament« und
     er gesundet auf überraschende Weise, weil er daran glaubt. In Wirklichkeit hat er nur eine Ansammlung von Zuckermolekülen
     geschluckt.
    Abstruse Formeln: Veränderungseffekte sind nicht sinnvoll in Geldwert auszudrücken
    Der Glaube an Zahlen hat Hochkonjunktur. Es geistern diverse Formeln durch Vorträge und die Literatur, um den Nutzen von Weiterbildung
     seriös in Geldwert auszudrücken. Am eindrucksvollsten ist dabei eine 13 Faktoren umfassende Formel von Markus Aschendorf |221| , der sich im Rahmen seiner Promotion mit der Nutzenbestimmung von Verkaufstrainings in Kreditinstituten befasste. 85
    Da ich Sie nicht unnötig quälen möchte, zig Gleichungen mit zahllosen Unbekannten zu konsumieren, möchte ich Ihnen nur eine
     Formel kurz vorstellen, die ich kürzlich gelesen habe. Seien Sie bitte tapfer, wenn ich Sie gleich durch den Zahlenwald schicke.
     Die Wunderformel, von der zu Beginn des Kapitels bereits die Rede war, lautet: U = T × N × A × d t × SD y – N × K. 86 Mathematisch sieht das Ganze höchst anspruchsvoll und damit zugleich vertrauenerweckend aus. Dahinter kann nur kolossale
     Kompetenz stecken, denn schon aus der Schule wissen wir, dass komplizierte Formeln aus schlauen Gehirnen erwachsen.
    Ein dreitägiges Projektmanagementseminar zum Preis von 3 000 Euro pro Teilnehmer (= K) bringt gemäß der Formel für zwölf Teilnehmer
     (= N) einen Nutzen (= U) von – sage und schreibe – 324 000 Euro. Grund zum Jubeln, wie es scheint. Vermutlich möchten Sie
     nun auch noch die anderen vier Komponenten kennen lernen, um zu erfahren, wie dieser stattliche Betrag zustande kommt. Allen,
    

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