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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Aufstand in der Spanischen Mark. Die Truppen des Emirs Abd Ar-Rahman II. haben begonnen, die Tore von Barcelona zu belagern. Bernhard Graf von Barcelona hält sich vor Ort auf und müht sich, die Stadt vor dem Eindringen der Sarazenen zu verteidigen.
    Die Jahre 826 bis 828
    »Der Kaiser wird es nie erlauben!«, rief Einhard und starrte Judith fassungslos an. Sie hatte allen Ernstes vorgeschlagen, ihn auf seiner geheimen Mission nach Rom zu begleiten. »Außerdem möchte ich dich nicht dabei haben«, brummte er unhöflich. »Ich kann mich unmöglich um deine Sicherheit kümmern, du bist die Kaiserin des Reiches!«
    Judith blickte zu den Pferden und Wagen, die nach dem Aufenthalt in Mainz für die Rückfahrt nach Aachen beladen wurden. Ein schönes Fest lag hinter ihnen, die Taufe des Harald Klak, seiner Gemahlin und seines Sohnes. Bei Letzterem hatte Lothar Pate gestanden, so wie zwei Jahre zuvor bei ihrem Sohn. Für die Sicherung von Gottfried Klaks Zukunft würde er sich gewiss ebenso wenig einsetzen wie für die ihres Karls.
    »Damals, als ich wie ein zerrupftes Huhn vor dir stand und die Äbtissin in Ohnmacht fiel, wolltest du mich aber gar nicht als Kaiserin des Reiches sehen, nicht wahr?«, sagte sie lachend zu Einhard. Beide erhoben sich, als der Kaiser näher trat und zum Aufbruch nach Aachen drängte. Judith nahm ihn zur Seite und flehte ihn erneut an, mit Einhard eine Pilgerreise nach Rom unternehmen zu dürfen. Am Petrusgrab wolle sie in aller Demut darum beten, Ludwig allzeit die Frau sein zu können, die er verdient habe.
    »Vielleicht kann uns ja Petrus helfen, dass unsere Ehe noch beglückender wird«, flüsterte sie ihrem Mann zu. Doch der wies ihr Anliegen mit dem Hinweis auf die Gefahren einer solchen Reise ab und wandte sich Harald Klak zu, der sich verabschieden wollte. Auch dessen Zug war reisebereit, und es galt, die Höflichkeit zu wahren.
    Harald hatte ebenfalls ein Anliegen. Jetzt, nachdem er, seine Familie und alle seine Getreuen – immerhin vierhundert Menschen – die Vielzahl ihrer Götter für einen einzigen aufgegeben hatten und sie sich ohnehin schon recht südlich befanden, wolle er, König Harald, dem Stellvertreter dieses einen Gottes in Rom seine Aufwartung machen. Er verneigte sich tief vor Ludwig und Judith.
    »Das trifft sich gut, mein Bruder Harald«, ertönte die klangvolle Stimme der Kaiserin. »Wenn mein Gemahl gestattet, werde ich als einfache Pilgerin an deiner Seite nach Rom reiten. Ich wünsche nicht, vom Heiligen Vater empfangen zu werden, sondern ersehne die Gnade des Heiligen Petrus.« Sie sandte Ludwig einen beziehungsreichen Blick. Er musste doch einsehen, dass der Wunsch des neu bekehrten Dänen, den Stellvertreter Gottes aufsuchen zu wollen, als ein höheres Zeichen zu werten war. Dem sie mit Ruadberns Hilfe ein wenig nachgeholfen hatte. Ihr Edelknecht hatte Gudrun, der Gemahlin Harald Klaks, angedeutet, der Papst entspreche einem leibhaftig sichtbaren Gott Thor. Eine solche Begegnung wollte sich das Dänenpaar natürlich nicht entgehen lassen.
    Ruadbern hielt sich abseits, aber ihm entging nicht, wie die Kaiserin wieder einmal ihren Gemahl umstimmte. Der Sechzehnjährige, der Einhard begleiten sollte, freute sich auf die Reise mit Judith und darauf, alte Schriften des Kirchenstaats studieren zu können. Er war schon längst kein Kind mehr und eigentlich zu alt für die Rolle des Edelknechts geworden. Das kaiserliche Angebot, sich der geistlichen Laufbahn zu verschreiben, mit der Aussicht, dereinst Abt eines bedeutenden Klosters werden zu können, hatte er höflich abgelehnt. Er sah seine Zukunft am Hof, am liebsten als Unterweiser an der Hofschule. An seiner Befähigung war nichts auszusetzen, da ihm als Ziehkind von Einhard und dessen verstorbener Frau Emma mehr Bildung eingeflößt worden war als dem Edelsten der Edlen des Landes. Dennoch fand er es nicht unter seiner Würde, gewisse Aufträge für Judith zu erledigen. Er liebte sie, seit er denken konnte, und hätte für sie sein Leben gegeben.
    Murrend stimmte Ludwig zu, dass Judith mit Einhard und Ruadbern im Gefolge König Haralds nach Rom reisen dürfe. Einer plötzlichen Eingebung folgend, rief Judith Arne zu sich und befahl ihm, sich ihnen anzuschließen. Der Frankfurter Bauernsohn, der bis zum Kinn in die Erde eingegraben gewesen war, schien ihr ein geeigneter Gefährte für eine mögliche Ausgrabung von Gebeinen zu sein.
    »Er wird dir helfen, wenn du vor deiner Enttäuschung stehst«, sagte sie zu

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