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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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mache mir Sorgen um dich. Bist du unglücklich bei uns?«
    Judith schüttelte den Kopf.
    »Du wartest auf Nachrichten?«
    Sie nickte, ohne nachzudenken.
    »Von Mönch Niemand?«
    Zögerlich nickte sie abermals.
    Die Äbtissin seufzte. »Es ist wirklich schade, wenn du kostbares Pergament vernichtest«, sagte sie sachlich. »Und ich würde es zu schätzen wissen, wenn du die Schrift darauf herauskratzen und das Material unserer Abteischule als Schreibunterlage zur Verfügung stelltest.«
    Judith bat, für wenige Augenblicke entlassen zu werden. Als sie zurückkehrte, legte sie der Äbtissin einen kleinen Stapel fein säuberlich beschriebener Pergamentstücke vor.
    »Kostbares Jungfernpergament!«, bemerkte Äbtissin Philomena beeindruckt. »Und das hättest du einfach weggeworfen?«
    Judith senkte schuldbewusst das Haupt.
    »Pergament aus den Häuten ungeborener Tiere«, murmelte sie. »Und was daraufsteht, sind Pläne für die Neugeburt des Frankenreichs. Ich bitte dich, ehrwürdige Mutter, lies sie und sag mir, was du darüber denkst.«
    Die Äbtissin nahm ihren Lesestein nicht zur Hand. »Du bist zu gutgläubig, mein Kind«, sagte sie mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Woher weißt du, dass ich nicht für deine Feinde arbeite? Hast du nie darüber nachgedacht, warum man dich ausgerechnet in diesem Kloster untergebracht hat? So nahe bei Tours? Erinnerst du dich nicht daran, wie ich dich hier empfangen habe? Was würde geschehen, wenn ich diese Pergamente Graf Hugo zukommen ließe?«
    Judith war während ihrer Rede immer blasser geworden.
    »Du magst ihn doch auch nicht«, murmelte sie verunsichert. Verschwörung und Verstellung allenthalben? Hatte sie sich in der ehrwürdigen Mutter etwa doch geirrt?
    »Mögen hat mit Politik nichts zu tun«, erklärte die Äbtissin und sah Judith scharf an. »Das solltest du inzwischen gelernt haben! Vielleicht habe ja ich den Männern damals des Nachts Einlass gewährt? Um dir einen gehörigen Schreck einzujagen? Über die mit Dornen gespickten, von Nadelhölzern umgebenen Mauern können sie wohl kaum gekommen sein.«
    Judith hielt den Atem an.
    »Nein«, entfuhr es ihr, »eher durch den Geheimgang, der diese Abtei einst mit einem Männerkloster verbunden hat.«
    Die Äbtissin nickte. »Und durch den du mit Mönch Niemand in Verbindung gestanden hast«, sagte sie. »Dafür sollte ich dich bestrafen. Du siehst, wie schnell das falsche Wort ausgesprochen ist!«
    »Auch dafür hätte ich Strafe verdient«, antwortete Judith leise und wagte einen letzten Vorstoß. »Ich vertraue dir bedingungslos, Mutter Philomena, und deine Meinung ist mir wichtig.«
    Die Äbtissin musterte Judith ernst und überflog die ersten Schriftstücke. Dann legte sie ihren Lesestein bedächtig zur Seite. »Du weißt, dass der Papst deine Verschleierung für ungültig erklären kann, wenn du unter Zwang ins Kloster eintreten musstest und zu deinem Mann zurückkehren kannst und willst?«
    »Das«, offenbarte Judith erleichtert, »ist der zweite Teil des Plans. Folgendes haben wir vor.«
    Sie holte tief Luft, und dann brach wie ein Sturzbach alles aus ihr heraus. Ludwig würde auf der Versammlung in Nimwegen keineswegs abdanken, sagte sie, sondern den deutschen Franken die Wahrheit über die Verschwörung berichten. Wie Lothars Verbündete das Volk in Gallien mit unhaltbaren Lügen gegen den Kaiser und vor allem gegen sie selbst aufgehetzt hatten, wie sie ihm seine Ratgeber von der Seite gerissen und ihn gedrängt hatten, der Herrschaft zu entsagen. Und wie sie selbst in Laon bedroht worden war.
    »Der Kaiser wird also seinen ältesten Sohn anklagen?«, fragte die Äbtissin.
    »Keineswegs«, erklärte Judith. »Er wird behaupten, mit Lothar im besten Einverständnis zu stehen, und ihn auffordern, die Verschwörer zu bestrafen. Hinter Lothar steht ein Großteil des wichtigen Adels; den dürfen wir nicht öffentlich verprellen.«
    »Auf Verschwörung steht die Todesstrafe. Die du ganz in der Tradition unserer Heiligen Radegundis ablehnst.«
    »Lothar wird zwar seine Freunde zum Tod verurteilen müssen«, sagte Judith. »Doch der Kaiser wird die Männer später begnadigen und gleichzeitig erklären, dass Lothar sich durch seine Verbindung zu ihnen der Oberherrschaft unwürdig gemacht habe und sich fortan nur noch als Erbe des Langobardenreichs betrachten dürfe. Damit kommt er recht milde davon, finde ich.«
    Äbtissin Philomena wiegte ihr Haupt.
    »Ludwig wird seinen Ältesten also entmachten. Das hat er

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