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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aufhalten?« Kenndrick grinste siegessicher. »Ihr seid schon tot.«
    Soledad riss den Säbel hoch und sprang damit auf den Mörder ihres Vaters zu. »Du zuerst!«
    Abermals ging Jolly dazwischen. Funken sprühten, als sie Soledads Säbelhieb mit dem Dolch parierte, nur wenige Fingerbreit über Kenndricks Brust.
    Der Mann erstarrte, während über ihm ein stummes Kräftemessen entbrannte. Jolly hielt, so gut sie konnte, dagegen, aber ganz allmählich gelang es Soledad, mit dem Säbel das Messer tiefer und tiefer zu drücken.
    »Hör schon auf!«, brachte Jolly mühsam hervor. »Er nützt uns nichts, wenn er tot ist.«
    »Mir nützt er so oder so nichts.« Der Druck der Klinge ließ nicht nach, Soledads Augen spien Gift.
    »Ich will ihn sterben sehen.«
    Jollys linkes Bein schoss vor und trat der Piratenprinzessin mit aller Kraft vors Schienbein. Soledad schrie überrascht auf, dann brach sie in die Knie.
    »Du dummes Miststück!«
    »Wir müssen von hier verschwinden! Und ich weiß auch, wie.«
    »Ach ja?«
    »Aber das geht nur, wenn er am Leben bleibt.«
    »Komisch - hab ich mir fast gedacht.«
    Jolly seufzte. »Du musst mir helfen.«
    Soledad hielt sich das schmerzende Knie. »Erst er, dann ich - schaffst du eigentlich irgendwas auch mal alleine?« Doch sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern stand wieder auf und blickte zur Tür, die jetzt unter rhythmischen Stößen erzitterte. Die Piraten draußen auf dem Gang rammten mit irgendetwas dagegen. Dass sie die Barrikade noch nicht überwunden hatten, lag allein an der Enge des Korridors: Mehr als zwei Männer konnten nicht auf einmal an die Tür heran.
    Jolly richtete den Dolch auf Kenndrick. Er war immer noch weiß im Gesicht, versuchte aber sich hochzurappeln. »Du bleibst liegen!«, fuhr sie ihn an. »Soledad, wir fesseln ihn. Aber er muss bei Bewusstsein bleiben.«
    Ein ungeduldiger Pirat feuerte erneut einen Schuss auf die Tür ab. Diesmal schlug die Kugel durch die Rückwand der Kommode, pfiff an Soledad vorüber und zerschmetterte eine Karaffe neben Kenndricks Himmelbett.
    Die Prinzessin ließ sich nicht davon beirren. Gemeinsam mit Jolly fesselte sie den Piratenkaiser mit einer goldenen Schnur, die sie vom Baldachin des Bettes abgerissen hatte. Er fluchte die ganze Zeit über, versuchte aber nicht mehr, sich zu wehren. Womöglich hatte er eingesehen, dass er am Leben blieb, solange das jüngere Mädchen das Kommando führte.
    »Und jetzt«, sagte Jolly, »auf die Truhen mit ihm.«
    Soledads Augenbrauen rückten zusammen. Sie machte »Hmpf!«, als sie begriff, was Jolly vorhatte. Dann aber murmelte sie: »Könnte klappen«, und packte Kenndrick an den Schultern, während Jolly seine Füße ergriff.
    Er protestierte, doch sie hörten nicht auf ihn. Augenblicke später hatten sie ihn auf die Truhen gewuchtet. Er lag jetzt quer auf der Barrikade, längs an der Tür ausgestreckt, mit gefesselten Händen und Füßen.
    Eine Axt bohrte sich durch das Holz, nur eine Handbreit von Kenndricks Kopf entfernt.
    »Ihr Idioten!« Seine Stimme überschlug sich. »Hört auf damit, ihr hirnlosen Affen! Ich bin direkt hinter der Tür! Ihr mieses Gesindel - aufhören, sage ich!«
    Jolly lächelte zufrieden. »Das dürfte uns einen Moment Zeit verschaffen.« Sie eilte zum Fenster hinüber und stieß es auf. Licht fiel durch die offene Hintertür auf den menschenleeren Hof. Der Wächter musste mit den anderen nach oben gelaufen sein.
    Soledad stand hin- und hergerissen in der Mitte des Raumes. Einerseits wollte sie fliehen, andererseits brannte immer noch der Wunsch in ihr, sich an Kenndrick zu rächen.
    Der schrie derweil seinen Leuten zu, die Tür nicht anzurühren oder gar darauf zu schießen.
    »Aber, Captain«, erklang eine lahme Stimme durch das Holz, »wie sollen wir sie denn sonst aufbekommen?«
    Kenndrick hätte sich zweifellos die Haare gerauft, wären seine Hände nicht auf den Rücken gebunden gewesen.
    »Komm schon!«, rief Jolly und kletterte auf den Fenstersims.
    Soledad sah ein, dass Kenndrick ihnen nur eine Hilfe war, solange er seine Leute anbrüllte und sie davon abhielt, die Tür aufzubrechen. Mit einem bedauernden Schulterzucken wandte sie sich von ihm ab und lief zu Jolly hinüber.
    Die stieß sich bereits aus der Hocke ab und hechtete zur nächsten Dachschräge. Polternd prallte sie auf die Ziegel, klammerte sich fest und huschte rasch hinauf zum Dachfirst.
    Soledad war einen Kopf größer als Jolly und hatte weit mehr Mühe, sich in gebückter Haltung

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