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Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer

Titel: Die Wellenläufer 01 - Die Wellenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Tür.
    »Könnt ihr nicht lesen?«, brüllte eine Stimme von drinnen. »Ach was, natürlich könnt ihr das nicht, ungebildeter Pöbel! Ich hätt’s mir denken können, ihr hirnlosen Sausäcke!«
    »Komm rein, bring Höflichkeit herein«, murmelte Soledad.
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Ein glatzköpfiger Mann mit einem geschwollenen Auge starrte sie an. Buenaventure war nach hinten getreten, aber offenbar reichte dem Wirt schon der Anblick Walkers.
    »Geschlossen!«, sagte er unfreundlich und wollte die Tür wieder schließen.
    »Ho, ho«, rief Walker und schob eilig den Fuß in den Spalt. »Ein guter Wirt weist niemals Gäste ab.« »Gäste können mir gestohlen bleiben. Diese ganze verflixte Insel würde gut daran tun, im Meer zu ersaufen. Ich will mit euch Pack nichts mehr zu tun haben.«
    »Überlegt es Euch doch noch einmal«, sagte Walker liebenswürdig und ließ dem Pitbullmann den Vortritt, »weil mein Freund Euch hier sonst ans Bein pinkelt - im übertragenen Sinne, versteht sich.«
    Der Wirt blickte unbeeindruckt auf Buenaventure.
    »Hunde haben bei mir keinen Zutritt. Sie riechen schlecht, machen in alle Ecken und betteln unter dem Tisch nach Essensresten.«
    »Da sind Stimmen auf der anderen Seite der Kreuzung«, sagte Griffin. »Wir sollten uns beeilen.«
    Buenaventure zuckte die Achseln, legte beide Pranken gegen die Tür und schob sie mitsamt dem Wirt nach innen.
    »Ungehobeltes Volk«, schimpfte der Mann und fuchtelte aufgebracht mit den Händen. »Und, Weibsbilder haben sie auch noch dabei, wahrscheinlich die Dirnen von allen Kerlen gemeinsam und -«
    Soledad baute sich vor ihm auf, stemmte wütend die Hände in die Hüften und brachte ihr Gesicht ganz nah an das seine. »Wenn Euch Euer Leben lieb ist, Wirt, und mehr noch Eure Zähne, dann haltet auf der Stelle die Klappe!«
    Erstaunlicherweise beeindruckte dies den Wirt weit mehr als die bedrohliche Erscheinung des riesenhaften Hundemannes. Er sah die Prinzessin einen Moment lang ungläubig an, dann grummelte er etwas Unverständliches und machte sich auf den Weg zur Theke.
    »So setzt euch schon, in Gottes Namen«, rief er.
    »Nehmt die Kerze dort drüben und macht so viele andere damit an, wie ihr mögt. Was wollt ihr trinken?«
    Walker legte den Riegel an der Innenseite der Tür um. »Ich sehe, Ihr seid ein Mann mit großem Herz und hehrer Gesinnung. Wir wissen die Ehre zu schätzen, im Hause eines Gentleman abzusteigen.«
    »Ja, ja, ja.« Der Wirt winkte ärgerlich ab und bezog hinter seinem Tresen Stellung.
    Sie bestellten Bier und Rum und Wasser, außerdem alle Speisen, die die Küche zu bieten hatte - es gab genau zwei: Kartoffeleintopf und Geflügelsuppe.
    »Kein Fisch?«, fragte Walker enttäuscht.
    »Kein Fisch.« Der Wirt verschwand in der Küche.
    Der Schankraum war in üblem Zustand. Die Hälfte des Mobiliars war bei der Keilerei am Vorabend zertrümmert worden. Hier und da erkannte Jolly auf dem zerwühlten Strohboden getrocknete Blutflecken.
    Eine halbe Stunde später, Speisen und Getränke waren längst serviert, ertönte an der Tür ein heftiges Klopfen.
    Walker, Buenaventure und Soledad griffen sofort zu den Waffen. Jolly und die Jungen sprangen von ihren Plätzen. Griffin packte den Säbel, den er von der Carfax mitgebracht hatte, Jolly zog ihren Dolch.
    »Ich kann euch nicht sehen«, sagte eine Stimme hinter der Tür, »und doch weiß ich, dass ihr da seid.«
    Walkers Lippen waren schmal wie Kreidestriche.
    »Ist das nicht -«
    Über Jollys Züge huschte ein Lächeln. »Ja«, sagte sie, »der Geisterhändler.«
    »Wie hast du uns gefunden?«
    Der Händler schenkte Jolly ein nachsichtiges Lächeln.
    »Es gibt Mittel und Wege«, begann er salbungsvoll, »die jenseits eurer Vorstellungskraft -«
    »Klar doch. Und wirklich!«
    Sein Lächeln wurde noch breiter. »Ich habe die Männer belauscht, die euch suchen. Sie durchstreifen alle Viertel, und in diesem hier hat man euch zuletzt gesehen. Wie ich Walker kenne, würde er euch in eine Taverne führen…«
    Der Pirat wischte sich Bierschaum von der Oberlippe und hob missbilligend eine Augenbraue.
    ». und da er schlau genug ist, keine auszuwählen, in der ihr mit Buenaventure sofort Aufsehen erregen würdet, musste es eine sein, die geschlossen ist. Ich fand diese hier und musste nur an der Tür lauschen, um sicher zu sein.« Er sah mit rügendem Blick in die Runde. »Genauso könnten es übrigens die Kopfgeldjäger machen, die euch auf den Fersen sind. Und das scheinen

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