Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
im Ofen: Sie erlöschen, wenn man zu lange in ihnen herumstochert.« Er grinste, als hätte er eine Weisheit von philosophischer Tiefe von sich gegeben. »Jedenfalls hatte sich die Tür beim Sturz in den Magen geöffnet - ich bin fast kopfüber hineingefallen. Ich hab sie dann aufgestellt und - voila!« Er machte eine Handbewegung, die das ganze Kaminzimmer umfasste. »Da sind wir nun.«
    Griffin war nervös auf und ab gegangen, während er Ebenezer zugehört hatte. Jetzt aber ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen, rieb sich die Augenlider und atmete kräftig durch.
    »Da sind wir nun«, wiederholte er seufzend, als er die Augen wieder aufschlug und den grinsenden Ebenezer ansah. »Eine Frage habe ich noch.«
    »Stell sie nur, wir haben alle Zeit der Welt.«
    »Als Sie mich gefunden haben, draußen im Magen, da haben Sie gesagt, Sie wären im… Bewirtungsgewerbe. Und dann haben Sie von einer Schwimmenden Schänke gesprochen.« Er deutete mit einem Nicken zum Tresen hinüber. »Außerdem steht hier diese Theke, und ich frage mich . na ja .«
    »Ob ich womöglich den Verstand verloren habe, nicht wahr?«
    Griffin verzog beschämt das Gesicht. »So ungefähr.«
    »Mitnichten, mein junger Freund. Mitnichten.«
    Ebenezer schob den Stuhl zurück. Auf seinen kurzen, dicken Beinen ging er zum Tresen hinüber und strich beinahe zärtlich mit den Fingerspitzen darüber. Ein verträumter Glanz erschien in seinen Augen. »Das alles ist mein voller Ernst. Sag mal, Junge, wie heißt du eigentlich?«
    »Griffin.«
    »Gut, Griffin, dann wirst du der Erste sein, dem ich von meinem Vorhaben erzähle.« Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Theke und stützte die Ellbogen auf die Kante. Mit gesenkter Stimme und Verschwörermiene fuhr er fort: »Das Ganze hier wird eine Legende in Sachen Gastlichkeit. Etwas, wovon die Seeleute vom Nordmeer bis zum Südpazifik sprechen werden. Ach, was sage ich, die Welt wird davon reden, zu Lande und zu Wasser!« Er lächelte listig.
    »Das Besondere aber ist: Nur die Allerwenigsten werden höchstpersönlich in den Genuss eines Besuchs kommen. Und gerade das wird die Sache so großartig machen!« Ebenezer riss die Hände in die Luft, als hätte er Griffin den Plan offenbart, die ganze Welt zu unterjochen. »Alle werden davon sprechen! Jeder wird sich wünschen, einmal seinen Rum an diesem Tresen getrunken zu haben. Die erste Schwimmende Schänke! Die erste und einzige Taverne im Magen eines Riesenwals!« Seine Augen waren jetzt kugelrund und starrten Griffin erwartungsvoll an. »Na, wie hört sich das an?«
    Griffin schluckte. »Ich . bin sprachlos.«
    »Mit Recht, mein Lieber, mit Recht! Die Leute werden sich die Finger danach lecken, hier einkehren zu dürfen. Sie werden sich verzehren vor Sehnsucht nach einem zweiten Besuch - doch dann wird Ebenezers Schwimmende Schänke schon weitergezogen sein und an einer anderen Stelle anlegen. Mal hier, mal dort. Es wird ein Mythos werden! Kannst du dir eine bessere Geschäftsidee vorstellen?«
    »Wissen Sie, ich hab nicht so viel Ahnung vom Bewirtungsgewerbe, aber .«
    »Aber?«
    »Warum sollte sich jemand die Finger danach lecken, im Magen eines Wals zu speisen? Das ist, na ja . eklig?«
    »Eklig! Unsinn!« Ebenezer lachte schallend. »Ganz wunderbar ist das. Die Leute werden Fisch essen im Inneren eines Wals. Wer kann ihnen das schon bieten? Nur .«
    »Ebenezers Schwimmende Schänke.«
    »Ganz genau!«
    Das muss die Einsamkeit sein, dachte Griffin voller Mitleid. Der arme Kerl hat seit Jahrzehnten keine Menschenseele mehr gesehen, und jetzt fantasiert er sich einen ganzen Schankraum voll zusammen.
    »Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Glück dabei. Wirklich.« Griffin stand auf. »Zeigen Sie mir jetzt bitte, wie ich hier rauskomme?«
    »Aber ich brauche doch deine Hilfe!«
    »Meine Hilfe?«
    »Gewiss! Seit Monaten warte ich darauf, dass jemand auftaucht, der mir einen Teil der Arbeit abnehmen kann. Du müsstest natürlich ganz klein anfangen, auf der niedrigsten Stufe, sozusagen - als Küchenjunge. Aber denk nur an die Aufstiegschancen! Wenn du dich gut machst, verspreche ich dir eine schnelle Beförderung. Ich werde dir beibringen, kleine Speisen zuzubereiten. Und dann auch größere. Du wirst die Gäste an den Tischen bedienen, den Rum und das Bier ausschenken.« Er klatschte glücklich in die Hände. »Das wird so wunderbar werden!«
    Das Zimmer schien auf einen Schlag enger zu werden. Die Wände rückten auf Griffin zu, als wollten sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher