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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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der Zacke, die früher die Tore markiert hatten.
    »Also hatte D’Artois Recht«, sagte Griffin. »Er war überzeugt, dass sie den Weg zurück finden würden.«
    Jolly hatte Mühe, ihren Blick von der majestätischen Erscheinung des Hippocampenschwarms zu lösen. Von der Seite lächelte sie Griffin an. »Warum bist du noch nicht unterwegs?«, fragte sie lachend.
    »Du kannst es ja gar nicht mehr erwarten.«
    »Ich will nur nachsehen, ob Matador dabei ist.«
    »Das ist er bestimmt.«
    »Ja… hoffentlich.« Damit fuhr er herum, schenkte ihr über die Schulter ein knappes Grinsen und verschwand im Inneren des Palastes. Dafür, dass sein Oberkörper unter der Kleidung bandagiert war, bewegte er sich recht flink.
    Jolly schaute ihm nach. Seine paar Dutzend blonden Zöpfe wirbelten ihm hinterher wie ein Kometenschweif.
    Sie hatte ihm gesagt, wie froh sie sei, wieder bei ihm zu sein, mehr als einmal seit ihrer Rückkehr. Aber irgendwie hatte das nicht einmal annähernd ausdrücken können, wie viel sie wirklich für ihn empfand.
    Mit einem leisen Seufzen wandte sie sich wieder dem Wasser zu. Einige der vorderen Seepferde waren vom Ufer aus eingefangen worden. In aller Eile waren ein paar Sättel, die man in Werkstätten in den oberen Vierteln gefunden hatte, auf ihre Rücken geschnallt worden. Jetzt brachen die ersten Reiter auf, um Ordnung in die chaotische Formation der Hippocampen zu bringen. Immer noch stießen durch den Nebel neue dazu. Die Tiere hatten sich in den vergangenen Tagen nicht voneinander getrennt. Vermutlich waren sie in Tiefen abgetaucht, in denen die Flutwelle ihnen nichts hatte anhaben können.
    »Jolly?« Soledads Stimme ertönte aus dem Inneren des Gebäudes. Sie klang besorgt. »Was ist denn los? Griffin ist gerade hier vorbeigerannt, als wären tausend Klabauter hinter ihm her.«
    Jolly ging hinein. Soledad lag im Bett ihres Gäste Zimmers, hatte den linken Arm und die rechte Schulter bandagiert und sah aus, als wollte sie vor Ungeduld ihre Decke in Streifen reißen. Eine tiefe Sorgenfalte teilte ihre Stirn über der Nasenwurzel.
    »Himmel!«, stöhnte sie. »Ich hab es satt, hier rumzuliegen, während -«
    Jolly brachte sie mit einer besänftigenden Geste zum Schweigen und setzte sich auf die Bettkante. In den vergangenen beiden Tagen hatten Griffin und sie viel Zeit mit der Prinzessin verbracht; die drei hatten von ihren Erlebnissen berichtet, miteinander gefiebert und gestaunt und dabei bemerkt, wie gut es ihnen tat, über all diese Dinge zu sprechen, fast so, als würden sie dadurch zu verrückten Abenteuergeschichten, die sich irgendjemand ausgedacht hatte. Gelegentlich hatte auch Munk vorbeigeschaut, doch es hatte ihn meist rasch zurück in die Bibliotheken gezogen, wo der Geisterhändler sein Möglichstes tat, ihn in die Geheimnisse von Urvaters Büchersaal einzuweihen. Munk hatte darum gebeten, in Aelenium bleiben zu dürfen, um seine Zeit den Büchern zu widmen. Soledad hatte angemerkt, er wolle sich vermutlich nur davor drücken, bei den Aufräumarbeiten in den zerstörten Vierteln mitzuhelfen, doch Jolly wusste es besser: Munk war schon früher von Büchern und altem Wissen fasziniert gewesen, und daran hatten auch Urvaters Tod und das Ende des Mahlstroms nichts geändert. Die Möglichkeiten des Studiums in den Bibliotheken Aeleniums waren grenzenlos.
    Die Quappen vermieden es, über ihre Reise am Meeresgrund zu sprechen. Es würde die Zeit kommen, in der sie davon berichten konnten, jetzt jedoch waren die Erinnerungen an das Erlebte noch zu frisch.
    »Also«, sagte Soledad ernst, nachdem Jolly neben ihr Platz genommen hatte, »was ist passiert? Du bist hoffentlich nicht so dumm, dich mit Griffin zu streiten, wo ihr euch gerade wieder -«
    Jolly ergriff Soledads Hand und schüttelte lachend den Kopf. »Keine Sorge. Nicht jede hier zeigt, wie sehr sie einen anderen mag, indem sie sich von morgens bis abends mit ihm in den Haaren liegt.«
    »Falls du da auf diese kleine Sache von heute Morgen zwischen Walker und mir anspielst, dann lass dir gesagt sein, dass man sich mögen kann, auch wenn man . nun, einmal unterschiedlicher Meinung ist.«
    »Buenaventure hat erzählt, ihr beiden knurrt euch an wie zwei Straßenköter, die sich um einen Knochen balgen.« »Er muss es schließlich wissen.« Soledad lächelte.
    »Jedenfalls war das kein Streit. Aber untätig im Bett rumzuliegen macht mich wahnsinnig - und der arme Walker bekommt das vermutlich hin und wieder ab. Trotzdem, was dich und

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