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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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übertönte, beinahe als fürchtete er, den Jungen in seiner Trauer aufzuschrecken.
    Griffin hob den Kopf. Das Wasser auf seinem Gesicht war getrocknet, doch seine Augen blieben gerötet. »Jasconius war sehr alt. Und sehr einsam, bis Ebenezer zu ihm kam.« Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Er hat gewusst, wofür er sich opferte. Ebenezer hat ihm gezeigt, dass es Menschen gibt, die anders sind.«
    In dem halb offenen Maul des Wals ertönte plötzlich ein Klatschen und Plantschen, dann eine Reihe hektischer Atemstöße. Griffin zuckte zusammen, dann glitt er aufgeregt an der Wölbung des Schädels hinab bis zum Winkel des Walmauls.
    Jolly folgte ihm, als sie sah, wie sich seine Miene aufhellte.
    »Ebenezer!«, rief er, dann rutschte er auch schon halb über die Öffnung und griff hinab in die Tiefe.
    »Ebenezer! Gott sei Dank…!«
    Jolly rutschte neben ihn und ergriff den zweiten Arm des alten Mannes, der hustend und keuchend aus dem Schlund des Wals emporgetaucht war. Gemeinsam zogen sie ihn zwischen den mächtigen Zähnen nach oben. D’Artois hatte Mühe, sein Seepferd ruhig zu halten; es schien ebenso aufgeregt zu sein wie sein Reiter.
    Ebenezer starrte sie entgeistert an, dann fiel Griffin ihm mit einem Jubelruf um den Hals. Der Mönch lachte. »Sachte, sachte, Junge!« Er erwiderte die Umarmung warm und herzlich, wenn auch immer noch geschwächt.
    Griffin löste sich nur widerwillig von ihm. »Wir dachten schon, du wärst tot .«
    »Ich war hinter der Tür«, brachte Ebenezer keuchend hervor. »Und dann bin ich . getaucht, als ich gemerkt habe, dass wir nach oben stiegen… Ich habe den toten Jungen gesehen, und die… die Überreste der Qualle… und dann bin ich dem Licht hinterhergeschwommen .«
    Griffin umarmte ihn erneut so heftig, dass der alte Mönch auf keuchte. Gleich darauf aber fiel sein Blick auf das leblose Auge des Wals, und seine Züge verdunkelten sich wieder.
    Jolly suchte hilflos den Blick D’Artois’. Mit einer sanften Handbewegung gab er ihr zu verstehen, am besten gar nichts zu tun, einfach dazusitzen und abzuwarten.
    Lass die beiden für einen Moment allein, schienen seine Augen zu sagen. Lass sie gemeinsam um einen Freund trauern.
    Und so kauerten sie beieinander, hoch oben auf Jasconius’ Leib, während die Wellen gegen den Wal schlugen und der Wind über die öden Seesternspitzen fegte. Von den Hängen wehten leise Hammerschläge heran, jemand rief etwas. Der Nebel bildete geisterhafte Wirbel, und oben am Himmel schillerten Rochen im Sonnenschein.
    Es war Munk, der auf die Idee mit dem Buch kam.
    Jasconius wurde mit allen Ehren Aeleniums verabschiedet und mit schweren Gewichten ein letztes Mal hinab zum Grund des Meeres gesandt. Am Tag darauf bat Ebenezer, die Bibliotheken Aeleniums besichtigen zu dürfen, und Munk erbot sich bereitwillig, ihn herumzuführen. Im Laufe jenes Nachmittags erzählte Ebenezer ihm von seinen Forschungsarbeiten an der Küste, damals, vor über dreißig Jahren. Von seinen Schriften über die Insektenwelt am Orinoco, von seinen Zeichnungen. Und natürlich, wie sehr er es bedauere, dass all das nach seinem vermeintlichen Ertrinken verloren gegangen war.
    Munk erinnerte sich an das, was Jolly ihm über ihre Suche nach den Giftspinnen von der Mageren Maddy erzählt hatte. Sie war in der Bibliothek auf ein Buch gestoßen, das vor rund drei Jahrzehnten von einem Missionar verfasst, allerdings erst nach dessen vermeintlichem Tod bei einer Schiffskatastrophe nach Europa gebracht und dort gedruckt worden war.
    Nach dem Rundgang mit Ebenezer machte Munk den Band in einem Winkel der Bibliothek ausfindig und brachte ihn zu Jolly. Sie und Griffin waren außer sich vor Freude, als sie den Namen des Autors auf dem Titelblatt entdeckten. Vor allem Griffin war so glücklich über den Fund, dass er gleich zu Soledad lief, die gerade mit Walker einen ersten zaghaften Spaziergang über die Balustraden an der Außenseite des Palastes machte. Er erzählte ihr alles, und sie freute sich mit ihm. Sogar Walker murmelte ein paar anerkennende Worte.
    Erst am Abend, als sie alle gemeinsam aßen und die geflügelte Schlange sich wohlig unter dem Fenster zusammenrollte und ihre Federn vom Mondlicht bescheinen ließ, stand Griffin plötzlich auf, bat um Ruhe und ließ alle auf den toten Jasconius und auf Ebenezer anstoßen. Dann überreichte er dem Mönch feierlich den Band aus der Bibliothek.
    Ebenezer, der dreißig Jahre im Bauch des Wals verbracht hatte, schlug den ledernen

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