Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Sie wird etwas wie den Acherus aus dir machen. Aus uns beiden.«
    »Sie hat mir gezeigt, dass ich hierher gehöre«, sagte er dumpf. »Wir sind Quappen. Das Meer hat uns gemacht. Und das hier ist der Ort, an dem sich die meisten magischen Adern überschneiden.«
    Nein, dachte Jolly, das stimmte nicht. Sie hatte den Ort, an dem die Adern entstanden, mit eigenen Augen gesehen, und es war nicht dieser. Nirgends sonst konnten so viele Stränge der Magie zusammenlaufen wie zwischen den Webstühlen der drei alten Frauen am Meeresgrund. Aber wie konnte sie ihm das begreiflich machen? Er war nicht dabei gewesen, als sie dort gewesen war; er kannte die Wasserweberinnen nicht. Ihm zu erklären, dass es einen Winkel des Ozeans gab, wo noch größere Mächte wirkten und an dem der wahre Ursprung der Quappen lag, das schien im Angesicht der infernalischen Szenerie in seinem Rücken unmöglich.
    Aina verharrte neben ihnen. Ihre Lippen öffneten sich, und Jolly konnte zusehen, wie dahinter Mundhöhle, Zähne und Zunge entstanden. Sie wurden erst geformt, als sie benötigt wurden, keinen Herzschlag zu früh.
    Warum ging der Mahlstrom so sparsam mit seiner Kraft um? Besaß er nicht genug davon? Oder hatte er einen Großteil seiner Stärke in der Schlacht um Aelenium verbraucht? War er deswegen so erpicht darauf, sich ihre Quappenmacht zu Nutze zu machen? Jolly sog mit einem tiefen Atemzug Wasser in die Lunge. Dieser und keiner anderen Tatsache mochte sie es vielleicht verdanken, dass sie noch am Leben war: Der Mahlstrom brauchte sie.
    Jolly wurde immer aufgeregter, versuchte aber, es nicht zu zeigen.
    »Warum sträubst du dich so sehr?«, fragte Aina, und selbst ihre Stimme wurde erst im Laufe dieser Worte wirklich ihre eigene; die Silben wurden von etwas Vagem, Verschwommenem zur Stimme eines Mädchens. War das Nachlässigkeit, weil es nicht mehr nötig war, Jolly zu täuschen? Oder fehlte es Aina tatsächlich an Kraft?
    So faszinierend der Gedanke war, so ängstigte er Jolly zugleich doch auch. Wenn ihr Feind es eilig hatte, sie auf ihre Seite zu ziehen, würde er rasch und brutal zuschlagen und nicht erst ihre Gegenwehr abwarten.
    Ainas Züge geronnen zu einem Lächeln. »Munk hat begriffen, dass sein Platz hier ist, an meiner Seite. Warum wehrst du dich dagegen? Die Menschen wollen uns Quappen nicht. Sie hassen uns.«
    »Das sagst du, weil sie dich damals verstoßen haben.«
    »Und was ist mit all den Quappen, die sie getötet haben? Weshalb seid ihr beiden die letzten, die übrig geblieben sind? Erkennst du nicht, wie dumm die Menschen sind? Ihnen fehlt jede Weitsicht, jede Offenheit für das Unbekannte. Sie fürchten das, was sie nicht verstehen. Hinter deinem Rücken tuscheln sie über dich, zeigen mit dem Finger auf dich und überlegen, wie sie dich wieder loswerden können, wenn du deinen Zweck erfüllt hast. Du versuchst vielleicht, es dir nicht anmerken zu lassen, aber insgeheim kennst du die Wahrheit.«
    Jolly schüttelte den Kopf. »Munk und mich haben sie aufgenommen und wie ihresgleichen behandelt.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Aina und sah Munk an, als erwartete sie von ihm eine Bestätigung.
    Nach kurzem Zögern nickte er. »Sie haben uns immer gesagt, dass wir anders sind als sie. Sie haben uns angestarrt auf den Straßen Aeleniums und getuschelt, wenn wir vorbeikamen.«
    Jollys Blick wurde kalt. »Und du hast es genossen , wenn ich mich recht erinnere. Herrgott, Munk! Du hast sogar versucht, mich dort zu halten, als ich fortgehen wollte, um nach Bannon zu suchen.«
    »Weil…« Seine Stimme wurde leiser. »Weil ich nicht allein dort bleiben wollte.«
    »Weil er Angst hatte«, sagte Aina. »Ist es nicht so gewesen, Munk?«
    Er nickte zögernd. »Ja.«
    »Hier im Schorfenschrund musst du niemals mehr allein sein. Hier bist du unter deinesgleichen.«
    Jolly machte eine Bewegung mit den Beinen, die sie ein Stück weit von Aina und Munk forttrieb. »Munk«, sagte sie beschwörend. »Sie lügt! Sie hat die beiden Quappen, die ihr gefolgt sind, zu ihren Kreaturen gemacht. Zu Ungeheuern!«
    Er erwiderte nichts, kaute nur stumm auf seiner Unterlippe.
    Aina änderte ihre Strategie, und nun wurden ihre Züge härter. Ihre Stimme bekam einen Befehlston, der Jolly warnte, dass die Zeit für Gespräche allmählich abgelaufen war. Der Mahlstrom hatte es eilig, aus Gründen, die sie nach wie vor nur vermuten konnte.
    »Aelenium ist gefallen«, sagte Aina. »Dort oben gibt es nichts mehr, das auf euch wartet.«
    »Wäre

Weitere Kostenlose Bücher