Die Welt aus den Fugen
halten, daà es sich tatsächlich um eine GroÃmacht handelte, wovon die heutige Bundesrepublik weit entfernt ist.
Die Berliner Massen, die Barack Obama im Tiergarten zujubelten, werden noch schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen, daà der neue US-Präsident von den Deutschen einen militärischen Einsatz einfordern dürfte, dem die Berliner Politiker und auch die überforderte Bundeswehr nicht gewachsen sind.
Was nun die Lefebvre-Entgleisung der Pius-Bruderschaft betrifft, so wird die römische Kurie bemüht sein, die Wogen zu glätten. Auch in Berlin wird man beteuern, daà die angebliche Standpauke an den Papst nicht ernst gemeint war. Für die jüdischen Bürger Deutschlands wiederum ist die Situation eine ganz andere, wenn ein verwirrter katholischer Kleriker aus England den Holocaust leugnet oder ob der iranische Präsident Ahmadinejad mit dieser Geschichtsfälschung den Orient an den Rand eines Präventivkrieges bringt.
Die deutsche Kanzlerin hat bei manchem deutschen Protestanten jene antikatholischen Vorurteile neu belebt, die immer noch unter der Oberfläche schlummern, während bei vielen Gläubigen der katholischen, »allein selig machenden« Kirche die Frage aufkommt, ob die »Christliche Partei«, der sie ihre Stimme geben und die sie nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben riefen, noch ihre geistige Heimstätte bleibt.
Pakistan birgt die gröÃte Gefahr
23. 03. 2009
Die weltweite Finanzkrise, die drohende Rezession beherrschen die Schlagzeilen und belasten die Gemüter. Dennoch sollte die sensationelle Kehrtwendung gebührend beachtet werden, die Präsident Barack Obama ohne viel Aufhebens, aber in aller Deutlichkeit vollzogen hat. Der oberste Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte hat festgestellt, daà der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen ist. Gleichzeitig verkündet er seine Bereitschaft, mit den gemäÃigten Elementen des Aufstandes, den Taleban, Verhandlungen aufzunehmen, um nach einer ehrenvollen Beendigung des Konflikts am Hindukusch zu suchen.
Noch vor kurzem hatte in Deutschland der sozialdemokratische Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, den vorsichtigen Vorschlag geäuÃert, mit jenen Gegnern in Afghanistan in Kontakt zu treten, die zu einem Kompromià bereit wären. Die geschlossene Phalanx der deutschen Politiker und Medien war damals mit Entrüstung und Hohn über ihn hergefallen.
Seit Washington jetzt einzulenken versucht, ist die Berliner Regierung prompt auf die neue Linie Obamas eingeschwenkt. Alle jene Schwadroneure, die ein verstärktes Aufgebot der NATO in Zentralasien auf weitere Jahre, ja sogar Jahrzehnte befürworten, haben urplötzlich ihre früheren Ãberzeugungen über Bord geworfen. Heute würde sich jeder Parlamentarier lächerlich machen, der behauptet, »Deutschland wird am Hindukusch verteidigt«.
Barack Obama hatte während des Wahlkampfes â im Einklang übrigens mit seinem republikanischen Rivalen McCain â betont, daà nicht mehr der Irak, sondern Afghanistan das Hauptanliegen der amerikanischen Strategie sein müsse. Ob in Bagdad die Dinge sich wirklich so positiv entwickeln, bleibt dahingestellt. Eines ist sicher: Die Verlagerung des Schwergewichts des alliierten Engagements auf Afghanistan bürdet dem WeiÃen Haus fast unüberwindliche Probleme auf.
Der neu ernannte US-Sonderbeauftragte Holbrooke verfügt nämlich über einen Kompetenzbereich, der nicht nur Afghanistan, sondern auch die brodelnde Republik Pakistan umfaÃt, die zum weitaus gefährlichsten Krisenherd zu werden verspricht. Mit den verschiedenen Stämmen und Warlords zwischen Kandahar und Faizabad ein Abkommen zu erzielen, in dem sie sich verpflichten würden, dem internationalen Kriegshaufen von El Qaida jede terroristische Aktivität zu verbieten, wäre schwierig, aber nicht unmöglich. Für eine Ãbergangsperiode und um den geordneten Rückzug der NATO zu gewährleisten, wären die Taleban durchaus bereit, die Präsenz neutraler Truppen islamischer Staaten wie Marokko oder Indonesien zu dulden.
Das wirkliche Problem besteht jedoch darin, daà der radikalste Flügel der Aufständischen sich weiter Gebiete jenseits der pakistanischen Grenze bemächtigt hat und daà die dortigen »Gotteskrieger« dem gleichen Volk der Paschtunen angehören, das traditionell die Macht in Kabul ausübt.
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