Die Welt der grünen Lady
den Früchten und dem Wasser dieser Welt gekostet hatten. Stur aß ich weiter, und je länger ich aß, desto weniger widerstand mir der Kuchen, und der letzte Bissen schmeckte wieder ganz normal.
Ich nahm meine äußere Tunika ab und knüpfte einen Beutel daraus, den ich an meinem Gürtel befestigen konnte. Der Schulterbeutel mußte eine Waffe bleiben.
Die Luft war warm und strich leise über die nackte Haut meiner Arme. Obgleich ich jetzt nur meine Untertunika, ärmellos und ausgeschnitten, trug, war mir nicht kalt. Das graue Licht schien meiner Haut eine andere Farbe zu geben. Ich war nicht so grau wie Oomark – meine natürlich braune Haut sah irgendwie dunkler aus und glänzend, wie mit Öl poliert. Dennoch fühlte sie sich ganz normal an. Ich hätte gern einen Spiegel gehabt, um mich zu betrachten. Vorsichtig befühlte ich mit den Händen meinen Kopf und mein Gesicht, um vielleicht so feststellen zu können, ob auch ich mich verändert hatte.
Das Ergebnis war zwar nicht so grauenhaft wie das, was ich damals im Spiegel meines Schlafzimmers gesehen hatte, aber doch etwas erschreckend. Meine Haare, die immer so stark gekraust gewesen waren, daß ich Mühe hatte, sie zu frisieren, hingen jetzt in glatten Strähnen herab. Und als ich ein paar Haare herauszupfte, waren sie nicht mehr dunkelbraun – sondern grün! Unverkennbar grün!
Meine Augen, meine Nase, mein Mund, schienen, soweit ich es erraten konnte, zu sein, wie immer.
Oomark war dabei, seine Stiefel auszuziehen. »Meine Füße tun mir weh. Es fühlt sich so an, als ob mir meine Stiefel nicht mehr passen …« Er zerrte sie von den Füßen und warf sie beiseite, als hätte er keine Verwendung mehr dafür. Erleichtert streckte er seine Beine aus.
Seine Füße nein – nein! In diesem Augenblick hätte ich laut aufschreien mögen, aber Entsetzen und Angst schnürten mir die Kehle zu. Was ich dort sah, waren keine menschlichen Füße mehr. Die Zehen waren zusammengewachsen, und was Oomark mir da entgegenstreckte, war ein Mittelding zwischen einem deformierten Fuß und einem Pferdehuf, bedeckt mit langem, dickem Haar.
»Oomark …« Ich zwang mich, die Hand auszustrecken, und den hornigen Teil des Fußes zu berühren. Dann glitt meine Hand höher zu dem weichen Fell hinauf. Ich hatte sehnlichst gehofft, daß es sich nur um eine optische Täuschung handelte, und daß ich mit meiner Hand einen normalen Fuß berühren würde. Aber Oomarks Hufe und haarige Beine waren ebenso echt wie das grüne glatte Haar, das ich mir vom Kopf gerupft hatte.
»Ich kann jetzt viel besser laufen«, verkündete Oomark. Ihn störte der Anblick seiner Hufe offensichtlich gar nicht. Er stieß mit den Füßen um sich, erleichtert, sich der Stiefel entledigt zu haben.
Als ich ihn jetzt aufmerksam von den Hufen aufwärts bis zum Kopf musterte, fiel mir noch etwas auf. Die Höcker über seinen Schläfen waren merklich länger geworden. Und sie waren nicht mehr rund und mit Haut bedeckt, sondern leicht gebogen und endeten in zwei Spitzen – es waren richtige Hörner!
Als wir weitergingen, hatte ich wieder das Gefühl, daß wir verfolgt wurden, aber der Nebel war jetzt so dicht, daß ich nur unsere nächste Umgebung erkennen konnte, und da war niemand zu sehen.
Oomark hatte seine Stiefel liegengelassen. Zweimal noch riß er solche purpurroten Pflanzen aus der Erde, um sie zu essen, und jedesmal bot er mir davon an. Einmal nahm ich ein bißchen davon, um es mir näher anzusehen, aber mir war der Geruch ebenso unangenehm wie Oomark der Geruch unserer Vorräte. Und als ich die Blätter fortgeworfen hatte, rieb ich mir die Hände immer wieder an der Kniehose ab.
»Wie weit sind wir noch von Bartare entfernt?« fragte ich. Wir befanden uns jetzt auf offenem Wiesengelände mit üppigem frischem Gras. Auf der Grasfläche bemerkte ich seltsame Kreise, deren exakte Abgrenzungen durch höheres und sichtbar dunkleres Gras gekennzeichnet waren. Ich sah, daß Oomark es vermied, auf diese dunkleren Ränder zu treten, wenn wir solche Kreise überquerten. Ich folgte seinem Beispiel, vielleicht aus instinktiver Wachsamkeit.
Wir befanden uns gerade mitten in einem der Kreise, als ich meine Frage stellte. Oomark hatte die Führung übernommen, und jetzt drehte er sich zu mir um. Seine Hörner waren wieder gewachsen, und ich sah, daß seine kleinen Ohren sich verlängert harten und nach oben hin spitz zuliefen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Sie ist dort …« Er deutete in den Nebel
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