Die Welt der grünen Lady
Fleisch und Knochen zu tun, sondern mit rebellischen Wesen, die mich bekämpften.
Kaum hatte ich meine Füße so bandagiert, daß kein Stückchen nackte Haut den Boden mehr berührte, wurden die Zehen still.
Von nun an mußte ich ohne Stiefel weitergehen, aber ich wagte es nicht, auf die Bandage zu verzichten.
»Das war nicht sehr klug von dir, Kilda«, bemerkte Oomark. »Es ist besser für dich, auf den Weg der Folke zu kommen, sonst bist du verloren, denn du gehörst nicht zu den Finsteren …«
»Ich bin Kilda c’Rhyn«, erwiderte ich heftig. »Im bin nicht von dieser Welt! Und du auch nicht, Oomark Zobak!«
Da lachte er, und dieses Lachen war überhaupt nicht kindlich. »Oh, das bist du aber doch, Kilda, genau wie ich. Und bald wirst du dich auch nicht mehr dagegen sträuben.«
8
Ich wollte jetzt keinen Streit mit Oomark. Mir gefielen die verschlagenen Blicke nicht, die er in meine Richtung warf. Ich las darin Schadenfreude über meine Schwierigkeiten. Obgleich immer noch ein kleiner Junge, war er doch sehr verändert und wirkte in mancher Hinsicht älter und wissender.
Wieder holte ich meine Nahrungsvorräte hervor. Oomark wollte nichts davon annehmen. Ich aß nur wenig, viel weniger als ich hätte essen mögen. Ich mußte die Vorräte einteilen, denn sie konnten nicht erneuert werden.
Es begann zu regnen, oder der Nebel, der immer dichter geworden war, schlug sich in Feuchtigkeit auf unseren Körpern nieder. Merkwürdigerweise war mir die Feuchtigkeit aber nicht unangenehm.
Ein seltsames Gefühl auf meinem Kopf veranlaßte mich, meine Hand zu heben, und ich fühlte, daß meine Haare, anstatt von der Nässe eng an den Kopf gedrückt zu werden, aufrecht standen. Es war mir unmöglich, sie glattzustreichen; sobald ich meine Hand fortnahm, richteten sie sich wieder auf. Die Nässe auf meiner Haut und in meinem Haar nahm mir jedoch den Durst.
Als ich zu Oomark hinschaute, sah ich, daß er den Haarflaum auf seinen Handrücken und auf seinen Armen ableckte – wie eine Katze, wenn sie naß ist.
Plötzlich hob er mit einem Ruck den Kopf und starrte über meine Schulter. Zuerst konnte ich nur den wallenden Nebel erkennen, aber dann nahm ich eine dunklere Gestalt wahr, die nicht mit dem Nebel trieb, sondern dagegen anging. Obgleich ich nicht das geringste Geräusch hörte, stapfte das Wesen um den Kreis herum. War es das, was uns gefolgt war?
Ich griff nach dem beschwerten Beutel. Was hätte ich nicht gegeben für einen Betäuber! Was immer das da draußen im Nebel war, ich konnte nie mehr als einen dunklen Scharten erkennen.
Oomark folgte dem Schatten aufmerksam mit den Augen, und ich fragte mich, ob er mehr sehen konnte als ich. »Was ist das?«
»Einer von den Finsteren.«
Seine Nasenlöcher blähten sich, als er die Luft einsog, und dann fügte er hinzu: »Er kann nicht in den Kreis kommen. Aber … es ist noch jemand da draußen.«
In diesem Augenblick stieg mir ein so übler Verwesungsgeruch in die Nase, daß ich voller Ekel den Kopf abwandte. »Das ist der Finstere«, erklärte Oomark. »Sie riechen immer so. Aber das andere …« Er stand auf. Der dunkle Schatten glitt auf seiner Runde an ihm vorbei. Oomark starrte jedoch weiter geradeaus in den Nebel. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Es ist dort. Ich glaube, es beobachtet uns, aber ich weiß nicht, was es ist – nur, daß es nicht so stinkt wie einer von den Finsteren.«
Was er noch sagte, ging unter in einem hohen, weithintragenden Laut, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Und dieser Trompetenruf wurde mit einem tiefen Knurren ganz in unserer Nähe beantwortet. Ich vermutete, daß dieses Knurren von dem Schatten jenseits der Ringbegrenzung stammte.
Wieder ertönte der Ruf, gebieterisch, und es folgte das tiefe Grollen, das einem Protest glich. Aber auf den dritten Ruf folgte ein tiefes, hallendes Gebell – vielleicht die gewünschte Antwort.
Oomark hatte sich wieder hingekauert, die Arme um die Knie gelegt, um sich so klein wie möglich zu machen. Ich sah, daß seine Schultern zitterten. Er hatte den Kopf auf die Knie gelegt, so daß ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Obgleich ich die Nebelmauer absuchte, konnte ich dort keinen Schatten mehr entdecken, noch den üblen Geruch wahrnehmen. In der Ferne ertönte wieder der Ruf, und bevor das Echo verebbte, hörte ich ein Japsen und Hecheln, daß ich unwillkürlich die Hände hob und mir die Ohren zuhielt.
»Was ist das?« fragte ich flüsternd.
»Das ist die
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