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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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eindeutig grau, und an seinen Armen und Beinen, wo seine Tunika und die Hosen zerrissen waren, entdeckte ich einen Flaum von feinem, weichem Haar.
    Sekundenlang vergaß ich über dieser entsetzlichen Entdeckung sogar das haarige Geschöpf, unseren gemeinsamen Feind. Aber ein Laut, der anders klang als das vorherige Jammern, erinnerte mich wieder daran. Das Wesen war aufgestanden, bewegte sich jedoch unsicher.
    Es stolperte einen oder zwei Schritte auf uns zu, und ich schwang erneut meinen Beutel. Das Wesen blieb sofort stehen. Ich sah, wie es angestrengt die schmalen Lippen bewegte, und dann hob es eine Tatze und streckte sie aus, Handfläche nach oben und leer, in einer bittenden Geste, während die angestrengt arbeitenden Lippen zwei Worte formten, verstümmelt und doch verständlich.
    »Nein … Freund …«
    Die ausgestreckte Hand griff jetzt an seine eigene Kehle und zerrte dort an der behaarten Haut, als wäre es so verzweifelt über seine Unfähigkeit, sich mir verständlich zu machen, daß es die Worte eigenhändig herausreißen wollte.
    Nach einer Weile wagte ich mich vor, und jetzt zeigte das Wesen an, so gut es vermochte, daß der Weg für uns frei war. Wie weit im dieser seiner veränderten Haltung trauen konnte, wußte ich natürlich nicht. Immerhin hätte er Oomark sehr leicht zwischen den Felsen hervorzerren können, und er hatte es nicht getan.
    Während ich noch zögerte, drehte es uns den Rücken zu und schlurfte davon, ohne sich auch nur noch einmal nach uns umzusehen. Ich schüttelte Oomark sanft an der Schulter. »Es ist fort, komm, wir müssen jetzt auch gehen.«
    »Ja, schnell, bevor es wiederkommt!« Er zog mich am Gürtel vorwärts. Ich hatte jedoch genug vom Umherwandern. Wir mußten ein Ziel haben.
    »Oomark, du willst auch von hier fort – von dieser Welt, nicht wahr?«
    Er hob nicht den Kopf, um mir gerade in die Augen zu blicken, sondern sah mich irgendwie seltsam von der Seite her an. Und mich traf der zweite Schock, als ich entdeckte, daß seine Augen nicht länger braun und warm waren, sondern hart und golden, so wie ich sie noch nie in einem menschlichen Gesicht gesehen hatte.
    »Fort von hier … Ja, bitte Kilda! Bevor das Ding zurückkommt!«
    »Oomark, weißt du immer noch, wo Bartare ist?«
    Wieder ein Blick aus den glitzernden Goldaugen. »Das weiß ich immer. Und es ist ihr egal.«
    »Warum?«
    »Weil … weil …« Er sah verwirrt aus. »Ich glaube, weil es jetzt nicht mehr wichtig ist.«
    Ich hätte gern gewußt, wieso es nicht mehr wichtig war, aber irgendwie brachte ich es nicht über mich, ihn danach zu fragen. Statt dessen fragte ich: »Kannst du sie jetzt finden?«
    Er sah mich an mit einem langen, abschätzenden und unkindlichen Blick, der nicht zu dem Oomark gehörte, den ich kannte. Dann nickte er, faßte meine Hand und zog mich nach links und fort von den Felsen.
    »Ich habe Hunger«, verkündete Oomark einen Augenblick später.
    Als er Hunger erwähnte, stellte ich fest, daß auch ich hungrig war. Oomark lehnte erneut meine Rationen ab, sprang davon, bückte sich und rupfte etwas aus dem Boden. Er kehrte mit einem dunkelroten, fächerförmigen Gewächs zurück, dessen fleischige Blätter von grünen Adern durchzogen waren. »Das schmeckt gut«, sagte er, brach es in zwei Hälften und bot mir eine davor, an. Wieder sah ich die Stelle an seinem Arm, wo der Arme! zerrissen war, und das feine Haar, das ihm dort gewachsen war, sah dicker und länger aus als zuvor.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war sicher, daß ich ihm seine Hälfte der Pflanze nicht würde wegnehmen können, aber ich konnte mich nicht überwinden, das merkwürdige Zeug zu essen.
    Wir fanden einen Rastplatz, von dem aus ich unsere Umgebung übersehen konnte, und setzten uns. Ich holte meine verschiedenen Päckchen aus der Tunika, und obgleich ich eigentlich alles hätte aufessen mögen, öffnete ich nur eines davon und teilte die dicke Scheibe Frucht-Protein-Kuchen in zwei Hälften. Oomark lehnte seine Hälfte ab.
    »Ich will das nicht, es ist verdorben. Es riecht schlecht. Du solltest es auch nicht essen, Kilda, dir wird übel werden.«
    Merkwürdig, als ich den Kuchen an die Lippen hob, empfand auch ich den Geruch als leicht widerwärtig. Ich mußte mich zwingen, ihn zu essen und herunterzuschlucken. Zum erstenmal schmeckte er mir nicht. Ich erinnerte mich an Oomarks Aversion gegen den Schoko-Würfel, und ich fragte mich, ob dieser Widerwillen gegen normale Nahrung eine Folge davon war, daß wir von

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