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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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großen Symbols einschlug und zitternd dort steckenblieb.
    Die Worte, die Kosgro gerufen hatte, wurden von einem lauten Echo zurückgeworfen, bis die verschiedenen Laute zu einem einzigen Donnergrollen verschmolzen. Von dem bebenden Notusspeer dort oben barst eine grellweiße Feuersäule.
    Der Lärm verebbte. Bartare hatte sich auf den Boden gekauert und beide Arme schützend über den Kopf gelegt. Oomark hockte in ähnlicher Haltung neben ihr.
    Aber Kosgro stand aufrecht da und sah auf das Feuer, das er auf so seltsame Weise entzündet hatte, und ich stand neben ihm, Schulter an Schulter.
    Ich hätte ihn gern gefragt, was er da machte. Verfügte er über die ›Macht‹ oder was immer dazu nötig war, das Tor zu öffnen? Da seine Aufmerksamkeit aber ganz und gar auf das Feuer gerichtet war, wagte ich nichts zu sagen.
    Kein Tor öffnete sich. Aber mit erneutem Getöse erschien etwas zwischen uns und dem flammenden Notus. Kosgro griff, ohne mich anzusehen, nach dem zweiten Notusstecken in meiner Hand, und hielt ihn wie eine Waffe bereit.
    Der Lichtwirbel vor uns verdichtete sich, und wieder stand vor uns die Frau – Bartares Lady! Sie bewegte sich nicht, sondern stand da wie eine Statue und beobachtete uns, das schöne Gesicht ausdruckslos.
    Sie war wirklich von außerordentlicher Schönheit, und ich glaube, sie gehörte zu jenen, denen es Freude macht, ihre Schönheit als Waffe zu benutzen. Kosgro ließ sich jedoch offensichtlich nicht davon beeindrucken.
    »Melusa«, begrüßte er sie unerschrocken.
    »Das ist einer meiner Namen«, erwiderte sie ruhig und doch weithin hörbar wie das Horn des Jägers. »Was willst du?«
    »Ein geöffnetes Tor.«
    Jetzt zeigte sich der schwache Schatten eines Lächelns um ihren schönen Mund.
    »Ah, kleiner Mann, du weißt nicht, was du da forderst, sonst würdest du es nicht von mir verlangen.«
    »Ich fordere Rückkehr für mich selbst und für diese hier, die nicht von dieser Welt sind. Wir gehören nicht hierher – laß uns gehen!«
    »Und wenn ich das nicht tue?« Sie war sichtlich amüsiert.
    »Dann werde ich dies hier benutzen.« Kosgro hob den Notusstecken. »Und das …« Ich erriet, was er wollte, und schüttelte meinen Blütenzweig.
    »Du willst etwas gebrauchen, wovon du nichts verstehst – und das Ergebnis wird vielleicht anders ausfallen, als du es wünschst. Du kannst dich selbst damit zerstören.«
    »Bisher hat es uns gute Dienste geleistet. Ich glaube, daß du dich davor mehr fürchten mußt als wir. Wir wollen nicht viel von dir – nur ein geöffnetes Tor, denn wir sind nicht von deiner Art.«
    »Eine ist es.« Jetzt wurde ihre Stimme etwas schärfer. »Sie wurde ausgewählt und für uns geformt. Wir handeln nicht um das, was unser eigen ist.«
    »Euer eigen? Und doch konnte sie sich nicht gegen uns behaupten, als du ihr befahlst, ihre Macht zu zeigen! Du hast sie geformt, aber sie hat die Prüfung nicht bestanden. Sieh sie dir doch an! Ist sie ganz und gar dein?«
    »Melusa!« Bartare war aufgesprungen und rannte jetzt an uns vorbei zu dem Hügel. Sie streckte die Arme aus, wie um die Frau zu umarmen, die dort wartete. Melusa schien sie nicht zu beachten.
    »Für dich heißt es also – ihr alle?« sagte sie über den Kopf des Kindes hinweg zu Kosgro.
    »So ist es. Du wirst selbst nicht haben wollen, was in deinen Augen einen Makel hat.«
    »Melusa!« Bartares Ruf war fast ein Schluchzen. Sie hatte versucht, zu der Frau der Folke zu gelangen – aber sie konnte es nicht. Sie schlug mit beiden Händen gegen eine unsichtbare Wand, die zwischen ihnen stand.
    »Wäre sie wirklich von deiner Art, dann könnte sie den Schutzwall durchschreiten, nicht wahr?« fuhr Kosgro fort. »Du hast die Wand als Schutz gegen Gefahren errichtet. Warum hält sie dann jene von dir fern, die du deine Tochter nennst?«
    »Melusa!« Bartare schrie ihren Namen jetzt voller Verzweiflung. Sie war auf die Knie gesunken, schlug aber immer noch gegen die unsichtbare Wand, die sie von Melusa trennte.
    »Du sprichst mit der Zunge einer Schlange!« entgegnete die Frau wütend. Zum erstenmal verlor sie etwas von ihrer Ruhe.
    »Ich zähle nur Tatsachen auf, die wir alle sehen können. Bartare hat dich nicht verraten, aber es sieht so aus, als wäre sie doch nicht ganz von deiner Art. Ist es nicht so, daß der Schutzwall sie durchlassen würde, wäre sie wirklich eine von euch?«
    »Sie war eine unserer Auserwählten, lange ausgebildet und seit langem erwartet.« Melusa blickte auf das Mädchen,

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