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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zufriedengestellt. Als sie endete, nickte er.
    »Gut so. Und jetzt die Tore, Melusa.«
    Ich bückte mich und gab Oomark meine Hand. Er umschloß sie mit festem Griff. Dann ging ich zu Bartare. Sie versuchte, mir auszuweichen, aber ihre Kräfte waren so erschöpft, daß sie meinem Griff keinen Widerstand mehr leisten konnte. Ich wollte, daß wir drei zusammen blieben, wenn wir dorthin zurückkehrten, wo wir hingehörten.
    Dann sah ich Kosgro an. Jetzt, da der Zeitpunkt gekommen war, daß wir uns trennen mußten, war ich verwirrt und unglücklich. Es gab noch so viel, was ich ihm hätte sagen mögen, aber da war keine Zeit mehr, es zu sagen. Plötzlich wollte ich nicht ohne ihn gehen. Aber so hatte er es gewollt, und ich mußte mich seinem Wunsch fügen.
    Er sah immer noch auf Melusa. »Wir sind bereit, Melusa.«
    »Dann geht – und seht, welchen Frieden ihr daraus gewinnen könnt!« rief sie und stampfte mit dem Fuß auf. Durch diesen Aufprall öffnete sich ein Spalt in dem Hügel, der sich blitzschnell erweiterte, als ob der Hügel auseinandergerissen würde, um einen dunklen Torweg zu bilden.
    »Vorwärts, kommt!« Das würde nun das letzte Mal sein, daß ich diese Worte von Kosgro hörte. Er trat in den dunklen Gang, und widerstrebend folgte ich und zog die Kinder mit mir.

 
17
     
    Wir waren in einer Dunkelheit gefangen, die zugleich Bewegung war. Ich hatte das Gefühl, hierhin und dorthin gewirbelt zu werden. Ich war mir nicht länger meines Körpers bewußt, und ich weiß auch nicht, ob ich die Kinder noch an den Händen hielt. Ich war nur noch ein Blatt im Sturm.
    Dieser Zustand hielt nicht an. In mir wuchs eine Unruhe, ein Drängen, irgend etwas zu tun. Ich konnte mich diesem Gefühl nicht entziehen und öffnete schließlich meine Augen.
    Hier war es nicht dunkel. Eine warme Sonne schien auf mich herab, so daß ich geblendet die Augen zukniff – eine normale Sonne, die ich so lange in jener Welt des ewigen Nebels entbehrt hatte.
    Ich setzte mich auf und sah mich um. Der Boden unter mir war sandig, und in der Nähe waren rote und graue Steine. Als ich die Steine sah, regte sich eine Erinnerung – und Angst. Rote Steine? Ja, ich hatte guten Grund, diese zu fürchten.
    In Reichweite neben mir lag ein kleiner Körper. Er trug nur noch eine zerlumpte Kniehose – aber es war ein menschlicher Körper! Keine Hörner wuchsen mehr auf seiner Stirn, und seine Füße waren Füße, keine Hufe. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Oomark war wieder ein kleiner Junge.
    Aber wo war Bartare? War sie uns doch noch entkommen und in dem grauen Land zurückgeblieben? Suchend blickte ich mich um. Nein – dort lag sie, ein Häufchen in Grün, die dünnen, blassen Arme und Beine ausgestreckt, als wäre sie nicht hingefallen, sondern achtlos beseitegeworfen worden wie eine Puppe, für die ein größeres Kind keine Verwendung mehr hatte.
    Ich kroch zu ihr, drehte sie um und hob sie in meine Arme.
    »Bartare!« rief ich sanft und bettete ihren Kopf an meine Schulter. »Bartare!«
    Sie bewegte sich und murmelte etwas Unverständliches.
    »Kilda?« Oomark hatte sich aufgerichtet und blickte zu uns herüber. »Kilda?« Es klang ängstlich. Dann kroch er über den Sand zu uns und warf seine Arme um mich und seine Schwester und drängte sich an uns, so eng er konnte, als wären wir das einzig Sichere in einer feindlichen Welt. Ich löste einen Arm von Bartare, um ihn um Oomark zu legen und sie so beide zu halten.
    »Es ist ja alles gut«, wiederholte ich immer wieder. »Es ist alles gut. Wir sind zurück. Wir sind wieder da, wo wir hingehören.«
    Hier hatte unser Abenteuer begonnen, in diesem ausgetrockneten Flußbett mit den klingenden Felsen, die das Tor zwischen zwei Welten geöffnet hatten. Wie lange war das her? Ich hatte keine Ahnung, aber ich schätzte, daß es mehrere Tage sein mußten. Und gewiß hatte man nach uns gesucht – vielleicht waren immer noch Suchtrupps in der Nähe, und wir konnten sie finden. Mein Körper schmerzte vor tiefer Erschöpfung, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte. Ich blickte auf meine Füße in den Blättersandalen – der Blütenzweig fiel mir ein, und rasch blickte ich auf meinen Gürtel, an dem ich ihn befestigt hatte, bevor ich die Kinder bei den Händen nahm. Aber der Zweig war fort, ebenso wie die Sandalen. Meine Füße jedoch waren wieder Füße mit normalen Zehen. Und so war ich wohl wieder ganz und gar menschlich, wie Oomark auch.
    »Ich habe Hunger, und mir ist kalt!« jammerte

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