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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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mich, eine solche Angst hervorzurufen.
    Ich ließ den Stock fallen und streckte ihr meine leeren Hände entgegen. »Sieh her, Bartare, ich habe den Stock nicht mehr. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Langsam ließ sie die Arme sinken. Ihre grünen Augen waren sehr groß in ihrem schmalen Gesichtchen. Und in diesem Augenblick wurde mir bewußt, wie wenig sie sich körperlich verändert hatte. Ihr Blick war wachsam.
    »Wir wollen dir nicht weh tun, Bartare«, sagte ich. »Warum fürchtest du dich so?«
    »Es ist der Fluch«, antwortete sie schaudernd und deutete auf den Notus. »Sie sind für die Folke verflucht …«
    »Warum?« fragte ich.
    »Bevor die Folke hierherkamen, waren da andere. Die Folke kamen durch ein Tor, und es waren nur wenige. Die anderen nahmen sie auf und ließen sie bleiben. Aber jene anderen nutzten nicht die Schätze dieser Welt. Sie wollten keine Macht, und sie wollten nicht herrschen. Da wollten die Folke die Macht haben. Und schließlich sagten die anderen, daß sie nicht tun dürften, was sie taten, daß man ein Tor öffnen würde, und daß die Folke fortgehen müßten in eine andere Welt. Aber die Folke wollten nicht gehen, weil sie außerhalb dieser Welt alt wurden und sterben mußten und ihre Macht dahinschwand. Und so begannen sie einen Krieg gegen die anderen, und sie gewannen, weil sie sehr mächtig waren. Aber die anderen hatten ihre eigene Macht …« Es klang, als rezitierte sie eine uralte Saga. »Sie schränkten die Macht der Folke ein. Obgleich viele jener anderen ihre eigenen Tore benutzten und fortgingen, gab es doch einige, die sich dafür entschieden, hierzubleiben …«
    Kosgro hatte aufmerksam zugehört, als ob dies alles von großer Bedeutung für uns wäre. »Sind sie immer noch hier, Bartare, jene anderen, die mit den Folke Krieg führten?«
    Bartare schüttelte den Kopf. »Das weiß man nicht. Sie haben an manchen Orten Barrieren errichtet, an denen die Folke nicht vorbei können. Aber da nach langem Beobachten nichts und niemand hervorgekommen ist, glauben die Folke, daß sie entweder tot oder fortgegangen sind. Aber den Notus haben sie zurückgelassen, und dieser kann von den Folke weder herausgerissen noch zerstört werden. Und er ist böse!« Ihr Gesicht verzerrte sich vor Abscheu. »Er tut weh, er vernichtet, er nimmt uns unsere Macht und läßt uns die Riten vergessen. Er ist ein Feind wie die Finsteren. Und ihr nehmt ihn in eure Hände – und werdet ihn gegen die Folke benutzen!«
    Bartare begann zu weinen, so verzweifelt, so kummervoll, daß ich sie unwillkürlich in die Arme nahm und beruhigend streichelte. »Bartare, wir werden diese Waffen nur verwenden, wenn man uns angreift. Die Folke wehren sich doch auch gegen die Finsteren, nicht wahr? Wir wollen niemandem dieser Welt ein Leid zufügen! Wir wollen nichts anderes, als zu unserer eigenen Welt zurückkehren.«
    Ich weiß nicht, ob sie mir zuhörte, denn sie antwortete nicht. Dann kam überraschenderweise Oomark zu uns und griff schüchtern nach der Hand seiner Schwester, die schlaff auf meinem Knie lag.
    »Bartare«, sagte er leise, »du brauchst uns doch gar nicht, nicht wahr? Du bist doch nur froh, wenn wir gehen. Die Lady will uns doch gar nicht wirklich hier haben.«
    Bartare schluchzte noch einmal auf und wandte dann ihren Kopf von meiner Schulter, um ihn anzusehen. »Sie wollen aber dich und mich mitnehmen!«
    »Am meisten wollen sie aber selber zurück«, erwiderte er. »Und die Lady kann sie daran hindern, uns mitzunehmen, wenn sie es wirklich will.«
    Ein leiser Zweifel lag in seinen Worten, der auf Bartare wie ein Stachel wirkte. Sie stieß mich beiseite und rutschte von mir fort. »Mich will sie!« fuhr sie auf. »Mich wird sie nicht gehen lassen!« Ich merkte wohl, daß sie Oomark nicht einschloß. Sie faßte sich rasch wieder und wandte sich dann an Kosgro. »Also gut! Ich werde euch zu einem Tor bringen – wenn ich eines finden kann –, und dann könnt ihr fortgehen. Und wir werden nur froh darüber sein!« Sie schlug mit der Faust auf den Boden. »Sehr froh!«
    »Wie weit ist das von hier?« wollte Kosgro wissen.
    Sie zuckte die Schultern. »Wie soll ich das hier sagen können? Der Notus sperrt geistige Suche. Das kann ich erst außerhalb dieses Ortes spüren.«
    Wir würden also wieder einmal von einem Führer abhängig sein, dem wir nicht vertrauen konnten, und das gefiel mir nicht. Und Bartare war noch weniger zu trauen, als Oomark …
    Der Nebel hatte sich fast verzogen, als wir den

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