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Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

Titel: Die Welt der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf Krause
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Sitzstatue in Buddhahaltung, die als Attribut einer Gottheit angesehen wurde.
    Caesar hebt hervor, dass die gallischen Stämme ein sehr religiöses Volk seien – eine Aussage, die mit Sicherheit für alle
     Kelten zutraf. Dafür spricht nicht nur die Bedeutung der Druiden, sondern auch die Vielzahl der Plätze, an denen man Gottheiten
     verehrte und ihnen Opfer darbrachte. Der römische Dichter Lucan beschreibt ein heiliges Waldstück, das einstmals in der Nähe
     Massalias große Verehrung genoss: »Dort existierte ein Hain, der seit undenklichen Zeiten nicht entweiht worden war. Die ineinander
     verflochtenen Zweige umhüllen trübe Luft und kalte Schatten, indem sie dem Sonnenlicht den Zugang verwehren. Das ist kein
     Hain eines ländlichen Pan oder des Waldgottes Silvanus oder der Nymphen, vielmehr ein Ort der Kulte von Göttern barbarischer
     Riten, von Altären, die mit grässlichen Opfergaben versehen sind, und jeder Baum ist mit Menschenblut geheiligt … Die Vögel
     fürchten sich, auf diesen Zweigen zu sitzen, die wilden Tiere fürchten sich, in diesem Dickicht zu lagern. In diesen Wald
     ist kein Windstoß noch ein Donnerkeil aus schwarzen Wolken hineingefahren. Von selbst bebt das Laub, obschon es keine Brise
     rührt. Wasser ergießt sich aus schwarzen Quellen. Die schrecklichen und kunstlosen Götterbilder stehen da wie gestaltlose
     Baumstämme. Erstaunlich sind der Verfall und die Weiße des verrottenden Holzes. Das Volk, das Götter in gewöhnlicher Gestalt
     verehrt, fürchtet sich nicht so; vielmehr lässt die Unkenntnis der Götter, die es fürchtet, deren Schrecken wachsen |179| . Gerüchte gehen, dass unterirdische Höhlen im Erdbeben grollen, dass Eiben stürzen und sich wieder erheben, dass Flammen
     in den Bäumen erscheinen, ohne dass sie in Feuer stehen, und dass sich Schlangen um die Stämme ringeln. Das Volk sucht diesen
     Ort nicht zu Alltagsriten auf, sondern lässt ihn den Göttern. Wenn die Sonne im Mittag steht oder die schwarze Nacht die Himmel
     beherrscht, dann wagt sich auch der Priester nicht in die Nähe, aus Angst, den Herrn des Hains zu überraschen.«
    Auch dieser Doppelkopf wurde auf dem Areal von Roquepertuse gefunden. Nach neuesten Erkenntnissen ist er im 5. Jahrhundert
     vor Chr. entstanden. Zwischen den Köpfen Reste einer Blattkrone.
    Dieses eindrucksvolle und Schrecken erregende Szenario lässt die folgenden Worte des Dichters durchaus glaubwürdig erscheinen.
     Danach befahl der Krieg führende Caesar, die Bäume zu fällen, weil er Bauholz benötigte. Doch seine ansonsten stets tapferen
     Legionäre zeigten eine solche Scheu vor dem grauenvollen Hain, dass der Feldherr persönlich die ersten Axthiebe anbringen
     musste. Auch wenn Lucan das Schaurige dieses Ortes dichterisch ausgeschmückt hat, so bringt er doch das Fremdartige und Bedrohliche
     des Hains glaubhaft zum Ausdruck. Verglichen mit den lichten und erhabenen Tempeln der Griechen und Römer schien er eine völlig
     andersartige Welt zu repräsentieren, die selbst in den Hainen Pans und der Nymphen ihresgleichen suchte.
    Schon 200 Jahre vor der Zerstörung des heiligen Hains fanden sich in der Provence Heiligtümer, die den Einfluss keltischer
     Kultur und Religion verdeutlichten. Das bekannteste, auf dessen Überreste man in Roquepertuse bei Aix-en-Provence stieß, lag
     im Gebiet der Ligurer. Sie waren ein seit langem dort siedelndes Volk, das viele Elemente benachbarter Kulturen wie der Gallier
     und Etrusker aufnahm. Sie kannten schon frühzeitig Steinbauten und waren meisterliche Steinmetze, deren Skulpturen die Gestalten
     ihrer religiösen Vorstellungen darstellten. In Roquepertuse errichteten sie unterhalb einer befestigten Siedlung, auf einer
     felsigen Anhöhe gelegen, eine offensichtlich heilige Stätte. Deren Mittelpunkt, ein steinernes Gebäude mit bemalten Wänden,
     betrat der Besucher durch eine breite Öffnung, die drei Pfeiler stützten. Statuen stellten einen Raubvogel dar, weiterhin
     im so genannten Buddhasitz thronende Gottheiten und |180| mindestens eine Figur, deren zwei voneinander abgewandte Köpfe an den römisch Gott Janus erinnerten. Die Wände schmückten
     Bilder von Pferden, Schlangen und Fabelwesen. Fiel dann der Blick nach draußen, blieb er an den Innenseiten der Pfeiler haften.
     Denn in ihnen hatte man Nischen angebracht, aus denen mehrere Totenschädel den Betrachter anstarrten. Spätestens da mochte
     sich ein Römer mit Grauen abwenden und erkennen, dass er in eine

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