Die Welt der Kelten
Schmied, dessen Seele sich der Teufel gewiss war. Aber in seinem Pub überlistete
Jack den Satan, der auf immer auf dessen Seele verzichten musste. Doch nach seinem Tod wollte auch der Himmel nichts mit dem
sündigen Schmied zu tun haben, sodass Jack gezwungen war, heimatlos umher zu irren und bis zum Jüngsten Tag auf seine Erlösung
zu warten. Immerhin hatte ihm derTeufel ein Stück brennende Kohle zugeworfen, das ihm Licht spendete. Jack steckte es in eine
ausgehöhlte Rübe, an deren Stelle in Amerika der Kürbis trat – beide galten als Symbol der verdammten Seele.
Alle Sagen und Bräuche um Halloween wurden in Irland und den anderen Ländern erst seit wenigen hundert Jahren überliefert.Von
ihnen führt kein unmittelbarer bekannterWeg zu den Kelten der vorchristlichen Zeit. Als man allerdings im frühen Mittelalter
das Allerheiligenfest des 1. Novembers in Irland einführte, fiel dessen Feier mit einem der wichtigsten Termine des altirischen
Kalenders zusammen – mit Samain. An diesemTag begann traditionellerweise nicht nur derWinter |192| und ein neues Jahr, sondern er wurde auch als Erntefest gefeiert. Darum beging man eine Vielzahl von Feierlichkeiten und Bräuchen:
Dazu gehörten üppige Gastmähler, große Märkte und hitzige Wettrennen. Darüber hinaus hatte Samain noch die Bedeutung der Wintersonnenwende
und damit einer Zeit, in der die Wesen derAnderwelt zuhauf aus ihren Elfenhügeln strömten – wie die von den Kelten der Sage
nach dorthin verdrängten Tuatha Dé Danann oder die Fomóri-Ungeheuer. In den Heldenerzählungen von Finn mac Cumaill verdeutlicht
eine Geschichte diesen Aspekt des Unheimlichen besonders stark. Nach ihr erschien zu jedem Samain-Fest, das in der Königsresidenz
Tara begangen wurde, ein feuerspeiendes Monster, das die Krieger mittels Zaubermusik in Schlaf versetzte und anschließend
die ganze Burg niederbrannte. Erst dem Helden Finn gelang es, den Unhold zu töten und dessen Treiben zu beenden.
So verband man mit dem alten Winteranfang seit jeher erschreckende Geschichten vom Einfall dämonischer Mächte. DieseTradition
scheinen sich die Inselkelten im Gefolge des Allerheiligenfestes bewahrt zu haben; an sie erinnert letztlich das moderne Halloweenfest.
Die Nacht des 31. Oktober stellt somit einen geringen Rest davon dar, wie die Kelten sich das Jahr kalendarisch einteilten.
Die Druiden rechneten wahrscheinlich mit dem Mondjahr, nach dem ihnen der Lauf des Nachtgestirns als Grundlage für ihre zwölf
Monate und notwendige Schaltmonate galt. Darauf deuten auch die Kalenderaufzeichnungen aus der Zeit |193| gegen 200 nach Chr., die man im südostfranzösischen Coligny auf einer in vieleTeile zerfallenen Bronzetafel fand.
Während man davon wenig weiß, ist aus Irland die Festeinteilung bekannt, die für die Bauern von großer Bedeutung war. Sie
begingen vier Jahresfeste, die heute als keltische Hauptfeste angesehen werden:
Mit Samain begann am 1. November das neue Jahr mit dem Winter – wie oben dargelegt.
Am 1. Februar beging man Imbolc, den Frühlingsbeginn, der als Fest der Hirten gefeiert wurde und sich darauf bezog, dass die
Mutterschafe wieder Milch gaben.
An Beltaine, dem 1. Mai, begann mit dem Sommeranfang wieder die warme Jahreszeit. An diesem Festtag, der vermutlich dem Gott
Belenus gewidmet war, zündete man große Freudenfeuer an und beging feierliche Handlungen, bei denen die Druiden eine entscheidende
Rolle spielten. Außerdem begann für die Bauern die Hauptarbeit auf den Weiden und Feldern, während die Krieger zu Beutezügen
auszogen.
Der 1. August markierte mit Lugnasad den Herbst- und Erntebeginn. In Irland galt das nach dem Gott Lug benannte Fest als Friedens-
und Freudenzeit, während der man keinen Krieg begann. Das Volk amüsierte sich auf Jahrmärkten und gedachte auf Pilgerfahrten
seiner religiösenVerpflichtungen.
|191| Die irischen Einwanderungen: Monster, Götter und Kelten
Die gelehrten Schreiber des Mittelalters entwarfen ein detailreiches Bild der Geschichte Irlands, die sie als fromme Christen
mit der göttlichen Schöpfung und nach der Sintflut beginnen lassen. Damals hausten mit den Fomóri urzeitliche Dämonen auf
der Insel, missgebildete Ungeheuer, die als einäugig, einbeinig oder mit einem Hundekopf beschrieben wurden. Diese Furcht
einflößenden Ureinwohner verteidigten das Land gegen alle Einwanderer, die auf der grünen Insel siedeln wollten. Zwischen
den ersten Kolonisten
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