Die Welt der Kelten
schwerste Niederlage ihrer Geschichte zufügte. Doch seine gallischen Verbündeten konnten die Gunst der Stunde nicht nutzen
und mussten letztendlich eine Niederlage hinnehmen. Aber selbst diese Ereignisse |55| stellten in den 200 Jahre währenden Kämpfen zwischen den Galliern und Römern in Italien nur eine Episode dar. Sie boten eine
Fülle von Kriegen und Schlachten, von Zeiten des friedlichen Miteinanders und von blutigen Gemetzeln.
Zu den blutigsten Schlachten zählt die bei Telamon in Etrurien, bei der sich die Boier mit anderen Stämmen und den verwegenen
Söldnerscharen der Gaisaten verbündeten. Gegen sie sollen die Römer ein Heer von 150 000 Mann aufgestellt haben.
Polybios überliefert Verlauf und Einzelheiten des Aufeinandertreffens im Jahr 225 vor Chr.: »Bekleidet mit Hosen und leichten
Kriegsmänteln, traten die Insubrer und Boier zum Kampf an. Die Gaisaten aber, in ihrer Ruhmgier und Tollkühnheit, warfen diese
Kleidung ab und stellten sich in der vordersten Reihe der Streitmacht auf, nackt und nur mit den Waffen angetan; sie meinten,
so werde ihre Schlagkraft am größten sein, da sich sonst das dornige Gestrüpp auf Teilen des Schlachtfeldes in ihrer Kleidung
verfilzen und sie am Gebrauch der Waffen hindern würde …
Einerseits wurden die Römer in ihrer Siegeszuversicht dadurch bestärkt, dass sie die Feinde in ihrer Mitte hatten, von allen
Seiten eingeschlossen; andererseits erschreckten sie die prächtige Ausrüstung und der Schlachtlärm der keltischen Streitmacht.
Denn zahllos war die Masse der Hornbläser und Trompeter. Da zugleich mit diesen das ganze Heer den Kriegsgesang anstimmte,
entstand ein derart fürchterliches Getöse, dass es schien, als ob nicht nur die Trompeten und das Heer, sondern auch das Land
ringsumher widerhalle und von sich aus Lärm hervorbringe. Furcht erregend waren auch das Aussehen und die Bewegung der unbekleidet
in vorderster Reihe stehenden Männer; zeichneten sie sich doch durch jugendliche Vollkraft und Wohlgestalt aus. Alle diejenigen,
welche das erste Treffen bildeten, waren mit goldenen Halsketten und Armreifen geschmückt.
Als die Römer dies sahen, erschraken sie; andererseits aber ließen sie sich von der Hoffnung auf die reiche Beute hinreißen
und waren nun doppelt auf den Kampf versessen. Sobald die leicht Bewaffneten, wie üblich, aus den römischen Heeren hervorstürmten
und einen dichten Hagel von wirksamen Speeren entsandten, gewährten die Mäntel und Hosen den weiter hinten stehenden Kelten
guten Schutz; dagegen gerieten die in vorderster Reihe stehenden unbekleideten Männer, über die der Angriff unerwartet hereinbrach,
in eine schwierige und hilflose Lage. Denn da der gallische Schild den Mann nicht decken kann, drangen bei der Nacktheit und
Größe der Körper die Wurfgeschosse umso ungehinderter in sie ein. Da sie sich der Speerwerfer wegen der Entfernung und der
Menge der herniedergehenden Geschosse nicht erwehren konnten, sondern sich in auswegloser Not und Bedrängnis befanden, stürzte
sich schließlich ein Teil von ihnen in sinnlosem Draufgängertum blindlings auf die Feinde und lieferte sich |56| selbst freiwillig dem Tod aus, während die anderen sich schrittweise auf die Verbündeten zurückzogen, offen ihre Angst zeigten
und die hinteren Reihen in Verwirrung brachten. So wurde der Kampfgeist der Gaisaten von den leicht Bewaffneten gebrochen
… Von den Kelten fielen insgesamt an die 40 000 Männer, und nicht weniger als 10 000 gerieten in Gefangenschaft, darunter
auch Konkolitanos, einer der Könige. Der andere, Aneroëstos, floh mit wenigen Begleitern irgendwohin und legte zusammen mit
seinen Getreuen Hand an sich.«
Alle Tollkühnheit und Verwegenheit sollte die Gallier nicht davor bewahren, teils vertrieben, teils unterworfen und kolonialisiert
zu werden. Sie wurden zunehmend romanisiert, was im Jahr 82 vor Chr. in der Einrichtung der römischen Provinz Gallia Cisalpina,
»Gallien diesseits der Alpen«, deutlich wurde und 49 vor Chr. mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts seinen Abschluss
fand. Das barbarische und unruhige Keltenland in Italien war zur Gallia Togata geworden, dessen Bewohner nicht mehr die keltische
Hose, sondern die Toga, die Tracht des römischen Bürgers, trugen.
Kelten durchstreifen die Herkynischen Wälder und bedrohen das Orakel der Griechen
Nach der Überlieferung des Livius musste der Biturige Segovesus gemäß des Götterspruchs
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