Die Welt der Kelten
Ringbroschen wie die prächtigeTarafibel und die monumentalen Hochkreuze, die bis heute als typisch
für Irland gelten.
|155| Hat Arthur gelebt? – Auf den Spuren einer keltischen Sagengestalt
Seit dem Jahrhundert Geoffreys von Monmouth fragt man sich, ob König Arthur gelebt hat und wo er seine letzte Ruhestätte fand
– denn fromme Christen konnten sich nicht mit seiner Entrückung nach Avalon zufrieden geben. Ausgerechnet Benediktinermönche
stießen auf seine vermeintlichen sterblichen Überreste: Sie entdeckten 1191 in ihrem Kloster Glastonbury ein Grab, dessen
Steinplatte verkündete, hier liege der berühmte König Artus begraben. Leider ging sein angebliches Skelett später verloren.
Außerdem erweckte der Fund den Eindruck gezielter politischer Propaganda; denn der englische König Richard Löwenherz sah sich
als Nachfolger des ruhmreichen Herrschers. Deshalb war Arthurs Grab höchstwahrscheinlich nicht mehr als eine der zahlreichen
historischen Fälschungen des hohen Mittelalters.
Dagegen nennen einige Chroniken und Annalen des frühen Mittelalters, die zum Teil auch Geoffrey kannte, tatsächlich einen
Heerführer dieses Namens. Dieser Arthur habe mit seinen britannischen Reiterkriegern sage und schreibe zwölf Schlachten gegen
die heidnischen Sachsen geschlagen und sie alle siegreich beendet. Seinen größten Triumph erkämpfte er gemäß dieser Quellen
um das Jahr 518 an einem Berg namens Badon, dessen Lage nicht sicher bestimmt werden kann. Danach zogen sich die Angelsachsen
vorübergehend zurück. Doch zwanzig Jahre später ereilte |156| Arthur das Schicksal der Niederlage in der Schlacht von Camlan, deren Schauplatz unter anderem in Cornwall lokalisiert wird.
Dort begleitete ihn sein tapferer Krieger Medrawd in den Tod, aus dem bei Geoffrey Arthurs verräterischer Sohn Mordred wurde.
So selten und dürftig diese Angaben sind, verweisen sie doch auf das oben erwähnte »dunkle Zeitalter« der britischen Geschichte,
als die römischen Legionen die Insel verlassen hatten und sie schutzlos den Überfällen der Pikten, Skoten sowie der germanischen
Angeln und Sachsen überließen. Hinter dem sagenhaften König Arthur verbirgt sich demnach ein britannischer Anführer, dem es
im 6. oder bereits im 5. Jahrhundert gelang, die zahlreichen Scharen der Feinde abzuwehren und der keltischen Bevölkerung
eine vorübergehende Zeit des Friedens zu verschaffen. Sein Name verweist auf römische Herkunft, weil man ihn auf einen lateinischen
Familiennamen Artorius zurückführt. Folglich stammte Arthur entweder aus einer römischen Familie oder er gehörte zu den romanisierten
Britanniern, die Eigennamen aus Rom annahmen und ihre Kinder auf sie tauften.
Außer den schriftlichen Quellen bezeugt bis heute eine Fülle von Ortsnamen die Popularität König Arthurs auf der britischen
Hauptinsel. Zwischen dem schottischen Hochland im Norden und dem äußersten Ende Cornwalls im Südwesten findet sich in den
ehemals beziehungsweise immer noch keltisch geprägten Landesteilen so mancher
Arthur’s Seat
(Stuhl),
Stone
(Stein) oder
Bed
(Bett). Allerdings sprechen derartige Bezeichnungen eher für die Beliebtheit der sagenhaften und literarischen Figur, als
dass sie Relikte des mutmaßlichen historischen Arthur darstellen.
Darüber hinaus gibt es in Britannien Plätze, die den Nimbus des Faszinierenden und Rätselhaften haben und sogar Spuren aus
Arthurs wahrscheinlicher Lebenszeit aufweisen. Dazu gehört Arthurs vermeintlicher Geburtsort Tintagel an der Nordküste Cornwalls,
dessen markanter Granitfels als Vorgebirge ins Meer hinausragt. Der Anblick der pittoresken Burgruine täuscht jedoch insofern,
als sie erheblich jüngeren Datums ist. Lediglich archäologische Funde belegen, dass auf diesem Fels um 500 ein befestigter
Mittelpunkt bestand, in dem Handel getrieben wurde und wo ein keltischer Häuptling residiert haben mochte. Ähnliches gilt
für Cadbury Castle im südwestenglischen Somerset. Dort erhob sich schon in vorrömischer Zeit eine keltische Hügelfestung,
die vielleicht während des Aufstands der Königin Boudicca umkämpft wurde. Unter der römischen Herrschaft blieb der Ort unbewohnt,
bis er zur Zeit Arthurs eine späte Blüte erlebte. Cadbury Castle wurde damals vermutlich als eine Art fürstlicher Residenz
genutzt. Deshalb sieht man darin das historische Vorbild für Arthurs Camelot.
Schließlich stellt das unweit gelegene Glastonbury mit seinen
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