Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
Polizisten, die auf unserer Seite standen, waren bereits beim Haus der Merlottes, und sie waren nicht uniformiert.
Es parkten mindestens zehn Autos die Straße rauf undrunter und auch auf Bernies Auffahrt, als wir zurückkamen. Ich erschrak, weil ich fürchtete, das könnten alles Leute sein, die hier aufgekreuzt waren, um der Familie noch mehr Kummer zu bereiten. Aber dann sah ich, dass sie sich alle rund um das kleine Grundstück postiert hatten, den Blick in die Umgebung gerichtet. Sie waren gekommen, um die Familie Merlotte zu beschützen.
Ganz unerwartet stiegen mir Tränen in die Augen. Ich griff nach Sams Hand, spürte, wie er meine ergriff. »Hey, Leonard«, rief Sam dem grauhaarigen Mann in Khakihemd und Khakihosen zu, der uns am nächsten stand.
»Sam«, erwiderte Leonard mit einem Nicken.
Sister nickte uns ebenfalls zu. »Wir kriegen das schon hin«, versicherte sie Sam. »Der Tag ist schon halb vorüber. Bring Sookie zum nächsten Klassentreffen mit, hörst du?«
Ich wusste natürlich, dass Sam eine richtige Freundin hatte und ich sie nur an diesem Wochenende vertrat, doch mich durchrieselte ein freudiger kleiner Schauer angesichts der Herzlichkeit, mit der seine Familie und Freunde mich aufnahmen. Als wir durch die Tür hineingingen, musste ich vor lauter Staunen einen Moment lang stehen bleiben. Das kleine Haus war zu einem geschäftigen Bienenstock geworden, drinnen wie draußen.
Auf den verschiedenen Tischen im Wohnzimmer standen ein paar Nelkensträuße. An einem waren Luftballons befestigt, was ungeheuer fröhlich wirkte. Während wir weg waren, war aber nicht nur der Florist da gewesen, sondern es hatte auch jemand eine Platte Aufschnitt und Käse geliefert sowie Brot. Tomatenscheiben und alles, was man sonst noch auf ein Sandwich legen konnte, waren um die Platte herum drapiert, zusammen mit Hochzeitspapptellern. Sam und ich nahmen uns, so wie alle anderen es schon getan hatten. Mindys Kinder rannten völlig aufgedreht durchs Haus.
Das Haus wirkte zwar klein, aber voller Leben, und alle Gedanken summten vor Freude und Aufregung.
Als Sam und ich uns nebeneinander auf dem Wohnzimmersofa niedergelassen hatten und aßen, brachte Mason mir ein Glas süßen Tee, das er sehr vorsichtig vor sich hertrug. »Hier, Tante Sookie«, sagte er stolz, und obwohl ich die Anrede schon korrigieren wollte, sagte ich bloß: »Vielen Dank, mein Schatz.« Mason lächelte, plötzlich sehr verlegen, und rannte weg.
Sam legte mir den Arm um die Schultern und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Ich trank einen Schluck von dem Tee, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Sam versetzte sich etwas zu gut in seine Rolle hinein, fand ich.
»Immerhin bist du dieses Wochenende ja meine Freundin«, flüsterte er mir ins Ohr, und ich unterdrückte ein Kichern, weil es kitzelte.
»Mhmmm«, machte ich mit einem leicht warnenden Unterton in der Stimme.
Er nahm seinen Arm erst wieder weg, als er ihn brauchte, um nach seinem Sandwich zu greifen, und ich bedachte ihn mit einem Kopfschütteln … aber ich lächelte. Ich konnte nicht anders. Ich war so guter Laune in der Gesellschaft all der Merlottes und Lisles. So hoffnungsfroh hatte ich mich … noch nie gefühlt.
Das hielt noch ungefähr fünf Minuten an. Dann breitete sich in den Gedanken der Leute draußen eine immer größere Aufregung aus. Das begann etwa zu demselben Zeitpunkt, als mir auffiel, dass vor dem Haus auf einmal viel mehr Autos vorbeifuhren. Angesichts des allgemeinen Wirbels gab ich zunächst nichts darauf. Doch dann nahm ich eine Bewegung vor dem Haus wahr. Ich erhob mich halb und spähte durch Bernies Gardinen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße parkten vier Autos, und mindestens zwanzig Leute standen herum und blockierten die Autos unserer Helfer und auch die der Familie.
Sister schrie und stocherte einem Mann, der dreimal so groß war wie sie, mit dem Zeigefinger auf die Brust. Er schrie zurück. Und schließlich stieß er sie von sich, und sie fiel rücklings zu Boden.
Sam war aufgesprungen, um aus dem Fenster zu sehen. Als er seine Freundin fallen sah, stieß er einen Schrei aus und rannte aus dem Haus. Doke und Craig folgten ihm. Und kurz darauf sauste auch Bernie durchs Wohnzimmer und riss dabei, stark wie sie war, gleich die Haustür aus den Angeln.
Ein großes Geschrei und viel aufgebrachtes Hin und Her folgte, und ich fragte mich, ob ich ebenfalls hinausgehen sollte, ob ich irgendwie helfen könnte. Doch dann dachte ich noch
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