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Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Besiedlung entdeckt, und Tembraker schien dies Anlaß genug, um auf D-232-III niederzugehen.
    Wer auch immer dort lebte – er war den Verfassern des großen Astronautischen Handbuches unbekannt, denn dort war angegeben, daß das gesamte System unbewohnt sei. Leute, von denen niemand etwas wußte, waren verdächtig, und verdächtige Leute wollte Tembraker auf diesem gefährlichen Flug auf jeden Fall erst einmal ansehen.
    Außerdem war zu erwarten, daß die Menschen, die auf D-232-III lebten, die Lichtexplosion vor zwölf Jahren beobachtet hatten. Vielleicht konnten sie Angaben machen, die es der COURAGEOUS erlaubten, sich etwas besser zu orientieren.
    D-232-III war ein ungastlicher Planet. Tropische und gemäßigte Zonen waren von einem nahezu ununterbrochenen Urwald überzogen. Im Norden und Süden schlössen sich ohne Obergang die eisüberdeckten Polarkappen an.
    Alle anderen Gegebenheiten waren denen von SILVERGLASS auf erfreuliche Weise ähnlich. Gravitation, Umdrehungszeit, Achsneigung, atmosphärische Zusammensetzung glichen den Verhältnissen auf dem Heimatplaneten so sehr, daß Tembraker den Eindruck hatte, der Schöpfer habe sich die eine Welt von der andern abgesehen.
    Was die Sichtwache „Zeichen von Besiedlung“ genannt hatte, erwies sich beim Niedergehen als eine Plantage mäßigen Umfangs, die auf einem offenbar gerodeten Fleck inmitten des subtropischen Dschungels auf einer Landbrücke lag, die zwei gewaltige Kontinente miteinander verband.
    Tembraker lachte.
    „Ich hoffe, die Leute werden es uns nicht übelnehmen, wenn wir mitten in ihrem Gemüse landen. Uns bleibt aber keine andere Möglichkeit. Ich möchte es nicht riskieren, das Schiff durch den Dschungel zu drücken; die Bäume sehen recht kräftig aus!“
    Neben ihm standen DeLlugo und Kapitänleutnant Brewster.
    „Wir könnten sie entschädigen, Sir!“ schlug Brewster vor.
    „Pah!“ lachte DeLlugo verächtlich. „Sehen Sie sich diese Zwei-Spinat-Farm an. Die Leute sollen froh seine, daß wir Abwechslung in ihr Leben bringen!“
    Brewster sah ihn von der Seite her an.
    „Es soll Menschen geben“, sagte er leise, „denen sind zwei Spinatpflanzen lieber als fünfzehn leichte Mädchen.“
    Tembraker amüsierte sich über das Geplänkel seiner beiden Offiziere. Schon mehrmals in den vergangenen Tagen hatte er Gelegenheit gehabt festzustellen, daß Brewster den Ersten Offizier nicht ausstehen konnte, und das wiederum war etwas, was den jungen Kapitänleutnant dem Kommandanten recht sympathisch machte – ganz abgesehen von den sonstigen Vorzügen, die er ohne jeden Zweifel besaß.
    Brewster war biologisch gesehen fünfundzwanzig Jahre alt und seit seiner Kadettenzeit aktiver Offizier der Kriegsmarine, eine Seltenheit in diesem Alter. Seinem Geburtsdatum nach war er älter als Tembraker; aber mehr als hundert Jahre dieser Zeit entfielen auf lichtschnelle Flüge und traten nicht in Wirkung.
    Die gewaltigen Heißlufttriebwerke spien Ströme entspannter Luft unter dem Schiff hervor. Über den Dschungel fegte ein Orkan.
    Langsam trieb die COURAGEOUS über die Bäume dahin und kam in einer Höhe von etwa hundert Metern über der Lichtung der Plantage zum Stehen. Die ausgestoßenen Luftmassen trieben Wolken braunen Staubes vom Boden auf, die die Bildschirme verdunkelten.
    Dann sank das Schiff weiter und setzte nach wenigen Minuten mit kaum spürbarem Ruck auf.
    „Wir sind da!“ sagte Tembraker lakonisch.
    Er blieb unbewegt stehen und wartete, bis sich der Staub wieder gelegt hatte und die Sicht freigab.
    Von den Pflanzungen war nichts mehr zu sehen, noch etwas zu hören.
    Über den Rand der letzten Düne hinweg sah man das schräge Dach einer primitiven Hütte, die der Besitzer der Plantage sich an den Rand des Waldes gebaut hatte.
    Tembraker schaltete das Außenmikrophon ein. Aus dem Wald gellte das Geschrei der aufgeschreckten Tierwelt. Von dem, dem die Plantage gehörte, war gar nichts zu sehen. Der Sturm aus den Triebwerken hatte den Boden umgewühlt und zu kreisförmigen Dünen aufgeblasen.
    „Er wird sich vor Angst verkrochen haben!“ vermutete DeLlugo.
    „Ich schätze, das wäre jedem von uns in seiner Lage ebenso ergangen“, antwortete Tembraker.
    „Vielleicht“, wandte Brewster ein, „weiß er überhaupt nicht, was ein Raumschiff ist!“
    „Das wäre möglich!“
    Sie warteten eine ganze Stunde, ohne daß sich etwas rührte. Die Tiere waren zur Ruhe gekommen und der Himmel frei von Staub.
    „Schön!“ brummte Tembraker.

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