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Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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Oberkörper hochzuziehen, damit ich mich mit meinen Beinen hochstemmen konnte. Die ganze Aktion begleiteten wir mit heftigem Stöhnen. Nebenan parkte gerade ein älteres Pärchen ein. Kennzeichen BM für Bergheim – tiefste Provinz.
    »Guck mal, Gertrud, so was sieht man auch nur in Köln …«, sagte der Mann.
    »Dass die das jetzt schon in einem öffentlichen Parkhaus machen? Das sollte man eigentlich anzeigen«, entgegnete seine Frau irgendwie angewidert.
    Genau. Eine Anzeige wegen Aussteigens in der Öffentlichkeit.
    Pfui, Deibel!

    Trotzdem. Obwohl ich weiß, dass ein normales Auto besser für mich und meinen Rücken geeignet wäre, wünsche ich mir einen Sportwagen! Wenn ich morgens aufstehe und im Spiegel das Fortschreiten des körperlichen Verfalls betrachte, ist die Sehnsucht nach einem Sportwagen besonders groß. Aber nicht nach irgendeinem Sportwagen! Ich will fahren, was meine Ärzte fahren: Ich will einen Porsche! Am besten den 911 er Turbo, aufgeblasen auf 600 PS .
    Vor kurzem ist es dann doch über mich gekommen. Obwohl ich nicht mal ansatzweise das Geld habe, um mir so eine Karre zu kaufen, machte ich mich auf den Weg zum Porschehändler: »John, du darfst deine natürlichen Instinkte nicht weiter unterdrücken! Wenn alle Fasern deines Köpers nach einem Porsche schreien, dann ist es halt so. Steh dazu!«
    Und ich stand dazu: In einem Autosalon, ach was, einem
Autopalast,
inmitten einer inflationär großen Ansammlung schönster Ärztemobile. Sie sehen nicht nur schnell aus. Sie »riechen« sogar schnell.
    »Möchten Sie einmal probesitzen?«, schleimte der Verkäufer mich an.
    »Klar, warum nicht?« Ich machte ein Gesicht, als wäre das »Im-Porsche-Sitzen« mein tägliches Schicksal, und stieg ein. Zwar meldeten sich kurz mal Bandscheibe, Nacken und Wirbelsäule: »Hey, John, hast du sie nicht mehr alle? Wir passen hier doch nicht rein!«, aber ich ignorierte sie und den Schmerz. Und tatsächlich: Ich saß. Gut, dass ich alleine war. Wäre ich von meiner Frau samt Pubertierendem begleitet worden, dann hätte ich mir ganz sicher folgenden Dialog anhören müssen.
    »Guck mal, Mama: Der Dicke versucht sich ins Auto zu quetschen!«
    »Das ist doch noch gar nichts. Warte ab, bis er versucht, wieder rauszukommen.«
    »Du, Mama, ich hab gelesen, Porschefahrer haben am wenigsten Sex von allen Autofahrern.«
    »Echt? Dann passt das Auto zu John.«

    Aber sie waren nicht da, meine Liebsten. Ich saß alleine in meinem Auto. Ein schwarzer 911 er Turbo mit mehr PS als alle Autos zusammen, die ich je in meinem Leben besessen hatte. Es fühlte sich gut an, irgendwie nach: »Ich bin erfolgreich. Ich bin jung (geblieben). Ich hab zwar keinen Sex, aber egal, ich hab Porsche!«
    Ein paar Minuten später schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf: O Gott, wie komme ich aus dem Scheißding bloß wieder raus?
    Diesmal half mir der Verkäufer. Es dauerte eine Weile, aber zusammen schafften wir es. Der nette Herr zeigte mir dann noch einen Geländewagen derselben Marke. Eines von der Sorte Auto, die zwar nie im Gelände fahren, aber so aussehen, als ob sie es könnten. Und seitdem weiß ich, warum so viele Männer im fortgeschrittenen Alter sich einen Geländewagen zulegen. Steht man neben so einem Auto, sieht man’s sofort: Die Sitze sind exakt auf Arschhöhe angebracht. Der Cayenne ist der Porsche für Männer mit Rückenleiden und wenigen Sexualkontakten. (Kein Witz, laut einer Umfrage von »Men’s Car«, der vermutlich wichtigsten Zeitschrift der Welt, haben Porschefahrer am seltensten Sex …)
    Das ist genau die Sorte von Auto, die ich mir kaufen werde, wenn ich mir ein Auto kaufe. Aber erst einmal fahr ich mit dem Bus nach Hause.

Temperaturschwankungen
    Lange, lange Jahre – ach was, über viele Jahrzehnte dachte ich, Wechseljahre wären ein Privileg der Frauen. »Changing years«? Nicht mit mir, ich bin schließlich ein Mann. Ich werde alt? – ja! Ich werde dicker? – okay! Ich komme in die »Changing years«? – nein! Dachte ich – bis mir warm wurde. Also, nicht einfach warm, weil aus Versehen mal die Sonne schien (das passiert zwar in Deutschland eher selten und von Jahr zu Jahr seltener, aber es passiert), sondern warm, obwohl die Umgebungstemperatur etwas ganz anderes sagte. Es war um die 15 Grad, also durchschnittliches deutsches Sommerwetter. Ich stand in der Fußgängerzone vor einem schicken Zelt des Kölner Gesundheitsamts Schlange – in einem langärmeligen T-Shirt. Ich wusste nicht, warum

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