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Die Welt ist nicht immer Freitag

Titel: Die Welt ist nicht immer Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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ein richtig schlechter Tag zu werden. Die Stimme, die mich weckte, war erschröcklich schroff, und als ich langsam erkannte, daß der Resonanzkörper, der dieser Stimme ein solch vitales Volumen verlieh, in der Uniform eines BVG-Nachtbusfahrers steckte, reifte in mir die Vermutung, daß dies womöglich sogar der König der Scheißtage war. Flugs zimmerten meine trägen Hirnsynapsen noch einen zweiten bestechend logischen Gedanken:
    - Horst, das hier ist gar nicht dein Bett. Horst, das hier ist ein Nachtbus. Horst, und das ist gaaaar nicht gut. So.
    Dann war erstmal wieder Schluß mit Denken.
    - Soo, aussteigen jetze, Sie sind zu Hause.
    - Zu Hause? Wo zu Hause.
    - Na Endstation, Tegel-Ort, wa.
    Tegel-Ort. Nördlicher Stadtrand. Tegel-Ort war nicht zu Hause.
    Genaugenommen war Tegel-Ort so ziemlich das genaue Gegenteil von zu Hause. Tegel-Ort, das war: am Arsch der Welt. Und der hatte im Moment auch noch Durchfall. Draußen regnete es in Strömen.
    Nix gegen Tegel-Ort persönlich. Auf keinen Fall will ich die Tegel-Orter hier beleidigen. Aber morgens um fünf, bei strömendem Regen in Tegel-Ort, das ist schon wie beide Arme in Gips, eine ständig laufende Nase und eine weit vorstehende Unterlippe zu haben. Halt richtig blöde.
    Ich fragte den Fahrer, ob ich nicht im Bus bleiben könnte, bis er wieder in die Stadt zurückfährt.
    - Nee, dit jeht nich. Ick hab jetzt Feierabend. Der Bus fährt erst wieder inner halben Stunde. Solange kann ich Se hier nich drin allein lassen. Tut mir leid. Höhö.
    Ich versuchte ihm den Bus abzukaufen. Er lachte.
    - Hoho. Sie sind lustig. Sie jefalln mir. Und jetzt raus!
    Ich stieg aus und stellte mich in den Regen. Zwar waren's bis zum Unterstellhäuschen nur knapp 50 Meter, aber ich beschloß, still stehenzubleiben und mich ordentlich durchregnen zu lassen, nur so würde ich vielleicht endlich lernen, daß man im Nachtbus verdammt nochmal nicht einschlafen darf. So bin ich, hart, aber gerecht. Nach gut zwei Minuten, als mir die ersten Tropfen durch die Poritze rannen, kam ich zu der Überzeugung, daß der Pädagogik nun Genüge getan sei, und ging zum Unterstellhäuschen. Der erste Bus kam aus irgendwelchen Gründen nicht, mit dem zweiten fuhr ich, rund eine Stunde später, zum nächsten U-Bahnhof in Tegel-City, dem Herz dieses nördlichen Außenbezirks von Berlin. Da mein Fahrschein mittlerweile abgelaufen war, kaufte ich mir einen neuen und stieg in die U-Bahn.
    Knapp eine Stunde später weckte mich erneut eine laute Stimme:
    - So, Endstation! Aussteigen jetze, Sie sind zu Hause!
    Irgendwie kam mir das alles sehr vertraut vor.
    - Lassen Sie mich raten. Südlicher Stadtrand? Alt-Mariendorf?
    - Jaaap!!!
    Na prima. Diese Sache mit dem Heimweg wuchs sich langsam zu einem richtigen Problem aus. So konnte das nicht weitergehn. Wenn ich mich jeden Morgen erstmal mehrere Stunden mit so'm Scheiß rumschlagen muß, komm ich doch nie voran. So kann man doch nicht arbeiten.
    Ich mußte eine Lösung finden. Ich überlegte, was es mich kosten würde, an jeder Endhaltestelle des Berliner Nachtbusnetzes eine Wohnung anzumieten. Kam aber zu dem Schluß, daß die Kosten wohl so hoch wären, daß ich mir die BVG dann sicher nicht mehr leisten könnte. Mir blieb also nix, als es mit dem Heimweg immer und immer wieder zu versuchen. Irgendwann mußte es doch mal klappen. Vorsichtshalber schrieb ich noch meine Adresse auf einen Zettel und hängte ihn mir um den Hals. Wenn das keine geniale Strategie war.
    Als mich der nächste U-Bahn-Schaffner eine Stunde später zurück im Norden in Tegel weckte, fiel bereits ein leichter Schatten auf die Genialität dieser Strategie. An der Stelle des Zettels klebte ein Aufkleber: »Nicht hupen! Fahrer träumt von Hertha BSC.« Der Zettel war weg, mehr noch, auch mein Haus- und Wohnungsschlüssel fehlte. Ich mußte einräumen, daß mein ausgefuchster Plan wohl doch den ein oder anderen Schwachpunkt aufwies. Mittlerweile war es nach neun, die Läden hatten geöffnet. Ich beschloß, diesmal ganz auf Nummer Sicher zu gehen und die Tegeler Fußgängerzone zu besuchen, um mir einen Wecker zu kaufen. Verblüffenderweise hatte mir der Dieb das Portemonnaie gelassen. Naja, vermutlich war ich so fett auf meinem Hintern gesessen, daß er einfach nicht an die Gesäßtasche rankam. Prima, da würd ich der Polizei ja nur sagen müssen, Hertha-Fan, mit vermutlich gequetschten Fingern, dann Rasterfahndung, das würde ganz schnell gehn. Mein Hirn arbeitete schon wieder tadellos.
    Im

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