Die Welt ohne uns
großen Menge Basaltmagma – teilweise war sie mehr als 5000 Meter dick –, dass vermutlich verdampfte Kohle als Kohlendioxid die Atmosphäre übersättigte und in Form schwefliger Säure vom Himmel regnete. Den Todesstoß gab möglicherweise ein Asteroid von viel größeren Ausmaßen als derjenige, der sehr viel später den Dinosauriern den Garaus machte; er scheint auf jenem Teil von Pangäa eingeschlagen zu sein, den wir heute Antarktis nennen.
Was immer die Ursache war, während der nächsten Jahrmillionen waren die häufigsten Wirbeltiere winzige Würmer mit zahnähnlichen Hartteilen, sogenannte Conodonten. Selbst Insekten gingen massenhaft zugrunde. Und das sollte eine gute Idee gewesen sein?
»Klar. Das machte den Weg frei für das Mesozoikum. Das Paläozoikum gab es seit fast 400 Millionen Jahren. Es war eine feine Sache gewesen, aber nun war es Zeit für etwas Neues.«
Nach dem feurigen Ende des Perms hatten die wenigen Überlebenden kaum Konkurrenz. Einer von ihnen, die Claraia-Muschel, die der Kammmuschel ähnelte, wurde so zahlreich, dass ihre Fossilien heute ganze Felsen in China, Süd-Utah und Norditalien buchstäblich pflastern. Doch binnen vier Millionen Jahren starben sie, die meisten anderen zweischaligen Weichtiere und die Schnecken, die nach dem Massenaussterben eine Blütezeit erlebt hatten, ganz von alleine aus. Sie fielen mobileren Opportunisten wie den Krebsen zum Opfer, die nur eine unbedeutende Rolle im alten Ökosystem gespielt hatten, aber plötzlich – zumindest nach geologischem Zeitmaß – die Chance bekamen, sich neue Nischen in einem ganz neuen System zu schaffen. Alles, was sie dazu brauchten, war eine Schere, um Weichtiere zu knacken, die nicht fliehen konnten.
Die Welt schlug einen anderen Weg ein, einen, der von aktiven Raubtieren geprägt war und fast aus dem Nichts ins üppige Reich der Dinosaurier führte. Währenddessen brach der Superkontinent Pangäa in einzelne Stücke auseinander und verteilte sich allmählich über den ganzen Globus. Als nach weiteren 150 Millionen Jahren ein anderer Asteroid einschlug, traf es jetzt die Halbinsel Yucatán in Mexiko und die Dinosaurier erwiesen sich als zu groß, um sich zu schützen oder anzupassen; es war an der Zeit, wieder einmal von vorn zu beginnen. Wieder war es ein kleinerer, beweglicherer Akteur, ein Wirbeltier namens Säugetier, das seine Chance erkannte und wahrnahm.
Könnte die gegenwärtige explosionsartige Zunahme des Artensterbens – das zwingend auf einen einzigen Grund hindeutet, dieses Mal allerdings nicht auf einen Meteoriteneinschlag – den Schluss nahelegen, dass die Zeit eines gewissen dominanten Säugers nun zu Ende geht? Hat, erdgeschichtlich gesehen, wieder einmal die Stunde geschlagen? Doug Erwin, der Experte für Artenuntergang, arbeitet mit so großen Zeiträumen, dass die paar Millionen Jahre, welche die Existenz der Gattung Homo umspannt, für ihn fast zu klein für sein Raster sind. Wieder zuckt er mit den Achseln.
»Die Menschen werden irgendwann aussterben. Das blieb bislang keiner Art erspart. Es ist wie mit dem Tod: Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass wir eine Ausnahme sind. Aber das Leben wird weitergehen. Zunächst vielleicht in Form von Mikroorganismen. Danach sind es möglicherweise Tausendfüßler. So erholt sich das Leben, egal ob wir noch vorhanden sind oder nicht. Ich finde, es ist interessant jetzt zu leben«, sagt er. »Mich kann das alles nicht aufregen.«
Für den Fall, dass es die Menschen noch länger geben sollte, sagt der Paläontologe Peter Ward von der University of Washington voraus, dass Agrarland das größte Habitat der Erde werden wird. Die künftige Welt, so meint er, wird geprägt sein von den wenigen Pflanzen und Tieren, die wir für Ernährung und Arbeit, als Rohstofflieferanten und Gefährten domestiziert haben, und von den Arten, die sich aus ihnen noch entwickeln.
Doch sollten die Menschen morgen verschwinden, sind noch genügend wild lebende Raubtiere vorhanden, um die meisten unserer Haustiere zu verdrängen oder aufzufressen, obwohl sich einige verwilderte Ausnahmen als erstaunlich überlebenstüchtig erwiesen haben. Die entlaufenen Pferde und Esel im Großen Becken der USA und in der Sonora-Wüste haben die Pferdearten, die Ende des Pleistozäns ausstarben, praktisch ersetzt. Die Dingos, ursprünglich die Gefährten südostasiatischer Händler, haben die letzten australischen Raubbeuteltiere ausgelöscht und sind schon lange die dominanten
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