Die Weltenwanderer
Zähne klapperten mittlerweile vor Kälte. Seine Gesichtshaut spannte schmerzhaft.
»Wenn ihr mich einen Augenblick entschuldigt«, murmelte Holly kleinlaut. »Mir ist furchtbar übel. Wartet kurz auf mich! Ich bleib in der Nähe.«
Erik rieb sich seine klammen Hände. »Soll ich mitkommen?«
»Nett von dir, aber ich übergebe mich lieber allein. Geht nur nicht weg!«
»Oh, Mann, ist das kalt«, stöhnte Erik. »Es tut schon weh, Luft zu holen.«
Adrian stampfte mit den Füßen und fluchte laut: »Scheiße! Verfluchte Scheiße! Wenn unser Lord uns nicht bald wegholt, schreibe ich einen gesalzenen Beschwerdebrief an den Rhanlord persönlich. Dies geht weit über jeden normalen Ausflug hinaus. Was treibt Aeneas nur? Der muss doch gemerkt haben, dass der Transport schief gegangen ist.«
Lennart wollte gerade etwas erwidern, als sie Hollys schrillen Schrei hörten. Anna formte sofort eine größere Lichtkugel. Gemeinsam rannten sie in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Ihre Gefährtin schien wie vom Erdboden verschluckt.
Erik brüllte aus Leibeskräften: »Holly? Holly, sag was!«
»Wo ist sie geblieben?«, schrie Adrian neben ihm und blickte in alle Richtungen. »Weit weg kann sie doch nicht sein.«
Erik machte einen Schritt ins Leere, schrie erschrockenen auf. Jemand packte seinen Arm und riss ihn zurück.
»Oh, Mann, danke«, brachte er heraus.
Lennart ließ ihn wieder los.
Erik sah nach unten. Direkt vor seinen Füßen tat sich ein Krater auf. Er war so groß, dass die Lichtkugel nur einen Teil von ihm beleuchten konnte, aber ohne das Licht war er trotzdem nicht zu sehen gewesen.
Lennart sah erst Erik und dann den Krater entmutigt an. »Ich glaube, ich weiß, wo sie geblieben ist.«
Alle starrten ihn in fassungslosem Entsetzen an.
Erik fasste sich als Erster wieder, legte sich platt auf den Boden dicht an den Rand des Kraters und brüllte wieder: »Holly?! ... Sag was! ... Holly?«
Sie lauschten mit angehaltenem Atem in die Stille.
Gerrit und Adrian legten sich zu Erik und versuchten, Geräusche zu vernehmen. Lennart suchte telepathisch nach Holly. Erik schrie pausenlos ihren Namen.
»Ich hab sie«, rief Lennart plötzlich. »Ich weiß nicht, wie es ihr geht, ich kann sie gerade mal so spüren. Der Krater muss unglaublich tief sein.«
»Oh, nein!« Annas Stimme klang verzweifelt.
»Wir müssen ihr helfen«, erklärte Erik heiser.
»Fragt sich nur, wie. Wenn wir hier rumstehen, bringt sie das nicht weiter, oder?« Adrian zuckte mit einem Seufzen die Schultern. »Ein Seil haben wir nicht. Was meint ihr? Sollen wir trotzdem versuchen, irgendwie runter zu kommen?«
Gerrit prustete hysterisch los. »Bist du irre? Wer ist so blöd und stürzt sich freiwillig in einen Krater?«
Fünf Augenpaare sahen in stummer Verzweiflung in den Abgrund.
»Wir«, brach Lennart endlich mit belegter Stimme das Schweigen und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Was kann es unten Schlimmeres geben als hier: gnadenlose Kälte in einem weiten, schwarzen Nichts.«
Vier Augenpaare wechselten die Blickrichtung.
Erik nickte spontan. Seine Stimme klang allerdings sehr dünn, als er erklärte: »Wir müssen runter.«
»Das ist nicht euer Ernst?«, kreischte Anna. »Lennart weiß nicht einmal, wie es Holly geht. Vielleicht ist sie schwer verletzt und wir brechen uns auch gleich sämtliche Knochen. Ich will da nicht rein, ich bin doch kein Kamikazeflieger. Das ist völlig verrückt. Da mache ich nicht mit.«
Gerrit schüttelte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf. »Ich auch nicht!«
»Du hast das eben sehr poetisch ausgedrückt, Lennart. Aber ich finde, Anna hat nicht ganz Unrecht. Wir sollten unser Vorgehen gewissenhaft diskutieren«, erklärte Adrian mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
Sein Trainer sah ihn versonnen an. »Es wird immer kälter und es wird, wie ihr sicher selbst bemerkt habt, immer schneller immer kälter. Ich fürchte, lange werden wir bei diesen Temperaturen nicht überleben. War das genug an Diskussion?«
»Aber wir wissen nicht, wie es unten ist. Wir können doch nicht einfach ... Oh, sag, dass das alles nicht wahr ist«, warf Anna ein und rüttelte an Lennarts Arm. »Vielleicht ist unten gar nichts. Vielleicht ist es sogar noch kälter. Lasst uns hier bleiben. Aeneas holt uns bestimmt bald ab. Er holt dann auch Holly.«
»Was heißt denn, unten ist nichts«, protestierte Erik. »Zumindest ist Holly da, und sie ist ganz allein, vielleicht sogar verletzt. Das können wir doch
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