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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Aeneas’ Augen erschien das Bild des Gesellschaftsraumes, in dem lachende Kindergartenkinder auf den Nikolaus warteten. Flammen züngelten an der Decke.
    »Magst du Grillfleisch, van Rhyn? Ich weiß, was du denkst. Du bist wirklich schnell, doch selbst du kannst mich nicht töten, bevor ich das Feuer entfessele. Mir reicht ein Fingerschnippen.«
    Aeneas’ Gedanken überschlugen sich. Er konnte sich den Angriff des Boten nicht erklären. Sollte er ihn bitten, sich zumindest um die verlorenen Jugendlichen kümmern zu dürfen. Er wusste, dass sie noch lebten, jedoch in Gefahr schwebten. Der Planet, auf dem sie gelandet waren, bot wenig Überlebenschancen. Ein unerklärbares Gefühl ließ ihn trotzdem schweigen.
    Marcks lachte kehlig auf. »Du würdest mich jetzt gern zerquetschen, nicht wahr? Dazu wird es nicht kommen. Bevor ich hierher kam, habe ich meine Feuerzauber überall im Haus verteilt. Die vergnügten Kinder werden auch nicht jeden Moment nach draußen stürzen. Sie können die Zauber nämlich gar nicht sehen. Siehst du, wie sie lachen und sich an ihrer Nikolausfeier freuen?«
    Aeneas schluckte schwer, als er die Kinder beim Blinde-Kuh-Spiel durch den Raum huschen sah.
    Der Bote genoss seine Überlegenheit sichtlich. »An fast gleicher Stelle stand ich hier vor Jahren schon einmal einem Ringlord gegenüber. Auch er dachte, er könnte mich besiegen. Du weißt inzwischen, wie es ausgegangen ist. Denk drüber nach! Noch während du zuschlägst, werden sich die Feuer rasend schnell ausbreiten. Selbst du kannst sie dann nicht mehr alle aufhalten. Es gab nur wenig Überlebende beim letzten Mal. Wie viele Kinder bist du bereit zu opfern?«
    Das Schwert in Aeneas’ Hand verschwand so plötzlich, wie es gekommen war.
    »Warum?« Er sah Marcks verwirrt an. »Warum tun Sie das? Wenn Sie mich hassen, dann töten Sie mich. Was haben die Kinder damit zu tun?«
    Der nahm mit einem Nicken die Kapitulation zur Kenntnis, erhob sich und lächelte kalt. »Du hast tatsächlich noch immer keine Ahnung, was? Du, Ringlord, bist nur eine durchaus willkommene Zugabe. Mir geht es in erster Linie um Eirik oder Erik, wie er hier genannt wird. Seine Mutter, Julia, war nicht nur eine begabte und angesehene Seherin der Marú, sie war auch meine Schwester. Dieser elende Duncan von Gandar«, er spuckte den Namen regelrecht aus, »hat sie belogen, betrogen und dazu gebracht, ihr eigenes Volk zu verraten. Natürlich wurde ihre Liebschaft entdeckt. Seine Strafe war lediglich, Rhanmarú verlassen zu müssen. Bei uns herrschen andere Gesetze. Unsere ganze Familie wurde geächtet und in die Ödnis gejagt. Meine Eltern überlebten dort nicht lange. Julia wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt und mit einem Kopfgeld zur Jagd freigegeben. Sie brachte sich um, bevor sie den Tod durch Himmelskraut erleiden musste. Eiriks Vater konnte ich hier töten. Doch auch dessen Saat durfte nicht aufgehen. Das war ich meiner Familie schuldig. Jahre hat mich die Suche gekostet.« Er schüttelte den Kopf. »Gleichgültig! Jetzt bin ich am Ziel.«
    »Der Junge hat sich seine Eltern nicht ausgesucht. Sie können ihn unmöglich für angebliche Vergehen seines Vaters bestrafen. Wollen Sie das Andenken an Ihre Schwester so beschmutzen? Er gehört zu Ihrer Familie.«
    Marcks lachte laut auf. »Was verstehst ausgerechnet du von Familie? Du kannst das Wort buchstabieren, das dürfte es auch gewesen sein. Unsere Eltern und ich, wir waren Julias Familie, wir haben sie geliebt. Das hat sie leider erst begriffen, als es längst zu spät war. Sie liebte Duncan, und er benutzte sie nur. Sie durfte hier seine Haushälterin spielen, er schwängerte sie, damit es kein Zurück mehr für sie gab. Ihren gemeinsamen Sohn verleugnete er. Sie fristete ein Leben im Schatten. Julia hat vor ihrem Tod ihren Ehemann und ihr unerwünschtes Kind verflucht. Nur Elend und Verderben brachten beide über sie. Ich wünschte, sie könnte miterleben, wie ich Vergeltung übe für das erlittene Unrecht. Ihr ist es nicht vergönnt, aber ich werde die Rache genießen und ihr damit einen Gruß in die Ewigkeit senden. Eirik wird nicht nur sterben. Dafür hat er mir zu viel Schwierigkeiten bereitet. Ich werde mit ihm spielen, Spaß haben und ihn erst beseitigen, wenn er mir langweilig wird.« Marcks rieb sich voller Vorfreude die Hände.
    Der Ringlord bekam unwillkürlich eine Gänsehaut. Er verwarf den letzten Gedanken daran, um Hilfe für die Verschollenen zu bitten. »Und Rufus?«, fragte er.
    »Er war

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