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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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gegenüberliegende Somalia generell eine Drehscheibe des Handelszwischen dem Indischen Ozean, Innerafrika und dem Mittelmeer. Jemen vermittelte den Kontakt von der Levante an die Ostküste Afrikas wie an die Westküste Indiens. Diese Handelskontakte liefen in dem Jahrtausend vor der Zeitenwende über die »Weihrauchstraße«. Voraussetzung dafür war nicht nur die Domestizierung des Dromedars, sondern auch die Entwicklung eines geeigneten Sattels für die Traglasten durch die südarabischen Nomadenvölker, die in die Zeit kurz vor 1000 fällt. Wichtige Zwischenstationen auf der Weihrauchstraße waren Medina bei Mekka und später auch die Felsenstadt Petra im damaligen Nabatäerreich (heute in Jordanien).
    Für unser kulturelles Gedächtnis ist die Weihrauchstraße durch den legendenhaften Besuch der Königin von Saba bei Salomo (Altes Testament) präsent. Falls ein jüdischer Herrscher Salomo auf eine historische Figur zurückzuführen ist, fällt das in die Zeit um 900 v. Chr. Die »Königin von Saba« verweist auf das antike Volk der Sabäer. Der Beginn der Geschichte verschiedener Stämme und »Reiche« im heutigen Jemen geht bis weit in die Bronzezeit zurück. Auch die Griechen und Römer kannten die Sabäer als Weihrauchhändler und außerordentlich wohlhabendes Volk. Die Römer bezeichneten den Südteil der Arabischen Halbinsel als Arabia felix (»glückliches Arabien«). Die berühmten Weltkulturerbe-Städte Sana’a, Zabid und Shibam mit ihren reich verzierten »Hochhäusern« zeugen vom früheren Wohlstand des heute völlig verarmten Jemen. Das Nachbarland Oman kann sich dank eines gewissen Ölreichtums leichter modernisieren.
    Weihrauch war immer schon ein begehrtes Luxusgut; ihn verschwenderisch einzusetzen und buchstäblich in Rauch aufgehen zu lassen, galt als ein Zeichen großen Reichtums. Das Räuchern der Altäre, Tempelinnenräume und Götterstatuen, nicht nur mit Weihrauch, sondern auch mit anderen Räuchermitteln, war eine verbreitete kultische Praxis der Antike. In der orthodoxen Kirche, die noch viel stärker als die katholische Kirche orientalische und spätantike Riten fortführt, gehörte das Räuchern stets zur Liturgie; bei den Orthodoxen aber überwiegend mit Benzoe - und nicht mit Boswellia -Harz. Die katholische Kirche hatte diese »heidnische« Praxis zunächst nicht übernommen, im Mittelalter dann aber eingeführt und beibehalten. Man hat Weihrauch in vielfältiger Weise symbolisch gedeutet: als Gegenwart Gottes, die sich durch Duft und Rauch so sinnlich wie »immateriell« erfahren lässt, als Aufsteigen der Gebete zu Gott.
    Im Islam hingegen, ebenfalls ein Erbe der spätantiken Kultur, gibt es keine kultische Verwendung des Weihrauchs, wohl aber in der arabischen Medizin. Daher ließen auch die Araber Weihrauch aus dem Süden kommen, allerdings per Schiff über das Rote Meer. Schon die Ptolemäer, die letzte Herrscherdynastie Ägyptens, die mit Kleopatra ausklang, hatte mit diesem Schiffstransport begonnen und damit den Niedergang der Weihrauchstraße eingeleitet.
    Weniger mit Weihrauch, dafür mit anderen Harzen und Duftstoffen ist die Räucherpraxis auch in Indien, besonders in den vielen Kultritualen des Hinduismus, und im Buddhismus bis in die Gegenwart gang und gäbe.
Myrrhe
    Weitere Harz-Räuchermittel sind unter anderem Benzoe vom Benzoebaum und Styrax vom Storaxbaum oder vom Amberbaum, die ganz ähnlich wie das Weihrauchharz gewonnen werden.
    Auch Myrrhe (von aramäisch murr für »bitter«) ist solch ein Harz eines ziemlich dornigen Balsambaumgewächses, der Commiphora myrrha . Der Baum hat praktisch das gleiche Verbreitungsgebiet wie Boswellia sacra , daher ist es kein Wunder, wenn beide in einem Atemzug genannt werden. Das aramäische Wort murr ging als Lehnwort in die griechische Sprache ein und wurde dort zu myron , woraus sich durch Bedeutungswandel im Griechischen der Allgemeinbegriff für »Parfüm« entwickelte.
    Als Tinktur wirkt Myrrhe desinfizierend und entzündungshemmend und wurde, wie Weihrauchharz, ebenfalls schon von den alten Ägyptern zur Mumifizierung verwendet. Heute ist sie ein wichtiger Grundstoff in der Parfümindustrie.

Jäger der Pflanzenschätze
Orchideen
    Die erste Orchidee, die in Europa Sensation machte, war eine blau-violettfarbene Schönheit aus Brasilien. Durch einen Zufall erhielt der englische Orchideensammler William Cattley 1818 eine Pflanzensendung und zog die Pflanze hoch, die eine große Blüte mit trompetenartiger Lippe

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