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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Aromatherapie.
Große Brennnessel
    Echtes Nesseltuch ist eine so gut wie ausgestorbene Gewebespezies, die aus der Großen Brennnessel (Urtica dioicea) gewonnen wurde. Heute wird mit »Nesseltuch« nur noch ein Baumwollgewebe bezeichnet: der einfachste, ungebleichte, ungefärbte, sozusagen »naturbelassene« Baumwollstoff in einfacher Leinwandbindung.
    Früher stellte man Nesseltuch tatsächlich aus diesen Nesselpflanzen her. Die Aufbereitung zur Faser verläuft ganz ähnlich wie bei Flachs und Hanf.
Jute
    Seit der Kolonialzeit spielen weltweit noch drei andere Faserpflanzen vor allem für die Herstellung von Seilen und Netzen eine Rolle: Jute, Manilahanf und Sisal.
    Die Heimat der Corchorus -Pflanze (ein Malvengewächs) und vor allem bis heute der Corchorus -Verarbeitung ist das Ganges-Gebiet im heutigen Indien und Bangladesch. Dort wurden die Stängel schon seit alters her für den lokalen Bedarf zu Jutefasern verarbeitet (und die Blätter übrigens auch als Gemüse verzehrt).
    In großem Maßstab maschinell zu Gewebe verarbeitet wurde die Jutefaser erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der schottischen Stadt Dundee: Dundee war Heimathafen einer der größten Walfangflotten jener Zeit. Weil man aus dem Walspeck sehr begehrtes, rußfreies Lampenöl herstellte, war der Walfang eine blühende »Industrie«. In dem Zusammenhang hatte man auch herausgefunden, dass sich mit Walöl getränkte Jutefaser zu sehr haltbaren Geweben verarbeiten ließ. Dundee erlebte durch diese Spezialindustrie einen bedeutenden Aufschwung; die Einwohnerzahl vervierfachte sich innerhalb weniger Jahrzehnte. Das bekannteste Juteprodukt sind die Säcke, in denen Kaffeebohnen transportiert werden.
    Jute ist nach der Baumwolle mittlerweile die weltweit zweitwichtigste Pflanzenfaser, die zu Gewebe verarbeitet und als Rohstoff für andere Zwecke genutzt wird, und das, obwohl sie sich gerade als Verpackungsmaterial nur schwer gegen synthetische Fasern behaupten kann.
    Die Aktion »Jute statt Plastik« war 1978 in Westdeutschland, Österreich und Schweiz der Startschuss für die schon Anfang der Sechzigerjahre in den Niederlanden begründete Fair-Trade-Bewegung.
Manilahanf
    Manilahanf ist kein Hanfgewächs, sondern ein Bananengewächs, ebenfalls aus Ostasien. Die unbotanische Bezeichnung zeigt, dass »Hanf« früher fast als Synonym für Seil gebraucht wurde, als dieses Material dafür viel alltäglicher war. Manila bezieht sich auf die philippinische Hauptstadt. Die Philippinen sind die Heimat von Musa textilis , auch Abacá genannt. Die Blätter ähneln sehr den Bananenblättern. Sie werden abgeschnitten, die Fasern herausgelöst und getrocknet. Manilaseile und -netze sind sehr resistent gegen Salzwasser.
    Ein Großteil der Fasern wird jedoch zu Pulpe verarbeitet, dem Ausgangsstoff für die Papierherstellung, und hier wiederum besonders für dünne Filterpapiere, im Alltag überaus gegenwärtig in Form von Teebeuteln und Zigarettenpapier. Ein feststehender Begriff im Englischen ist manila oder manila envelope . Das bedeutet nichts anderes als » DIN-A 4-Umschlag«. Ihre gelbliche Einfärbung ging früher auf die Verwendung von Abacá -Pulpe bei der Herstellung zurück. Das war so charakteristisch für diese Umschläge, dass sie immer noch bräunlich oder gelblich eingefärbt werden, obwohl sie als heutiges Industriepapier aus Holzzellstoff produziert werden.
Sisal
    Sisal wird aus den Blättern einer Agavenpflanze gewonnen, der treffend so genannten Sisal-Agave. Denn »Sisal« ist der Name einer mexikanischen Hafenstadt im Süden Mexikos, und dort, an der Grenze zu Guatemala, liegt die Heimat dieser Agave. Pflanzenverwandte sind beispielsweise die Yuccapalmen, die aber botanisch gesehen keine »Palmen« sind, sondern, wie die Agaven, zu den Spargelgewächsen zählen. Agaven, Yucca und Kakteen sind charakteristische Pflanzen des südamerikanischen Kontinents und Mittelamerikas.
    Die Blätter vieler Agaven, auch der Sisal-Agave, erinnern in ihrer Form an Schwertklingen. Sie werden abgeschnitten und zur Faser aufbereitet, können aber nicht zu Textilfasern versponnen werden, weil sie dafür zu rau und zu kurz sind. Die Sisalfasern werden zu Faserbündeln zusammengeschlossen und diese dann zu Seilen und Geweben verarbeitet. Der Vorteil von Sisal ist, dass die Faser besonders zäh und strapazierfähig ist, wie man es bei uns vor allem vom Sisalteppich, einer beliebten Auslegeware her kennt.

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