Die Weltgeschichte der Pflanzen
Frauenzigarette (Werbespruch: Mild as May ). Auch Filterzigaretten (seit 1954) galten zunächst als rein feminin. Philip Morris erzielte dann mit seinem völligen Imagewandel der Marlboro-Marke zum Cowboy-Attribut den vermutlich größten Werbeerfolg aller Zeiten, denn er katapultierte die wortkarge Marke – nicht auf Anhieb, aber dafür umso nachhaltiger – zur bis heute mit Abstand meistverkauften Zigarettenmarke weltweit.Der Mann hinter diesem Erfolg heißt Leo Burnett (1891-1971). Es war und ist der klassische Fall der Emotionalisierung einer Marke. Burnetts Wahlspruch lautete: Make it simple.
Der weltweit größte Tabakproduzent mit 40 Prozent ist China vor Brasilien, das nur ein Drittel des chinesischen Anbauvolumens erreicht, dann folgen Indien, die USA und die EU (vor allem in den Balkanländern). Die wichtigsten Tabakimporteure sind Japan sowie die vier großen europäischen Länder Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien. Bis 2010 wurde der Tabakanbau von der EU mit Subventionen in Höhe von einer Milliarde Euro unterstützt. Das aber ist nun vorbei.
Staatliche Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden, Werbeverbote, plakative Warnhinweise auf Zigarettenverpackungen, Aufklärung über die Gesundheitsrisiken und gesellschaftliche Ächtung (»Du rauchst?«) schränken den Tabakkonsum ein. Doch bisher musste deshalb noch keiner der großen Tabakkonzerne in Konkurs gehen. Die jährliche Zigaretten-Weltproduktion beträgt 4700000000000 Stück.
40 Stück Würfelzucker pro Flasche
Tomate
Vor dem Zweiten Weltkrieg und auch noch in der Nachkriegszeit hätte kaum jemand in Mitteleuropa gewusst, was Pizza oder Spaghetti mit Tomatensoße sind. Auch Ketchup, die Würzsoße mit südostasiatischer Herkunft und langer kolonialbritisch-amerikanischer Tradition, kannte man im alten Europa nicht. Tomatenketchup verbreitete sich erst nach 1945 durch die amerikanischen Soldaten in Europa. Dann setzte in den Sechzigerjahren das Italien-Fieber ein. Die nordalpinen Europäer reisten über die Alpen gen Süden und lernten im gerade anhebenden Zeitalter des Massentourismus die Capri-Fischer, den Chianti und die einfachen Freuden der italienischen Küche kennen.
Wegen ihrer Allgegenwärtigkeit meint man, die Italiener, vielleicht sogar die alten Römer, hätten immer schon Spaghetti mit Tomatensoße gegessen. Für die Römer der Antike trifft dies keinesfalls zu, da die Tomate erst nach Kolumbus aus der Neuen Welt kam. Aber seitdem hätte sich der in Italien immer sehr rührige Gartenbau der Pflanze doch annehmen können! Weit gefehlt. Auch Goethe bekam in Rom weder das eine noch das andere vorgesetzt. Er hätte das in seiner Italienischen Reise sonst sicher angemerkt.
Der Tomatenboom begann auch erst so richtig Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwar stammt tomatl aus der alten Aztekensprache Nahuatl, die Bezeichnung wurde aber erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Davor hatte die Frucht, die man lediglich als Zierpflanze schätzte, viele Namen.
Die Tomate ist im nördlichen Südamerika und Mittelamerika heimisch. Wie beim Mais war das Tehuacán-Tal im südlichen Mexiko ein frühes Hauptanbaugebiet. Auch die Maya pflanzten sie an.
Schon bald nach ihrer Entdeckung ist sie in den Kräuterbüchern der Spätrenaissance um 1550 mehrfach belegt und abgebildet, gerne unter der Bezeichnung Poma aurea (»Goldener Apfel«) oder »Liebesapfel«, wohl verbunden mit der damals noch als Tatsachenbericht verstandenen Vorstellung, dieser schöne rote Apfel sei es gewesen, den Eva im Paradies vom Baum der Erkenntnis gepflückt habe. Von Poma aurea leitet sich der heutige italienische Name der Pflanze ab: pomodoro . Auch »Paradiesapfel« hatte sich eingebürgert und ist in österreichisch Paradeiser gegenwärtig geblieben. Eine weitere der frühen Benennungen war »Peru-Apfel«, während ein Taxonom des 18. Jahrhunderts den Begriff »Wolfspfirsich« ( Lycopersicon ) favorisierte. Das wurde Bestandteil des Namens in der botanischen Nomenklatur ( Solanum lycopersicum ).
Eine Wildtomate hat man bisher nicht gefunden, daher sind der genaue Ursprungsort oder die Ursprungsregion nicht mehr feststellbar. Viele Autoren nehmen Zentralmexiko an, was aber keineswegs bewiesen ist, da die dortige indigene Bevölkerung eine andere Frucht bevorzugte und bevorzugt anbaute, die hier wenig bekannte Physalis (»Erdkirsche«, eine Frucht mit Stachelbeeraroma).
Die Abbildungen in den Renaissance-Kräuterbüchern zeigen auch, dass die Indianertomaten
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