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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Spanien (knapp drei Millionen Tonnen) und das Orangen-Heimatland China mit knapp zwei Millionen Tonnen, ungefähr gleichauf mit Iran und Italien.
Bitterorange
    Bitterorangen werden auch Pomeranzen genannt. Sie sind ebenfalls eine Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse. Das Wort ist pures Latein: pomum bedeutet »Apfel«, aurantium heißt »golden«. In Antike und Mittelalter neigte man dazu, runde Früchte ab einer gewissen handlichen Größe als »Apfel« zu bezeichnen. So war es bereits beim »Persischen Apfel« ( malum Persicum für »Pfirsich«), beim »Armenischen Apfel« (»Aprikose«) und so würde es noch beim Erdapfel (»Kartoffel«) und beim sinaasappel sein. Die orangefarbenen Goldäpfel wurden in der blühenden Fantasie der Europäer auch gleich wieder mit dem Paradiesapfel verknüpft oder mit den lebensverlängernden goldenen Hesperidenäpfeln der griechischen Mythologie, die zu stehlen nur Herkules gelungen war: Er hatte dafür den Altgott Atlas vorgeschickt und von ihm kurzfristig das Tragen des Himmelsgewölbes übernommen. Diese Goldäpfel-Episode war früher so allgemein bekannt wie heute nurnoch die Troja-Sage. Für die europäischen Monarchen, die sich gern als neue Herkulesse darstellen ließen, lag es nahe, goldene Hesperidenorangen im Garten aufzustellen.
    Das aus der Weihnachtsbäckerei bekannte Orangeat ist kandierte Pomeranzenschale und keine Süßorangenschale, und auch die englische Orangenmarmelade wird aus Pomeranzen hergestellt (siehe das Kapitel »Quitte«). Außerdem ist Pomeranzen(blüten-)extrakt ein wichtiger Ausgangsstoff für die Parfümherstellung.
Zitrone
    Die für die Zitrusfrüchte namengebende Zitrone ist nicht die »Mutter der Zitruspflanzen«, sondern ebenfalls aus einer Kreuzung entstanden – der Bitterorange mit der Zitronatzitrone, einer sehr großen, dickschaligen Zitruspflanze. Diese Zitronatzitrone war auch die erste, welche nach Europa gelangte – im Gefolge der Alexanderzüge. Die hellenistischen Griechen nannten sie Citrus medea , da sie annahmen, sie stamme aus dem vorderasiatischen Medien, einem Kerngebiet Persiens. Das Wort Citrus leitet sich von »Zeder« (griechisch kédros , lateinisch cedrus ) her, weil man sie wegen des aromatischen Dufts mit diesem Baum verglich. Von den Griechen wurde diese erste ihnen bekannt gewordene Zitrusfrucht natürlich auch wieder »Apfel« genannt: kedromelon (»Zedernapfel«). Praktischerweise kürzten das schon die Römer zu citrus ab.
    All das bezieht sich auf die (grüne) Zitronatzitrone, nicht auf die (gelben) Zitronen. Ihre Kreuzung mit der Bitterorange, die überhaupt erst zu der uns bekannten Zitrone führte, erfolgte sicher erst nach der Entstehung der Orange und wiederum im chinesisch-indischen Südost-Himalaja-Gebiet.
    Laimun ist das arabische Wort für Zitrone; genauso verwenden es die Franzosen und die Engländer: lémon und lemon . Von daher wiederum das Wort »Limonade«. Im Deutschen ist laimun die Bezeichnung für die Cocktail-Zitrone, die grünschalige Limette.
Mandarine
    Sie ist sozusagen die Mutter der Orangen und ebenfalls in den südlichen Himalaja-Abhängen beheimatet. In China wird sie schon in einer mythischen Geschichtszeit erwähnt, die im Abendland der Zeit des Trojanischen Krieges entspricht (um 1200 v. Chr.) Die Mandarinen-Kultivierung ist also sehr alt.
    Ob der europäische Name der Frucht mit dem ebenfalls europäischen Wort für den hohen chinesischen Würdenträger »Mandarin« in Verbindung steht, ist umstritten. (Jedenfalls heißt Mandarin auf Chinesisch nicht »Mandarin«, sondern die chinesische Amtsbezeichnung für diese Würdenträger lautet guan .) Ganz im Gegensatz zu ihrem hohen Alter und zu ihrer Bedeutung in China und Japan wurde die Mandarine aber erst kurz nach 1800 in Europa bekannt.

O’zapft is!
Gerste
    Lange bevor einige clevere Wildgrassamen-Sammlerinnen sich zu Jungsteinzeitbäuerinnen emanzipierten und die ersten Süßgräser als Getreide anbauten, hatten clevere Jäger und Sammler bereits festgestellt, dass Getreide »natürlich« vergärt, wenn es feucht ist – dank der in der Luft immer umherschwebenden Hefepilze. Die Menschen im Nahen Osten, wo sich die ersten Spuren dieser Entdeckung nachweisen lassen, hätten nicht von »Vergärung« oder gar »Fermentation« gesprochen. Aber sie kannten den Vorgang samt seiner Wirkung und wussten ihn zu nutzen.
    Beim Backen wie beim Brauen wird Getreideschrot beziehungsweise Getreidemehl mit Wasser vermischt. Lässt man diesen

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