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Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf: Zitelmann
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Eltern und Kindern,
     zwischen dem älteren und dem jüngeren Bruder, zwischen Freunden. Alle Beziehungen außer der Freundschaft gründen sich auf
     Autorität. Dabei betont Konfuzius die loyale Unterordnung gegenüber den Respektspersonen, verlangt von diesen umgekehrt aber
     auch Milde und Wohlwollen im Umgang mit den ihnen Unterstellten. Die Idealfamilie des Konfuzius umfasst drei oder vier Generationen,
     wobei den Männern die Autorität zusteht. Den Gehorsam als wichtigste Pflicht der Kinder hoben später die Schüler des Konfuzius
     hervor.
    |27|
    Konfuzius (links) sagte: »Heute habe ich Laotse gesehen. Er ist ein Drache.«
    |28| Lichtjahre liegen zwischen Laotse und Konfuzius! Das war auch Tschuangtse, dem Schüler Laotses, bewusst. An ihn wandte sich
     einmal ein Regierungsbeamter, der nach den Pflichten der Liebe fragte. »›Tiger und Wölfe sind liebende Wesen!‹, sagte Tschuangtse.
     ›Wie meint Ihr das?‹, wollte der Beamte wissen. ›Der Tiger liebt sein Junges, wieso soll er kein liebendes Wesen sein!‹, sagte
     Tschuangtse. ›Und was ist mit der vollkommenen Güte?‹, fragte der Beamte. ›Vollkommene Güte kümmert sich nicht um Verwandtschaftsbeziehungen!‹,
     antwortete Tschuangtse. ›Aber ich habe sagen hören, dass man ohne Verwandte keine Liebe hat und ohne Liebe keine Kindesliebe;
     wie könnt Ihr sagen, dass der vollkommen gütige Mensch keine Kindesliebe hat?‹, fragte der Beamte. ›Das versteht Ihr nicht‹,
     sagte Tschuangtse. ›Vollkommene Liebe ist wirklich das Höchste. Sie steht viel höher als Kindesliebe. Die Kindesliebe, von
     der Ihr sprecht, genügt nicht. Sie bleibt hinter der echten Liebe zurück!‹«
    Tschuangtse spielt hier auf den Urzustand der Menschheit an. »Damals glich der Herrscher dem Wipfel eines Baumes, und das
     Volk lebte wie das Wild im Wald. Die Leute taten das Rechte und wussten nicht, dass das Gerechtigkeit heißt. Sie waren einander
     gut und wussten nicht, dass das Menschlichkeit heißt. Sie baten einander um Hilfe und wussten nicht, dass das Hilfsbereitschaft
     heißt. Darum ließ ihr Tun keine Spuren zurück.« Mit einer derart anarchischen Philosophie war kein Staat zu machen – und ließ
     sich auch kein autoritärer Staat führen. »Ein großes Land regieren ist wie das Bereiten eines Fischgerichts, das heißt, man
     darf nicht zu viel darin herumrühren«, schreibt Laotse. Wir begegnen seinem Wu-wei, dem Prinzip der Zurückhaltung, jetzt also
     auch in seiner Staatsphilosophie: »Der beste unter den Fürsten ist der, dessen Existenz man gar nicht merkt.« Das steht in
     krassem Gegensatz zu den Herrschern aller Zeiten. Die Pharaonen in Ägypten ließen sich durch Pyramiden verherrlichen, die
     römischen Caesaren wollten als Götter angebet werden, unsere Politiker sind mediensüchtig.
    |29| Gelegentlich ließen sich zwar auch die chinesischen Herrscher mit dem Taoismus ein, ein dauerhaftes Verhältnis wurde daraus
     jedoch nie. Der Konfuzianismus eignete sich besser, das riesige Reich der Mitte zu regieren. China zählte zu Beginn unserer
     Zeitrechnung schon mehr als 57 Millionen Einwohner. Nur ein durchgreifendes Ordnungsprinzip, wie es der Konfuzianismus anbot,
     konnte den staatlichen Zusammenhalt gewährleisten.
    Laotse, der Unbekannte
    Ich wüsste gern mehr über Laotse, der den Mut hatte, Einfachheit zu predigen und sich aller Überregulierung im privaten wie
     im öffentlichen Leben zu widersetzen. Leider wissen wir nur wenig über ihn, nicht einmal seine Lebensdaten wissen wir genau.
     Folgt man seiner ersten Lebensbeschreibung, wurde »Meister Lao« einige Zeit vor dem großen Mauerbau des Kaisers Shi Huangdi
     (221 – 210 vor unserer Zeit) in Mittelchina südwestlich des heutigen Peking geboren. Als reisender Philosoph diente er verschiedenen
     Herrschern als Regierungsberater. Doch er stieß auf taube Ohren. Die »balkenstarken« Herren hatten ihre eigene Vorstellung
     von der Regierungskunst. Enttäuscht über seine Misserfolge soll Meister Lao im hohen Alter das Land Richtung Westen verlassen
     haben. Ehe er im Ungewissen verschwand, vertraute er einem Zollwärter das Büchlein von der »Theorie und Praxis des Tao« an,
     so will es die Überlieferung. Ein vages Geburtsdatum und die Flucht: Das ist schon alles, was wir an Fakten über Meister Lao
     in der Hand haben. Einige Wissenschaftler halten Laotse sogar für eine durch und durch fiktionale Figur. Und ob die Erzählung,
     dass er sein Büchlein auf der Flucht einem

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