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Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf: Zitelmann
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zum Opfer dar. Teile davon verbrannte der Priester auf
     dem Altar, den Rest verzehrte die Familie zusammen mit »ungesäuertem Brot«, das sie an das Elendsbrot der Sklaverei erinnern
     sollte. Seitdem der Tempel in Jerusalem im Jahr 70 unserer Zeit endgültig zerstört wurde, begehen die Familien das Fest als
     häusliche Feier. Der Vater ist gehalten, den Seinen während der Mahlzeit aus der Geschichte Israels zu erzählen, Moses Befreiungstaten
     und die Tora-Offenbarung wieder neu in Erinnerung zu rufen.
    Unter den Zehn Geboten befindet sich das Sabbat-Gebot: »Achte auf den Sabbattag, dass du ihn heilig hältst, wie dir Jahwe,
     dein Gott, geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und deine Werke tun. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, Jahwe, deinem
     Gott, geweiht. Da sollst du keine Arbeit verrichten, weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter noch dein Sklave, noch deine
     Sklavin, noch dein Rind, noch dein Esel, noch all dein Vieh, noch der Ausländer in deinen Toren, auf dass dein Sklave und
     deine Sklavin ausruhen wie du. Denke daran, dass du Sklave im Land Ägypten gewesen bist und dass Jahwe, dein Gott, dich von
     dort herausgeführt hat mit starker Hand und ausgerecktem Arm. Darum gebietet dir Jahwe, dein Gott, den Ruhetag zu halten.«
     Durch das Sabbat-Gebot unterscheiden sich die Juden von allen umliegenden Völkern. Der Mensch ist kein Arbeitstier, er hat
     spirituelle Bedürfnisse, die über seinen Alltag hinausweisen. Im Sabbat-Ruhetag sehe ich die größte sozialpolitische Erfindung
     aller Zeiten.
    Moses selbst erreicht das Gelobte Land nicht. In den Bergen jenseits des Jordans stirbt er in den Armen seines Gottes. Seinem
     Nachfolger Josua gebietet Jahwe, an der Spitze des Gottesvolkes Palästina zu erobern. Die Ureinwohner, die Kanaanäer, wohnen
     verteilt über sieben Stämme in 31 befestigten Städten, jede von einem eigenen König regiert. Ehe Josua das Land betritt, schickt
     er |85| ihnen eine Botschaft: Unser Gott hat uns dieses Land zum Eigentum gegeben, wir beanspruchen jetzt unser Erbe, verlasst in
     Frieden unser Land! Natürlich widersetzen sich die Bewohner. Jahwe aber hatte den Josua angewiesen, die Einwohner wenn nötig
     mit Gewalt zu vertreiben, denn mit den schlechten Sitten und götzendienerischen Kulten der Kanaanäer sollten die Juden nicht
     in Berührung kommen. Und Josua gelingt es, mit Gottes Hilfe fast alle Einheimischen zu vernichten oder zu vertreiben.
    Einige Generationen lebten die Juden nur lose organisiert in Stammesverbänden in den Bergen und Ebenen des Landes. Dann erschienen
     an der Mittelmeerküste die Philister, ein seefahrendes Volk aus dem Norden, und siedelten dort. Nach ihnen nannten die Herrscher
     Roms später die Region Philisterland, und daraus wurde der heutige Name Palästina. Die Philister waren den Juden in der Technik
     weit voraus, kannten bereits Stahl und Eisen. Als sie anfingen, die Nachkommen Abrahams zu bedrängen, schlossen sich die Juden
     zu einem Königreich zusammen.
    Saul, ihr erster König, regierte glücklos und nur wenige Jahre. An seine Stelle trat David. Nach einem verwegenen Kampf gegen
     den Philister-Riesen Goliath diente er sich vom Schafsjungen bis zum Guerilla-Führer hoch, bis ihm endlich die Königswürde
     zufiel. Er hatte Glück. Die beiden Großmächte der Zeit, das Zweistromland im Osten und das Pharaonenland am Nil im Süden,
     steckten gerade in einer Krise, und so konnte David sein Herrschaftsgebiet beträchtlich über das jüdische Kernland ausdehnen.
     Zu seiner Hauptstadt wählte er das kanaanitische Jerusalem, das ihm durch einen Handstreich zugefallen war. Auf seiner höchsten
     Erhebung errichtete sein Sohn Salomo dem Gott Israels ein prächtiges Tempelgebäude – an der Stelle, wo einst Abraham seinen
     Sohn Isaak festgebunden hatte, um ihn Gott als Opfer darzubringen. Im hintersten Raum des Tempels, im Allerheiligsten, fand
     die kostbare Truhe mit den Gesetzestafeln vom Sinai ihren Platz. Sie verbürgte die Gegenwart des unsichtbaren Gottes, denn
     Götterbilder, wie sie andere Religionen kennen, sind dem jüdischen Glauben verpönt.
    Eine Katastrophe bahnt sich an
    Die Bevölkerungszahl des Landes schnellte unter David und Salomo steil nach oben. Israel durchlebte einen der glanzvollsten
     Abschnitte seiner Geschichte. Doch schon bald nach dem Tod Salomos zerfiel das Reich in zwei rivalisierende |86| Einzelstaaten. Man schrieb ungefähr das Jahr 950 vor unserer Zeit. Der nördliche Landesteil,

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